Woher stammte die Idee für Wäre die Welt mein und wie wurde diese Idee
zu einem Musical in Spielfilmlänge?
Der Film basiert auf meinem Kurzfilm namens Fairies, der sehr auf meinen eigenen Erfahrungen basiert, wie es war, als junger Schwuler in einer Kleinstadt aufzuwachsen. Nachdem Fairies unglaublichen Zuspruch fand, machten wir uns sofort daran, daraus einen Musical-Langfilm zu entwickeln. Der Sommernachtstraum eignete sich auf besondere Weise für diese Entwicklung. Zusätzlich zum Original verwendeten wir auch neuen Text für die Lieder. Natürlich war es eine enorme Herausforderung, den Film finanziert zu bekommen.
Wir traten an namhafte Schauspieler und viele Produktionsfirmen heran, doch immer wieder wurde klar – der Film würde mit einem sehr geringen Budget auskommen müssen, er war einigen einfach “zu schwul”. Als ob wir mit einem Drehbuch voller Dark Rooms oder öffentlichem Toilettensex daherkommen würden. Natürlich ist das Unsinn. Vielleicht war es ja diese Art schwuler Unschuld des Films, die viele in der Industrie verunsicherte. Egal, es ist schon äußerst ironisch und irgendwie auch beschämend, dass unser wirklich liebevolle Film als “zu schwul” abgestempelt wurde.
Haben Sie ein Lieblings Musical?
Es gibt so viele großartige Musicals. Am meisten haben mich Filmemacher inspiriert, die ihren eigenen Stil pflegten und auch die, die das Genre des Filmmusicals wiederbelebt und neu definiert haben. Bob Fosse etwa mit Cabaret oder Baz Luhrmann’ s Moulin Rouge und Lars von Trier’ s Dancer in the Dark.
Wie haben Sie die vielen Jungdarsteller gecastet?
Wir verbrachten einige Monate damit, etablierte Teenager-Stars aus Film und Fernsehen abzuwägen und haben das Drehbuch auch an deren Agenten geschickt. Bald jedoch haben wir erkannt, dass schwule Musicals nicht unbedingt willkommen geheißen wurden. Oder anders: Musical, ja bitte – schwul, nein danke! Die Agenten meinten, dass so junge Schauspieler niemals “gay” spielen würden. Somit begann, Gott sei Dank, unsere eigene Suche mit Castings in New York, Los Angeles und Chicago – auch in den dortigen High Schools und College Theatern.
Was sagt Ihr Film über die Liebe aus?
Es ist schon traurig, dass gleichgeschlechtlichen Beziehungen immer noch etwas komplexes anhaftet – verursacht von gesellschaftlichen Normen und Restriktionen. In der Welt von Wäre die Welt mein werden diese Normen auf den Kopf gestellt. Natürlich wurde den Charakteren auch ihr freier Wille geraubt, aber in gewissem Sinne befreit sie dies dann auch, ihre eventuellen homosexuellen Neigungen und Lieben nach Belieben zu verfolgen. Körperliche Anziehung und Liebe sind immer zugleich komplex und simpel – egal welche sexuelle Orientierung man hat.
Was ist der Leitfaden des Films, sein Konzept?
Einige finden die Tatsache, dass Timothy gemobbt wird und das “der arme schwule Junge” Element sehr klischeebehaftet. Aber tatsächlich sollte man auch sagen: Physische und psychische Gewalt hält viele davon ab, ihr wirkliches Potenzial auszuschöpfen. Es ist extrem wichtig, dass diese Art von Realität in Filmen porträtiert wird, denn sie findet immer noch weltweit statt. So zu tun, als ob man diese Geschichten nicht mehr erzählen müsse, ist ein gefährlicher Trugschluss. Ein weiterer wichtiger Punkt für uns war es, vielen talentierten Menschen eine Chance zu geben. Wir haben uns auf sehr viele Leute verlassen, ihr Bestes zu geben, und glücklicherweise fanden wir ein außerordentlich talentiertes und großartiges Team. Wir haben an sie geglaubt, und sie haben sich und uns bewiesen, dass sie es konnten.
Was steht für Sie als nächstes an?
Ich mochte schon immer Geschichten über Menschen, die irgendwie Außenseiter sind. Menschen, die eigentlich schreien müssen, um überhaupt gehört zu werden. Diese Geschichten, egal wann oder wo sie stattfinden – egal, welchem Genre sie angehören oder in welchem Stil sie erzählt werden, sind für mich die interessantesten überhaupt.
Quelle: Interview mit Regisseur Tom Gustafson mit Material von Pro-Fun Media