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Die Hysterie um die Special Editions

11.08.2019 - 13:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
When you confront old fans with their stupidity.
20th Century Fox
When you confront old fans with their stupidity.
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Eine Verunstaltung der Original-Trilogie! George Lucas hat unsere Kindheitserinnerungen ruiniert! Dieses Bild hat jeder Fan von den „Star Wars“-Special-Editions, richtig? Wer das denkt, liegt falsch und dieser Artikel erklärt warum.

Die Geschichte rund um die Special Editions ist schon eine seltsame. Sie stehen für den scharmlosen Eingriff in ein zeitloses Werk. Die Aufregung unter Fans ist damals bis heute so groß, dass man meinen könnte „Star Wars“ sei die einzige Filmreihe an der jemals in der Weltgeschichte Änderungen vorgenommen wurden. Und selbst wenn das nicht stimmt, seien es zumindest die größten und schlimmsten Eingriffe gewesen, die ein Kunstwerk je erleben musste. Fans kamen zu der ominösen Schlussfolgerung, dass die Rechte an „Star Wars“ nicht mehr dem Schöpfer George Lucas gehören würden. Das ist nicht nur falsch, sondern diese ganze Debatte hat sich dermaßen ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, dass eine vernünftige Herangehensweise kaum mehr möglich ist. Eine lautstarke Minderheit aufgeregter Fans hat einmal mehr Meinungen forciert, die ein eigenständiges Bild nahezu unmöglich macht.

Bevor sich der Artikel den Änderungen widmet, sollten ein paar Dinge klar gestellt werden. Immer wieder wird die Annahme verbreitet die Originale liegen im Keller von Lucasfilm und man müsste diese einfach nur veröffentlichen. Dem ist leider nicht so. Es gibt die originalen Negative nicht mehr und das ist ein zu akzeptierender Fakt. George Lucas hat das immer gesagt. Fans haben ihm natürlich nicht geglaubt. Wie will man die Special Editions des Jahres 1997 restaurieren, wenn es die Original-Negative angeblich nicht mehr gibt? Scheint eine logische Schlussfolgerung zu sein, richtig? Blöderweise waren bereits diese Negative in einem desaströsen Zustand. Als George Lucas die Filme 1994 aus dem Lager holte, waren sie völlig verdreckt, mit tiefen Kratzern bestückt und die Farben waren verblichen. ILM musste die Filme von Grund auf wiederherstellen und zwar mithilfe digitaler Technik. Die Kratzer mussten digital (!) aufgefüllt und die Farben mühsam angeglichen werden. Dafür benötigte das Team ein ganzes Jahr (Quelle: George Lucas. Die Biographie, S. 352). Die berüchtigte „Urfassung“ existiert daher nicht mehr. Und falls diese maroden Negative heute noch irgendwo liegen, müsste Disney sie genauso aufwendig restaurieren. Es ist schlicht nicht mehr möglich an „Das Original“ heranzukommen.

Fraglich bleibt dabei außerdem: Welches Original? „Naja, das Original“ werden viele Fans jetzt sagen. Zum Ärgernis aller gab es dies, speziell auf „A New Hope“ bezogen“, allerdings nie. Bereits 1981 wurde der Titel im Vorspann von „Star Wars“ in „Star Wars: Episode IV – A New Hope“ abgeändert. „Episode V“ erschien derweil nie als „Star Wars 2“ oder „Episode II“, sondern hieß seit der ersten Kinoaufführung im Jahr 1980 „Episode V – The Empire strikes back“. Veränderte Tonmischungen und Änderungen innerhalb der Regionen gab es außerdem schon bei den Aufführungen im Jahr 1977, am bekanntesten ist die ausgetauschte Sprecherin von Tante Beru. Folglich ist gar nicht mehr zu rekonstruieren, welche Version damals eigentlich bei George Lucas im Lager lag, als er die fast unbrauchbaren Negative ans Tageslicht holte. Also welche Version hättet ihr denn gern? Die aller erste 1977er Edition, erstaufgeführt an der Westküste Amerikas? Oder die Edition der Wochen später landesweit ausgestrahlten Edition? Ist eine „A New Hope“-Version okay oder wäre allein die Titel-Änderung schon ein fataler Eingriff in die Filmgeschichte? Blöd nur, dass dann die zwei anderen Episoden mit ihrer V und VI im Titel herrlich wenig Sinn ergeben würden.

