Frederick Lau - Zwischen verschlagenem Charme und Berliner Schnauze

02.05.2018 - 14:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Frederick Lau in Spielmacher
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Frederick Lau in Spielmacher
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Ab Donnerstag ist Frederick Lau in Gutland im Kino zu sehen, worin er nach einem bewaffneten Überfall nach Luxemburg flüchtet. Wir werfen einen Blick auf die Karriere des Schauspielers.

Eigentlich wollte Frederick Lau nie Schauspieler werden. Geklappt hat das aber nicht wirklich, denn seit nunmehr fast 20 Jahren ist der 28-jährige Berliner regelmäßig in Kino- und Fernsehfilmen oder -serien zu sehen. Am Donnerstag startet mit Gutland wieder ein Film mit Lau in der Hauptrolle bei uns in den Kinos. Dabei wird er unter anderem von Vicky Krieps als Nebendarstellerin unterstützt, die zuletzt durch ihre Leistung in Der seidene Faden von Paul Thomas Anderson größere Bekanntheit erlangte.

In Gutland spielt Frederick Lau einen Mann, der aus Deutschland in ein kleines Dorf nach Luxemburg flüchtet, nachdem er mit zwei Bekannten ein Spielcasino überfallen hat. Nach seiner Ankunft in der Provinz stellt er allerdings fest, dass er nicht der Einzige ist, der in diesem Dorf ein Geheimnis hütet. Wieder einmal scheint es eine dieser Rollen zwischen kantiger Verschlagenheit und leise durch seine Fassade hindurch schimmernden Emotionen zu sein, für die der Schauspieler förmlich geboren wurde.

Frederick Lau: Ein Schauspieler, der nie schauspielern wollte

Im Alter von gerade einmal 10 Jahren bewarb sich Frederick Lau das erste Mal für ein Casting zu einem Film, für den sportliche Jungs gesucht wurden, wie einem Interview mit der FAZ  zu entnehmen ist. Der Junge aus Berlin-Steglitz ergriff die Chance und landete prompt seine erste Rolle als Schauspieler. Seine Kindheit als sogenanntes Trödelkind verbrachte er mit seinem Vater jedes Wochenende auf Flohmärkten, um Trödel für dessen Antiquitätenladen zu suchen. Sein großes Hobby war allerdings von klein auf der Sport, wobei er selbst Eishockey spielte und Judo betrieb. Erfolgreich wurde Frederick Lau mit seiner Schülermannschaft deutscher Meister im Eishockey, 1999 brachte er es zum Berliner Judo-Meister. Seine Sportlichkeit in jungen Jahren dürfte dazu beigetragen haben, dass der Schauspieler ausgesprochen körperlich spielt und sich selbst als Bauchschauspieler bezeichnet. Nicht verwunderlich ist es daher außerdem, dass er Klaus Kinski als seinen Lieblingsschauspieler angibt.

Frederick Lau in Die Welle

Nach seiner ersten Rolle im Alter von 10 Jahren spielte Frederick Lau in diversen Filmen und Serien mit. Dazu zählten unter anderem Werke wie Das fliegende Klassenzimmer, Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eule und Wer küsst schon einen Leguan? sowie Auftritte in SOKO Leipzig und Schloss Einstein. Sein endgültiger Durchbruch gelang Frederick Lau schließlich im Jahr 2008, als er in Die Welle von Dennis Gansel mitspielte. Für seine Rolle des Jugendlichen, der sich der totalitären Bewegung des Films mit radikaler Entschlossenheit verschreibt, gewann der Berliner den Deutschen Filmpreis als Bester Nebendarsteller. Dabei ist seine schauspielerische Leistung in dem Film vermutlich ebenso denkwürdig wie seine Dankesrede bei der Verleihung , bei der der frischgebackene Preisträger sympathisch mit zittriger Nervosität über die Wörter stolpert. Eine Charaktereigenschaft, die der 28-Jährige mit dem kantigen Gesicht eines Boxers und den sanften, braunen Augen nie so ganz abgelegt zu haben scheint.

