Heutzutage werden nicht nur noch einfach Filme gemacht, nein, eine Graphic Novel wird erstellt, eine App gebaut und der passende Dokumentarfilm dazu gedreht. Diese Verbindung zwischen Text, Bild und Bewegtbild wird als ‘crossmedial’ bezeichnet. Wagnerwahn ist ein solches crossmediales Filmprojekt und wird heute, zum 200. Geburtstag des deutschen Komponisten Richard Wagner vorgestellt. Arte – der Sender ist auch Produzent – sendet den Wagnerwahn heute Abend um 20.15 Uhr. Im Gegensatz zu einem klassischen TV-Dokumentationsfilm mutet Wagnerwahn wie eine Mischung aus Theaterprojekt, Fernseh- und Animationsfilm für ein jüngeres Publikum an. Pegah Ferydoni und Samuel Finzi spielen die Hauptrollen des Liebespaares Richard und Cosima Wagner und stellen in modernisierten Szenen verschiedene Etappen im Leben der beiden nach. Angereichert wird das Ganze mit Interviews mit führenden Wagner-Experten wie Philippe Jordan (Wagner-Dirigent an der Pariser Oper), Simone Young (Dirigentin) und Oliver Hilmes (Cosima Wagner-Biograph).

Es war dem Regisseur Ralf Pleger offenkundig wichtig, den großen Wagner auch für jüngere Zuschauer zugänglich zu machen. Gerade diejenigen unter uns, die in der Schule mit Tristan und Isolde oder dem Rheingold gequält wurden, werden ihren Spaß an Plegers Film haben. Was die Experten hier über den egomanischen, narzisstischen Wagner zu berichten wissen, ist höchst kurios. Denn was sich in Wagners Leben so alles tümmelt, scheint überhaupt nicht konform mit dem gängigen Bild, welches sich die Deutschen dank Wagners Judenhass und Hitlers Bewunderung für ihn erarbeitet haben. Heute würden wir den großen Komponisten wohl vor allem als “Kreditkartenbetrüger” bezeichnen, so suggeriert die Dokumentation.

1813 in Sachsen geboren, raste der wilde Wagner quer durch Europa, stets auf der Flucht vor seinen Gläubigern, denen er in großem Stil Geld abgeluchst hatte. Die Frauen lagen ihm zu Fuße, die noblen Herren warfen ihm ihr Geld hinterher und machten ihm anschließend den Prozess. Lange Zeit war überhaupt nicht klar, ob der gute Wagner nun ein Genie oder Blender sei. Seine zweite Frau Cosima, die Tochter von Franz Liszt, erkannte Wagners Talent zwar und bemühte sich redlich, ihm finanziell alle Möglichkeiten zu eröffnen, doch oft glückte dies dem Paar nur durch Betrügereien. Selbst der (wahrscheinlich in Wagner verliebte) bayerische König Ludwig II. blieb da nicht außen vor. Produzent Christian Beetz von der Gebrüder Beetz Filmproduktion hätte sich keinen waghalsigeren Charakter für ein Doku-Projekt dieser Art wünschen können…

Die App zum Film Wagnerwahn wird ab heute 22. Mai im App Store zur Verfügung stehen. Als kleines “Geburtstagsgeschenk” bietet der Verleiher sie bis 23:59 kostenlos zum Download an.

Heute im TV: Wagnerwahn
Wann: 20:15 Uhr
Wo: arte

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Crossmediales Projekt bringt uns Wagner näher

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