Also wo ist die Linie zwischen „akzeptabler“ Änderung und „inakzeptabler“ Änderung zu ziehen? Titeländerungen und höhere Bildauflösung sind scheinbar für die meisten in Ordnung. Sobald aber eine CGI-Kreatur im Hintergrund herumspringt, ist der barbarische Eingriff perfekt? Es lässt sich hier schlicht keine Linie ziehen. Wieso regt sich niemand über den hinzugefügten CGI-Yoda und die zahlreichen Farbkorrekturen in Episode I auf? Weil sich niemand für den Film interessiert. Der Film hat mindestens genauso viele Eingriffe erhalten, wie die Episoden davor. Aber solange es sich nicht um die wenigen Meisterwerke der letzten Jahrzehnte handelt, scheint das den Leuten wohl ziemlich egal zu sein. Wo sind denn die ganzen Ursprungsversionen der Blockbuster der 1960er, 70er, 80er Jahre? Ist nicht die Bearbeitung auf moderne Full HD und 4K-Standards schon eine Veränderung des ursprünglichen Werkes? Dabei finden in der Regel zahlreiche Farbkorrekturen statt und ein moderner TV mit 4K und HDR „wertet“ das Bild sowieso in so einem Maße auf, dass von dem ursprünglichen Film nicht mehr viel übrig bleibt. Die HDR-Technologie ändert das komplette Farbspektrum.

Besonders bei „A New Hope“ hat man George Lucas häufig vorgeworfen er entwürdige mit seinen Eingriffen die Arbeit zahlreicher Leute, die den Film damals zu seinen sechs Oscars gebracht haben. Das ist einfach Schwachsinn. Heutzutage werden bereits für den Blu-Ray Release der meisten Blockbuster dutzende Optimierungen in Ton und Effekt vorgenommen. Jeder Marvel-Film erhält für seinen Home-Release nochmal eine Überarbeitung der visuellen Effekte, das haben die „Infinity War“-Macher  im Zuge der Oscar-Nominierung selbst zugegeben. Darf man das? Für was gewinnt denn der Film? Für seine Effekte der Kinoversion oder der Blu-Ray Version? Die Filme gehören den Studios und die „Star Wars“-Saga gehörte George Lucas. Er kann damit machen, was er will und es existiert kein Gesetz, welches dagegen spricht.

Außerdem ist „Star Wars“ bei weitem kein Einzelfall. Es gibt zahlreiche Filme, die nach ihrem Kinorelease nochmal umgeschnitten oder technisch ergänzt werden. Die meisten Leute werden bestimmt ganz tolle Kindheitserinnerungen an „Der König der Löwen“ haben. Aber welche Version besitzt ihr Zuhause, die 1994er oder die geänderte Fassung aus dem Jahr 2002? Für „Der König der Löwen“  wurden 2002 mehrere Einstellungen technisch aktualisiert und aufgewertet. Eine Sequenz wurde sogar ganz herausgeschnitten und durch eine andere ersetzt. Hat das jetzt eure Kindheit ruiniert? Genauso wurden später aus „Aladdin“  einfach Dialogzeilen geändert und Peter Jackson ist nur wenige Wochen nach der Oscarverleihung nach Neuseeland gereist, um ergänzende Einstellungen für den DVD-Release von „Die Rückkehr des Königs“  vorzunehmen. Hat er damit etwas die Arbeit der Leute entwürdigt, die „Der Herr der Ringe“ zum Oscar getragen haben? Wurde Alan Menken respektlos behandelt, der für „Aladdins“ Soundtrack einen Oscar erhalten hat, aus dem nachträglich Dialoge abgeändert wurden? Nein, weil das ausgemachter Irrsinn wäre. Und sogar Stanley Kubrick hat noch während der Veröffentlichung von „2001: Odyssee im Weltraum“  im Jahr 1968 knapp 17 Minuten aus dem Film geschnitten. Die Folge war, dass nur wenige US-Zuschauer den kompletten Film zu Gesicht bekamen, während der Rest des Landes sowie die internationalen Zuschauer nicht mehr davon profitieren konnten. Bis heute gelten diese 17 Minuten als verlorenes Material, welches nie wieder veröffentlich wurde. Da hat der alte Kubrick aber bestimmt einige Leben zerstört, die damals im Kino noch die lange Version genießen durften…

