Tanzen und Kämpfen liegen nah beieinander. Vielleicht nirgendwo so nah wie in From the World of John Wick: Ballerina, der ab heute die John Wick-Reihe im Kino fortsetzt. Das Spin-off mit Ana de Armas leidet unter einer belanglosen Story und vielen Plattitüden. Aber wenn der Motor läuft, entwickelt sich der Film zu einem echten Action-Highlight, das sich vor keinem seiner Franchise-Vorgänger verstecken muss.
John Wick trifft auf Eve Macarro: Darum geht's in Ballerina
Die Geschichte von Ballerina dreht sich um Eve Macarro (de Armas), die in jungen Jahren den Mord an ihrem Vater mit ansehen muss und seither auf Rache sinnt. Als Waise kommt sie unter die Fittiche der Ruska Roma, die aus ihr eine erstklassige Tänzerin und Attentäterin macht.
Schaut euch hier den Trailer zu Ballerina an:
Als sie auf die Spur einer mysteriösen Sekte stößt, bietet sich ihr die Chance auf Vergeltung – und dabei kreuzt sie auch den Weg des mythischen Auftragskillers John Wick (Reeves).
Ballerina begeistert John Wick-Fans mit großartiger Action
Die meisten John Wick-Fans verlangen von den Filmen der Hauptreihe und den diversen Spin-offs vor allem eines: makellos inszenierte Action. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Die werden sie in Ballerina bekommen.
Die Kampfszenen im Spin-off sind nicht nur brillant und temporeich inszeniert, sondern beweisen auch eine Menge Kreativität: Eve prügelt mit Schlittschuhen auf ihre Feinde ein, sprengt sich mit Handgranaten den Weg frei und liefert sich mit einer österreichischen Wirtsfrau ein Duell, in dem sich die Figuren mit Tellern bewerfen. Das hat nicht nur Biss, sondern jede Menge Witz – einige Ideen sind so kurios, dass sie bei Fans für echte Lachanfälle sorgen werden.
Das Magnum Opus an Action im Film ist eine Flammenwerfer-Sequenz, in der sich Eve und ein Häscher der Sekte gegenüberstehen. Die ganze Szene ist so brillant, atemlos und haarsträubend, dass man sich unweigerlich fragt, ob dabei keine Stuntmenschen zu Schaden gekommen sind.
Tatsächlich wirkt die Action-Inszenierung in Ballerina sogar etwas dynamischer und lockerer als in den letzten Teilen der John Wick-Hauptreihe. Das mag daran liegen, dass Ana de Armas eine ganz andere Körperlichkeit an den Tag legt als der 23 Jahre ältere Keanu Reeves.
Vielleicht gestattete das Spin-off den Produzenten auch mehr Freiheit für kleine Details. John Wick 4 mag für viele ein Action-Meisterwerk sein, aber es ist ein schwerfälliger Koloss. Ballerina dagegen lebt davon, kein Hochglanzprodukt sein zu müssen, gerade in den Kampfszenen.
Das sind die größten Schwächen von Ballerina
Die größten Makel von Ballerina liegen dagegen in seiner belanglosen Geschichte und den mit Plattitüden vollgestopften Dialogen. Manchen Fans wird es gefallen, dass das Spin-off nicht an jeder Ecke die Mythologie des John Wick-Universums heraufbeschwört. Dennoch hätten Story und Figuren mehr Substanz gebrauchen können.
Die mysteriöse Sekte etwa bleibt als Akteur völlig blass, und selbst Keanu Reeves' Gastauftritt als John Wick wirkt erzwungen. Schlimmer noch ist allerdings das Drehbuch: Sätze wie "eine gut platzierte Kugel kann den Lauf der Welt verändern" sind so pubertär wie inhaltsleer. In solchen Momenten freut man sich auf die nächste Action-Szene, damit die Geradlinigkeit von Fäusten und Flammenwerfern die ganzen pseudophilosophischen Arien aus dem Gedächtnis tilgen kann.
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Aber diese Schwächen ernsthaft anzuprangern hieße, die Zielgruppe von Ballerina zu verkennen. Kaum ein John Wick-Fan wird im Kinosaal auf komplexe Figuren und unberechenbare Story-Wendungen hoffen. Stattdessen liefert Ballerina genau das, was er soll: tolle Action. Und mit Blick auf de Armas' souveränes Schauspiel kann man nur hoffen, dass Ballerina 2 nicht lange auf sich warten lässt.
Ballerina läuft seit dem 5. Juni 2025 in den deutschen Kinos.