CSNY - Ein Déjà Vu der Vaterlandsverräter?

10.07.2008 - 08:10 Uhr
Crosby, Stills, Nash & Young
Arsenal Filmerleih, Tübingen
Crosby, Stills, Nash & Young
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NEWS» Von wegen alte Rocker! Eher weißhaarige Musiker in Höchstform.

2006 brechen Crosby, Stills, Nash & Young zu ihrer “Freedom of Speech”-Tournee auf; gespielt haben die vier Musiker in Nordamerika. Sie gelten als Sprachrohr der 68-Generation mit Songs gegen den Vietnam-Krieg und wunderschönen Liebesballaden. Heute sind ihre Lieder Klassiker, etwa Ohio, eine Kritik an raue Polizeigewalt oder Find the Cost of Freedom, eine Trauerklage zu Massakern im Vietnam-Krieg.

Und so ziehen zu Zeiten des Irak-Krieges Tausende wieder in ihre Konzerte. Viele haben unter Protest diese aber auch wieder verlassen, weil CSNY nicht den Mund halten: Neil Young, Frontleader und Herzstück der Gruppe, spricht unumwunden von der Absetzung Georg W. Bushs: Let’s impeach the president lautet einer der radikalsten Songs. Das ist dann doch einigen patriotisch gesinnten Amerikanern zu viel; sie beschimpfen den Sänger als Vaterlandsverräter. Mit bei der Tour ist als “eingebetteter Reporter” der Fernsehjournalist Mike Cerre. Aus seiner Perspektive blicken wir als Zuschauer auf die Reaktionen des Publikums.

Neil Young hat diese Szenen in dem äußerlich eher unspektakulären Konzertfilm Crosby, Stills, Nash & Young – Déjà Vu gelassen. Er fungiert selbst als Regisseur unter dem Pseudonym Bernard Shakey, befragt kritisch seinen Protest und sein Credo lautet: Auch Kritik und Ansichten Andersdenkender müssen gehört werden können. Politisch ist der Film überaus sehenswert, denn er ist mehr als “nur” ein Konzertmitschnitt. Die alten Männer lassen sich nicht den Mund verbieten, sind heute so politisch wie vor 40 Jahren. In der Dokumentation kommen zahlreiche Menschen zu Wort, an denen der Krieg nicht spurlos vorbei gegangen ist. Soldaten erzählen von ihren erschütternden Erlebnissen, Mütter betrauern ihre Söhne. Nachrichtenbilder von den Schrecken des Krieges bebildern die Songs. George W. Bush darf noch mal seine Triaden über die Massenvernichtungswaffen der Al-Quaida loslassen, an die sowieso niemand mehr glaubt. Living with War heißt das Album, das zur Tour herauskommt und viel diskutiert wird.

Schon die drei Country-Sängerinnen der Dixie Chicks sahen sich in den USA einem Boykott ausgesetzt als sie davon sprachen, dass sich der amerikanische Präsident für seine Kriegstreiberei schämen soll. Wie schon in ihrer Dokumentation The Dixie Chicks: Shut Up & Sing zeigt sich auch hier, dass Musiker für ihr politische Meinung einstehen und damit Millionen Menschen zum Nachdenken anregen können. Wenn dies Musik oder Film erreicht, ist schon viel gewonnen, meint Neil Young.

Hier könnt Ihr Euch einige Songs anhören

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