Das komische an der Debatte ist ja, dass es die besagten „Original“-Versionen gibt. Jeder Fan konnte sich die VHS, Kassetten und Laserdisk-Version in den entsprechenden Jahren zulegen. Und jeder, der sich als Fan bezeichnen will, sollte mindestens eine Version davon haben, genauso wie ein entsprechendes Abspielgerät. Klar wäre es schön alle zehn Jahre eine aufpolierte Version auf dem aktuellen Datenträger zu haben, sei es Blu-Ray, 4K, 8K oder digital. Aber diesem technischen Fortschritt schuldet George Lucas nichts. Letztendlich geht jede „Original“-Version irgendwann verloren bzw. ist nicht mehr kaufbar. In 20 Jahren gibt es womöglich keine physischen Datenträger mehr. Ist es dann mein Recht jeden Cut von „Blade Runner“ auf den entsprechenden Plattformen verfügbar zu haben? Oder muss ich mich vielleicht mit der altbackenden DVD-Version von 19XY zufrieden geben? Das ist dann halt einfach so.

Des Weiteren ist die „Original“-Version von „Star Wars“ sogar auf einem noch ziemlich aktuellen Datenträger erhältlich, nämlich auf DVD. Im Jahr 2006 hat Lucasfilm die Special Editions zusammen mit den Originalen auf DVD herausgegeben. Wer sich aufregt, aber diese DVDs nicht besitzt, dem ist zweifellos nicht mehr zu helfen. Jetzt wird der beleidigte Mob einwenden: „Aber die sind ja nur in schlechter Qualität und in einem nicht angepassten Format vorhanden.“ Das ist teilweise richtig. Die Originale finden sich auf der DVD in einem kleinen Format wieder, welches den Großteil des TVs schwarz bleiben lässt. Ratet mal wieso. Weil Lucasfilm die Originale von einer Laserdisk-Version kopieren musste. Und wieso? Weil die Original-Negative nicht mehr existieren! Nun bleibt die vermeintlich schlechte Qualität, die natürlich auch nicht besser wird, wenn man das Breitbildformat des TVs ändert, um halbwegs den Bildschirm auszufüllen. Wenn man sich die Qualität allerdings direkt vor Augen führt, ist diese kaum schlechter als die DVD-Version der Special Editions. Die Filme sahen damals eben so sch*** aus. Ich weiß es schmerzt und aus eurer Kindheit habt ihr die Filme auf dem alten Röhrenfernseher ganz anders in Erinnerung. Aber es ist so. Die Original-Trilogie sieht nach Standards der 2010er absolut schlecht aus. So sieht ein 1977er Film nun mal aus, wenn keine Farbkorrekturen und digitale Überarbeitung vorgenommen wurde. Ich wunder mich bei den Vergleichsvideos im Internet regelrecht, wie sich immer alle über die schlimmen Änderungen beschweren, aber die korrigierte Bildqualität völlig ignoriert wird. Niemanden wirst du heute mehr klar machen können, wieso er sich die Ursprungsversion ansehen sollte. Wer davon kein Augenkrebs bekommt, kann wirklich nur ein bemitleidenswerter Hardcore-Fan sein:


