Berlinale Talent Campus: Tilda, Shorts und tote Darlings

10.02.2009 - 14:17 Uhr
Tilda Swinton im Gespräch
Berlinale Presse
Tilda Swinton im Gespräch
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THEMA » Tilda Swinton kann nicht schauspielern und warum wir töten, was wir lieben

Alle sprechen von der Berlinale. Roter Teppich hier. Blitzlichtgewitter dort. Doch neben Stars, Sternchen und der Frage, wer nun im Wettbewerb gewinnen mag, spielt sich auf Nebenschauplätzen etwas ab, das mindestens genauso spannend ist: Der Berlinale Talent Campus. Bereits zum sechsten Mal bietet er jungen Filmemachern, Filmfans, interessierten Einsteigern, aber auch Medienprofis die Möglichkeit sich auszutauschen und dazu zu lernen.

Das Talent Campus bietet für die Dauer der Berlinale hochkarätig besetzte Seminare, Vorlesungen, Crash-Kurse zu allen Themen des Filmemachens – von der Finanzierung, über den Schnitt, den Vertrieb, die Auswahl der richtigen Kamera, was man beim Besetzen eines Films erleben kann und worauf man beim Dreh einer Doku gefasst sein muss.

Die Ansprache ist dabei bewusst professionell, doch nicht elitär gehalten. Die Veranstaltungen tragen kuriose, aber auch ironische Titel: “The Indie Filmmakers Guide thru the Internet” offenbart Wege zur Selbstvermarktung Online, bei “Kill your Darlings” erzählt eine Cutterin davon, wie schwer es mitunter sein kann, den richtigen Schnitt für einen Film zu erarbeiten. Bisweilen muss man sich eben von seinen Darlings, den liebgewordenen Szenen trennen, wenn sie der Erzählfluss im Wege stehen.

Für kurze Zeit umweht das Berliner Veranstaltungszentrum HAU (Hebbel am Ufer), mit seinen drei Sälen echtes Uni-Gefühl. Regiestudenten, Cutter, Werber, Filmfans, Dokumentarfilmer aus aller Welt bevölkern die Flure und Cafes, reden miteinander und mit den Dozenten, die bisweilen noch bereitwillig nach den Veranstaltungen Auskunft geben.

Doch nicht nur Profis kommen auf ihre Kosten, auch wer sich “nur” fürs Filme anschauen interessiert, findet im Campus-Programm spannende Programmpunkte. In der Reihe “In the Limelight” lassen sich Regisseure und Stars in die Karten gucken. Am Sonntag erzählte Bertrand Tavernier vom politischen Auftrag des Filmemachers, seinen Erfahrungen im Filmbusiness und seinen familären Prägungen und gestern plauderte die undivenhafte Diva Tilda Swinton über ihre Karriere.

Mit trockenem Humor und einer gewissen Kocketterie bestand sie darauf, vom Schauspielern so gar keine Ahnung zu haben. “I don’t act, I don’t like acting, I play!” offenbarte sie grinsend. Mit Schaupielern, die völlig in ihrer Rolle aufgehen und es schwer finden danach wieder sie selbst zu sein, konnte sie nie soviel anfangen. Mit Blick auf eines ihrer Frühwerke von Derek Jarman, aus dem gerade ein Ausschnitt gezeigt wurde, sagt sie: “Auf eine Super 8-Kamera zuzukriechen, kann man nicht wirklich schauspielern nennen.”

Swinton nimmt ihren Job ernst, betont aber immer das spielerische Element. Ihre Mainstream-Karrie in Filmen wie Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia, Constantine oder Michael Clayton sieht sie dabei durchaus pragmatisch. Sie erhöhen ihren Marktwert und erleichtern es ihr, die Projekte umzusetzen, die sie wirklich interessieren. Zum Beispiel die Stiftung 8 1/2, die Kindern zu ihrem achteinhalbsten Geburtstag einen Film schenken will. Und zwar einen Kinderfilm, den sie sonst nicht sehen könnten. Anspruchsvolle, spannende und phantasievolle Filme jenseits von Disney, Pixar und der industrialisierten Fantasie Hollywoods. Sie grinst, als sie erzählt, das ihre Kinder den Narnia-Film nicht im Kino sehen wollten: Viel zu laut.

Noch bis Donnerstag findet der Berlinale Talent Campus statt. noch gibt es Restkarten für einzelne Veranstaltungen. Wer sich informieren möchte, findet HIER ALLE INFOS

Übrigens hat Tilda Swinton im vergangenen Jahr ihr eigenes Filmfestival ins Leben gerufen. Im März 2009 soll es zum zweiten Mal in Prag stattfinden, nachdem die Premiere in Schottland aufgelegt wurde.

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