Lisa Simpson ist wahrscheinlich die von mir am meisten verehrte und geliebte Serienfigur überhaupt. Das macht die Wahl zur Serienheldin der Simpsons viel leichter. Denn ab heute schütten wir jede Woche unser Herz für die Lieblingscharaktere unter den Serienprotagonisten aus. Den Auftakt dieser neuen Reihe hat die stachelhaarige gelbe Besserwisserin mit dem Hang zum Vegetarismus mehr als verdient. Denn die Achtjährige ist ein ganz wunderbares Vorbild für die kleinen und großen BesserwisserInnen auf diesem Planeten, zu denen auch die Autorin dieses Textes gehört.
Wer ist Lisa Simpson?
Lisa Marie Simpson ist verdammt schlau. Sie hat sich im Verlauf der über 20 Jahre Die Simpsons als Prototyp dessen bewiesen, was doofe Mitschüler gemeinhin als Streberin bezeichnen. Mit einem IQ von 159 bedürfte es natürlich massiver Anstrengungen, um nicht aus der Masse herauszufallen. Doch als Lisas Hauptproblem kristallisiert sich im Verlauf der Serie nicht nur ihr Außenseitertum in der Schule, sondern ihre singuläre Stellung innerhalb ihrer eigenen Familie heraus. Denn Lisa ist, wie gesagt, verdammt schlau. Das kann von Bart und Homer nicht behauptet werden. Sogar Marge kann trotz ihrer verborgenen Talente da nicht mithalten.
Mit ihrem angeborenen Außenseitertum daheim wie auch unterwegs, bildet Lisa den perfekten Surrogaten pubertierende Teenager in der Serie. Während der ältere Bart mit seinen Abenteuern stets der kindlichere von beiden bleibt, prägt Lisas Charakter die Dynamik des Erwachsenwerdens wesentlich mit. Das ist ganz schön frühreif für eine Achtjährige. Denn während Bart sich stets im Kampf mit Regeln und Normen befindet, ist Lisas character arc einer der von den Spannungen zwischen dem selbstständig werden und dem Kind-sein dominiert wird. Sie schält sich immer wieder als die Rebellin in der Familie heraus, etwa wenn sie sich politisch einsetzt, vegetarisch lebt oder zum Buddhismus konvertiert. Das, was Lisa Simpson schlussendlich zu meiner Serienheldin macht, ist jedoch weder ihre Intelligenz, noch ihr Engagement für Öl-verschmierte Steine. Lisa ist nämlich nicht perfekt.
Warum Lisa meine Serienheldin ist
Klar, hört sich das alles so an, als wäre Lisa eine fehlerlose Langweilerin, doch jeder der schon mal die Folge “Lisas Rivalin” aus der sechsten Staffel gesehen hat, weiß, dass dem nicht so ist. Immer wieder wird sie mit anderen Figuren konfrontiert, die schlauer oder engagierter sind als sie selbst. Neid und Missgunst treten da zu Tage und nehmen eben manchmal die Form eines unter den Dielen versteckten Dioramas an. Denn Lisa ist stets auch eines: Mensch. Manchmal erweist sich die “Streberin” als ebenso faul wie ihr Bruder, manchmal holen die Schreiber sie mit ihrer hochtrabenden Besserwisser-Art sanft zurück auf den Boden der Tatsachen. Dabei entblößen sie gern ihr intellektuelles Rebellentum als das, was es häufig eben ist: pompös und anmaßend.
Mit ihrer Vorliebe für das Teenie-Idol Corey und ihre Sammlung an Malibu Stacey-Figuren erinnert sie uns hin und wieder, dass sie in ihrer Altklugheit doch noch Kind geblieben ist. Und für ein Kind kann eben auch eine Busfahrt zur verwirrenden Herausforderung werden. Das Die Simpsons einmal eine der besten Familienserien aller Zeiten war, lässt sich in all jenen Episoden bewundern, in denen Lisa in Konfrontation mit ihrer Familie gerät. Gerade wenn es um ihre Konflikte mit Bart oder Homer geht, besteht die große Herausforderung für Lisa darin, von ihrem hohen Ross herunter zu steigen und die beiden schlicht so zu akzeptieren, wie sie sind. Das ist eine große Leistung für eine kleine, frühreife Achtjährige.
Ich habe mein Herz ausgeschüttet, doch wie steht ihr zu Lisa Simpson?