Sind die Kinogänger nun endgültig die unzähligen Wiederholungen bzw. Sequels, Prequels und Reboots im Kino leid? Vielleicht. Denn obwohl vielerorts behauptet wird, dass die Hollywood-Studios ihre Sache in puncto serielles Erzählen mittlerweile sehr viel besser machen, locken ihre neuesten Würfe deutlich weniger Zuschauer ins Kino. Eine Ausnahme hiervon ist Transformers 4: Ära des Untergangs, der weltweit bereits über eine Milliarde Dollar eingespielt hat. Damit ist der vierte Transformers-Film nicht nur ähnlich ertragreich wie seine Vorgänger, sondern auch der mit Abstand erfolgreichste Blockbuster des Jahres, auch wenn er noch unerbittlicher als die ersten drei Teile von der Kritik verrissen wurde. Im Gegensatz dazu verzeichnen die hochgelobten Franchise-Zweitauflagen X-Men: Zukunft ist Vergangenheit, Captain America 2: The Return of the First Avenger und Planet der Affen - Revolution allesamt “nur” eine 7 bzw. eine vorläufige 5 vor ihrem dreistelligen, weltweiten Millionen-Umsatz (was für viele immer noch nach sehr viel Geld klingt).

Über diese Streifen zeigte sich die Filmkritik geradezu begeistert, die Internet-Foren waren voll von Lobeshymnen und die durchschnittlichen Bewertungen des Publikums ausgesprochen hoch. Dennoch: Die nackten Zahlen an der Kinokasse sind enttäuschend, zumindest entsprechen sie nicht den hohen Erwartungen der Studios. Das gilt besonders für The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro, der sogar etwas weniger als sein Vorgänger eingespielt hat, weshalb die dritte Auflage um 2 Jahre nach hinten, auf das Jahr 2018 verschoben wurde.

Vielleicht neigt sich ja das Sequel-Prequel-Reboot-Zeitalter wahrhaftig seinem Ende entgegen? Nicht zuletzt gibt es mit 22 Jump Street nun auch ein Sequel, das sich vor allem über die vielen Nachfolger ungehemmt lustig macht. Trotzdem stehen uns noch zahlreiche Fortsetzungen und Neuauflagen in den kommenden Jahren bevor. Darunter die Star-Zusammenkünfte Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron (2015) und X-Men: Apocalypse (2016).

Eine kleine Ursachenforschung

Was immer nun für die (leichte) Blockbuster-Müdigkeit der Leute verantwortlich ist, die oft genannten Gründe wie "Sommer, Sonne, Sonnenschein" und "WM-Fieber" können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Kino in Sachen serielles Erzählen dem Fernsehen in seinen Möglichkeiten strukturell unterlegen ist. Gegenüber den komplexen Kosmen zeitgenössischer TV-Serien fehlt es den aufgewärmten Kinowelten schlicht und ergreifend an dramatischer Tiefe.

Was für die Big-Budget-Produktionen lange Zeit kein Thema war, rückt nun zunehmend in den Fokus. Denn ein gegenwärtiges Blockbuster-Kino, das sich nicht mehr allein auf seine Schauwerte verlässt, weil bereits alles in Schutt und Asche gelegt wurde, muss sich plötzlich mit subtileren Formen der Unterhaltung herumschlagen. Wie sonst ist zu erklären, dass es die Screen-Time seiner Monster beschneidet (Godzilla), seine Action-Sequenzen in Ellipsen verpackt (Edge of Tomorrow) oder DIE böse Fee nicht mehr abgrundtief böse sein lässt (Maleficent - Die dunkle Fee).

Prinzipiell haben Filme weder die Zeit noch den Raum, die menschliche Seele nach Strich und Faden auszuleuchten. Das Kino lebt und profitiert vielmehr von seinen Geheimnissen. Das gilt vor allem für seine Figuren. Möglicherweise fehlt es den zeitgenössischen Blockbuster-Protagonisten an genau jener Qualität, wie sie beispielsweise Michael Corleone in den 537 Minuten der Godfather-Trilogie ausgezeichnet hat. Wir wissen nicht, wer dieser Mann ist, auch nach dem x-ten Mal anschauen. Das ist aber auch nicht entscheidend. Wir fühlen uns von ihm angezogen und sind bereit, ihm durch alle Fahrwasser zu folgen. Warum sollte das für Captain America oder einen Affen namens Caesar gelten?

Was meint ihr: Warum schwächelt der aktuelle Blockbuster-Jahrgang?

Die Wiederholungsschleife stottert

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