Wenn man sich nun mal die „furchtbaren“ Änderungen möglichst neutral anschaut, wird man feststellen, dass es bei einer zusammengerechneten Laufzeit von ca. 6 Stunden kaum etwas zu beanstanden gibt. Ja, die ergänzten CGI-Kreaturen auf Tatooine sind unnötig. Ja, „Jedi Rocks“ wäre nun echt nicht nötig gewesen. Aber bis auf diese wenigen Aufhänger fällt mir bei aller Liebe nicht viel auf. Im Gegenteil. Zahlreiche Änderungen sind zweifelsfrei klare Verbesserungen zur Ursprungsversion. In Episode 4 wurde die finale Schlacht um den Todesstern durch dutzende verbesserte CGI-Shots  ergänzt. Und diese sehen wirklich gut aus. Das gleiche gilt für zahlreiche Änderungen in Episode 5. Der Anfang in der Eishöhle wurde ausgebaut, weswegen man jetzt deutlich mehr vom Monster (Wampa) zu sehen bekommt. Diese Mischung aus Oma und Schimpanse, welches wohl früher als Imperator bezeichnet wurde, ist zum Glück digital durch Ian McDiarmid ersetzt worden. Beides, völlig unbestreitbar, klare Verbesserungen . Schließlich ist noch das neue Ende von Episode 6 zu erwähnen. Dieses großartige Ende ist dem ursprünglichen „Yub-Nub“-Ewoksong in allen Belangen überlegen. Der neue Song „Victory Celebration“ (der damals schon von John Williams komponiert wurde) rahmt die Saga in ein so perfektes Ende ein, dass ich mir nur vor Schmerz an den Kopf packen kann, wenn Leute ernsthaft das alte Langweiler-Lied bevorzugen. Der Geschmack kann natürlich immer unterschiedlich sein, aber dieses großartige Ende will nun wirklich niemand missen. Über das Bild insgesamt, die Schärfe, die Farbkorrekturen muss sich nicht gestritten werden. In der Hinsicht ist die aktuelle Blu-Ray Version mit weitem Abstand  am besten.

https://www.youtube.com/watch?v=GlCFPo6YYbU


Viele Fans wenden oftmals ein, dass an einer Full HD oder 4K Version der Originale nichts auszusetzen wäre. Hauptsache die ganzen digitalen Änderungen fallen weg. Oder es wird argumentiert, dass die Special Editions an sich nicht schlimm sind, Lucas solle aber doch wenigstens die Originale mit veröffentlichen bzw. dabei legen. Beide Forderungen hat dieser Artikel bereits indirekt entkräftet:
1. Die Original-Negative existieren nicht mehr, es kann also nie eine entsprechende High-Definition Veröffentlichung geben.
2. Lucasfilm hat die Laserdisc-Kopie der Originale 2006 auf DVD veröffentlicht. Es gibt also eine relativ aktuelle Version, die dieser zweiten Forderung entspricht.

Fans beschweren sich also über eine Version, die nicht mehr existiert und an der George Lucas auch kein Interesse hat. Wieso hätte er für die Restaurierung Millionen von seinen Dollar ausgeben sollen? Lucas hat seit Episode 5 alle Filme und Restaurationen selbst finanziert. Es ist nur logisch, dass er für etwas, das er nicht mag und das er nicht als seine Version der Filme ansieht kein Geld ausgegeben hat. Was ist eigentlich mit dem neuen Lucasfilm unter Disney? Respektieren die ihre Fans nicht so sehr? Hat man nicht alles getan, um mit der Sequel-Trilogie genau dieses alte Gefühl der Original-Trilogie zurückzuholen? Sie haben doch jetzt die Rechte, wieso also nicht einfach die Originale auf Blu-Ray veröffentlichen und gutes Geld abstauben? Hm, vielleicht weil es die nicht mehr gibt. Vielleicht aber auch, weil die Geschichte längst die Originale vergessen hat. Niemand kennt oder interessiert sich mehr für die Versionen außer Fans, die sich mittlerweile in den 40ern befinden und vor 15-20 Jahren das Internet terrorisiert haben. Die Fans, die im Jahr 2004 alle zu Millionen in die Läden geströmt sind, um sich die angeblich so verhassten Special Editions auf DVD zu kaufen. Genauso wie für die gehasste Episode I gaben nämlich die Leute für die Special Editions am ersten Tag ihrer Veröffentlichung über 100 Millionen Dollar aus. Blöd, wenn Fakten gegen die eigenen subjektive Internetwahrnehmung sprechen (Quelle: George Lucas. Die Biographie, S. 387).