Frederick Lau: Ein Karriereweg zwischen Frauenschwarm und Straßenköter

Mit seiner Beteiligung an Filmen wie Freischwimmer, Picco oder Neue Vahr Süd festigte Frederick Lau seinen aufkeimenden Status als Charakterdarsteller zwischen jugendlicher Unbeholfenheit und körperlicher Intensität. Wird er im Interview  nach der wichtigsten Qualität eines Schauspielers gefragt, nennt der Berliner ohne lange zu überlegen die Authentizität. Dieses Merkmal führte seine Karriere im Jahr 2015 noch einmal auf einen neuen Höhepunkt, nachdem er in Victoria von Sebastian Schipper mitspielte. Zum zweiten Mal gewann er für seine Leistung den Deutschen Fernsehpreis, diesmal als Bester Hauptdarsteller. Dabei ist die Auszeichnung ein netter Nebeneffekt für das markante Profil, das sich Frederick Lau in dem soghaften, mitreißenden One-Take-Thriller-Drama, das als atemlose Reise durch eine Nacht in Berlin führt, endgültig erarbeitete.

Frederick Lau in Victoria

Mit der Zigarette im Mundwinkel und der losen Berliner Schnauze wirkt Frederick Lau in dem Film wie ein deutscher Jean-Paul Belmondo aus Jean-Luc Godards Nouvelle Vague-Meilenstein Außer Atem. Mit der spanischen Newcomerin Laia Costa hat man ihm zudem direkt die passende Jean Seberg an die Seite gestellt. "Ich bin ein richtiger Berliner Junge", sagt seine Figur im Film zu ihr. In einem Interview mit dem Tagesspiegel  gibt der Schauspieler grinsend zu, dass er bei diesem Satz nicht gelogen habe. Im Anschluss an Victoria spaltete sich die Filmographie des Berliners dann gewissermaßen in zwei Teile. Nebenrollen in publikumswirksamen, romantischen Komödien wie Traumfrauen und SMS für dich nahm er ebenso an wie einen Part in dem Märchenfilm Das kalte Herz. Auch zum Animationsfilm führte sein beruflicher Weg ihn bereits, als er für Zoomania und Pets Sprechrollen übernahm. Zu den Straßenkötern, wie sie Frederick Lau gerne selbst nennt, zieht es ihn aber offenbar immer wieder zurück.

Frederick Lau als gefühlvoller Familienmensch

Die Außenseiter, Subkulturen und Hinterhof-Typen würden ihn reizen, sagt der Schauspieler im Interview. Im Kino und im Fernsehen schien sich Frederick Lau zuletzt daher wieder deutlich stärker diesem Figurentypus anzunähern, der zu ihm selbst einfach besser passe als der nette Nudeldesigner in Traumfrauen. Abgründig und voller intensivem Brodeln verkörpert er in der deutschen Krimiserie 4 Blocks den Undercover-Ermittler, der bei alten Bekannten von der Straße in die Neuköllner Mafia eingeschleust wird. Hier schien der Berliner ebenso in seinem Element zu sein wie als verlorener, gerade aus der Haft entlassene Ex-Fußballer in Spielmacher und in seiner extrovertierten Nebenrolle in der unbequemen, verstörenden Groteske Der Hauptmann von Robert Schwentke. Sein unkontrollierter Wahnsinn und die wutentbrannte Härte, mit der er hier ein Mitglied einer Kampftruppe verkörpert, die sich im psychotischen Todesrausch verliert, erinnern unweigerlich wieder an Frederick Laus großes Vorbild Klaus Kinski.

Frederick Lau in Der Hauptmann

Privat scheint es sich der Schauspieler, der mittlerweile teilweise mit dem jungen Marlon Brando verglichen wird, dagegen in den bequemen Konventionen und Traditionen als braver Familienvater gemütlich gemacht zu haben. Im Interview mit Spiegel Online  spricht er von seinem Leben mit seiner Frau Annika und den beiden Kindern, die ein und zwei Jahre alt sind, und beschreibt, wie er neben seiner Frau auf der Couch schon mal Tränen beim Filmeschauen vergießt. Für seinen Sohn hat er ein Poster gekauft, auf dem "Boys don't cry" steht und das er über dem Bett des Kindes aufgehängt hat. Das "don't" hat er vorher durchgestrichen.

Was ist eure Meinung zu Frederick Lau?

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