Zum 45. Mal wurden die Adolf Grimme-Preise vergeben, der wichtigste deutsche Fernsehpreis. Wie in jedem Jahr kritisierte das Institut den TV-Bereich Unterhaltung: Hier gibt es einen Mangel an Innovation und kreativem Witz. Stimmt: Das spüren wir täglich. Aber es gibt auch Perlen, die leider unter den ganzen Eventfilmen verloren gehen. 5 Preise wurden für ganz unterschiedliche Geschichten vergeben.
Der Zweiteiler Teufelsbraten erzählt vom Ausbrechen einer jungen Frau aus den Konventionen ihres bildungsfernen Elternhauses. Wholetrain zeigt das Doppel-Leben einer Graffiti-Sprayer-Gang zwischen Alltagsfassade und illegaler Leidenschaft. Der Fernsehfilm Ihr könnt euch niemals sicher sein blickt auf einen rebellischen und wütenden Schüler, der von seinem immer panischer reagierenden Umfeld als potenzieller Amokläufer verdächtigt wird. In Das wahre Leben inszenieren die Filmemacher ein bissiges Porträt einer kommunikationsgestörten deutschen Mittelstandsfamilie. Und in Die zweite Frau wird auf ein deutsch-rumänisches Paar geschaut, das über eine Heiratsvermittlung zusammenfindet und mit dem neuen Leben ebenso zu kämpfen hat wie mit dem alten, verkörpert durch die eifersüchtige Mutter.
Eine Spezial-Auszeichnung geht für Buch, Regie und Darstellung an die Rubrik Johannes Schlüter innerhalb des politischen NDR-Satiremagazins Extra 3. Der andere Unterhaltungspreis geht an das Team der RTL/ORF-Serie Doctor’s Diary. RTL stellt damit die einzige preisgekrönte Produktion eines kommerziellen Senders im aktuellen Grimme-Jahrgang.
Im Bereich Information & Kultur sieht laut dem Institut besser aus als in den Unterhaltung. Hier dominieren eindringliche Bilder, aufrüttelnde Themen und beeindruckende Schicksale; großes Thema ist die Globalisierung. Sonbol – Ralley durch den Gottesstaat zeigt eine 35-jährige iranische Zahnärztin, die sich nicht anpassen will und doch den Traditionen ihres Landes in vielem verhaftet bleibt. Der große Ausverkauf zeigt die Folgen wirtschaftlicher Privatisierung an vier Beispielen in der ganzen Welt, anrührend, tragisch, aufrüttelnd und mit beeindruckenden Bildern. In Losers and Winners wird die Demontage der Kokerei “Kaiserstuhl” in Dortmund gezeigt: Das stillgelegte Werk wurde von China gekauft und soll dort wieder aufgebaut werden. Der Film Leben und Sterben für Kabul zeigt den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan und konfrontiert den Zuschauer mit ungewohnten Bildern und Fragen.
Der 45. Adolf-Grimme-Preis wird am 3. April 2009 in Marl verliehen. Die Moderation des Abends übernimmt Barbara Schöneberger.