Nun analysieren wir noch zwei zentrale, ganz furchtbare Änderungen: Han shot first und der Machtgeist von Hayden Christensen. Han shot first, das ist ein Brocken. Wie kann und will man diese Änderung, nein, diesen brutalen Eingriff in den Kanon sowie die Charakterisierung nur verteidigen? Ich habe lange auch so gedacht: „Han shot first und dieser Eingriff von George Lucas ergibt absolut keinen Sinn.“
Überraschenderweise ist festzustellen, dass es sehr wohl Sinn ergibt (solange man sich seine eigene neutrale Meinung bildet und sich nicht von der Internetkultur beeinflussen lässt). Der Kniff ist nämlich, dass Lucas so gut wie nichts an der Szene geändert hat: „Verbrennt ihn, den Ketzer!“ – Okay, hear me out.

Greedo wollte Han Solo immer erschießen. Es gibt keine Version, in der Greedo ihn nicht erschießen wollte. Es wird im Dialog gesagt. Han hat ihn also immer aus reiner Notwehr erschossen. Die Szene vom kaltblütigen Han existiert nicht. Dort saß immer ein bewaffneter Greedo, der Han klar gemacht hat, dass es zu spät ist Jabba die Schulden zu bezahlen. Da Greedo ihn also immer erschießen wollte, um das Kopfgeld zu kassieren, ist die einzige Änderung, dass Greedo einen Schuss abgibt. Hans Motivation bleibt dieselbe. Er will Greedo töten. Ob Greedo dafür selbst den Abzug betätigt oder nicht ist völlig irrelevant für die Bedeutung der Szene. Wieso es also ändern? Es handelt sich lediglich um eine Klarstellung. George Lucas erzählt seine Filme immer vorrangig visuell. „Star Wars“ soll ohne Dialoge funktionieren und deswegen visualisiert er hierbei nur das offensichtliche. „Star Wars“ ist für „12-year-olds“ , wie er selbst immer sagt. Sich nun zu beschweren, dass die Änderung unnötig ist, weil Han Solos Intention in beiden Fällen dieselbe ist, beweist nur George Lucas‘ Punkt. Jetzt kann man natürlich immer noch argumentieren, dass die Szene dämlich ist, weil Greedo nicht dazu in der Lage ist aus zwei Metern Entfernung zu treffen. Aber das ist die Sicht eines Erwachsenen. Kein Kind würde so etwas beanstanden oder die Sekunde, in der sich die Szene abspielt, überhaupt bemerken. Wenn es danach ginge, was in Filmen dämlich ist, speziell in „Star Wars“, dann würde diese Liste endlos sein.

Nun zu Anakin Skywalker. Den Fans geht es natürlich nicht darum, dass sie die Prequels hassen, besonders Haydens Perfomrance, nein, die Szene mit seinem ersetzten Machtgeist ergibt angeblich rein vom Storytelling keinen Sinn. Wieso sollte Anakin in seiner jungen menschlichen Form erscheinen, während Obi-Wan als alter Alec Guinness erscheint? Nun, hierbei stellen sich die Fans vermutlich absichtlich dumm. Wahrscheinlicher ist es aber, dass manche Hardcore-Hater schlicht zu dämlich sind, um diese Änderung zu verstehen. In Youtube-Kommentaren liest man aber auch häufig so geniale Schlussfolgerungen wie „Hey, you may not recognize me, Luke. But I am your father in a more attractive version.“ Stimmt, genau das muss Luke in dieser Situation sicherlich gedacht haben. Es war bestimmt viel logischer, als er in der alten Version seinen Vater für eine Minute völlig verbrannt zu Gesicht bekommen hat, um dann anschließend den geheilten Sebastian Shaw zu sehen. Weil einen Sebastian Shaw erkennt man natürlich als seinen Vater, der kurz zuvor unter dem Zentimeter dicken weißen Make-Up überhaupt nicht mehr zu identifizieren war. Ignorance on it‘s prime. Jep, das ist mein Vater, klar zu erkennen:


Die Änderung zu Hayden Christensen wird in nahezu allen Filmen der Saga erklärt, speziell in Episode 6: Darth Vader wurde von der dunklen Seite verführt, weswegen Anakin zu diesem Zeitpunkt zerstört wurde. Anakins Machtgeist hat also ganz natürlich als die Version zu erscheinen, als er noch Anakin war. Schließlich können nur Jedi die Form eines Geistes nach dem Tod annehmen. Ganz davon abgesehen spielt Hayden Christensen Anakin aber ja auch in zwei Episoden. Sebastian Shaw spielt Anakin/Vader für eine Minuten und zwar als Luke seinen Helm abnimmt. Wenn die Fans das schon nicht einsehen wollen, wieso erscheint Anakin dann nicht am Ende als verbrannter Mensch? Er ist schließlich so gestorben, also würde es Sinn doch ergeben. Und erschien Anakin in Form von Sebastian Shaw nicht schon damals als jüngere Version? Es würde schlicht keinen Sinn ergeben, wenn Anakin/Vader in dem Alter erscheint, in dem er gestorben ist, nur eben plötzlich nicht mehr verbannt. Es ist in Ordnung, wenn der mysteriös geheilte Shaw erscheint, aber nicht wenn der Anakin-Darsteller Christensen auftauscht? Einmal mehr argumentieren Fans völlig irrational. Klar, der Typ, der Vader seit zwei Minuten spielt soll den Machtgeist darstellen und nicht derjenige, der ihn in zwei Episode als Hauptrolle verkörpert hat. Ganz große Logik, Sherlock.

Ganz egal wie sehr die alten Fans die Änderungen und die Prequels hassen, sie haben bereits verloren. Seit über 20 Jahren werden neue Fans mit den Special Editions groß. Die Special Editions SIND die Originale. Im Kontext der Saga wird sich kein neuer Fan mehr darüber beschweren. Jedes Kind, das mit Episode I beginnt und mit VI endet, wird Hayden Christensen als die einzig logische Erscheinung empfinden. Keiner wird sagen: „Ah, eigentlich steht Sebastian Shaw in dieser Szene, den ich vorher noch nie gesehen habe. Ach so, dass war der weiße verkohlte Kopf von vorhin. Danke, Onkel, dass du mich erleuchtet hast.“ Selbst wenn Disney die alten Versionen irgendwie nochmal restaurieren sollte, wird dies ein Nischenprodukt für alte Hardcore-Fans bleiben. Würde Disney damit großes Geld verdienen? Nein, natürlich nicht. Die armen Kinder der beleidigten Hardcore-Generation von vor 30 Jahren würden sich nur wundern, wieso die Effekte und die Optik in der zweiten Hälfte der Saga plötzlich so sch*** werden und wieso der Imperator von einer Schimpansen-Oma gespielt wird, um dann in der letzten Episode plötzlich doch wieder von Ian McDiarmid verkörpert zu werden. „Oh, danke, Papa. Han Solo ist jetzt ein komplett anderer Charakter, weil man nicht sieht, wie Greedo schießt.“ – Wird niemals passieren. But keep living the dream, old Hardcore-Fans. Keep living the dream.


Weiterführende Literatur:
The Force Awakens vs. The Prequels 
George Lucas Interview über die Special Editions Teil 1 
George Lucas Interview über die Special Editions Teil 2 
Alle Änderungen der Special Editions im Video

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