Erst einmal die Fakten: Der Film Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (der Einfachheit halber werde ich im folgenden nur noch von Fantastic Beasts sprechen, wenn ich den Film meine) ist eine Art Spin-Off, das im Harry Potter Universum spielt. Fantastic Beasts spielt im New York der 1920er und erzählt die Geschichte des Magizoologen Newt Scamander (Eddie Redmayne). Newt Scamander, der gerade an seinem Buch Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind arbeitet, ist nach New York gekommen, um ein magisches Tierwesen zurück nach Arizona zu bringen. Scamander hat jedoch mehr als nur ein Tierwesen dabei, sein von außen unscheinbarer Koffer enthält eine riesige Sammlung magischer Kreaturen. Es kommt wie es kommen muss, einige Tierwesen entkommen und Scamader muss versuchen sie wieder einzufangen. Kein leichtes Unterfangen in einer Stadt wie New York, mal ganz davon abgesehen, dass es streng verboten ist magische Tierwesen in einem Koffer in die Stadt zu schmuggeln.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch, welches, wie auch die Harry Potter Bücher, von J.K. Rowling verfasst wurde. Erschienen im Jahr 2001 (die Pottermania war gerade im vollen Gange), handelt es sich bei Phantastische Tierwesen um ein Lexikon, das sämtliche bekannte Tierwesen der magischen Welt auflistet und erklärt. Der fiktive Autor ist ein gewisser Newt Scamander. Mal davon abgesehen, dass wir jede Menge Interessantes über magische Wesen erfahren, wartet Phantastische Tierwesen mit einem weiteren Highlight auf. Das Buch ist kein reines Lexika, sondern mit zahlreichen Kommentaren von Harry, Ron und Hermine versehen - denn, Überraschung, bei dem Exemplar handelt es sich um ein Schulbuch von Harry Potter. Und wer kritzelt nicht mal in seinen Schulbüchern herum?

So viel zu den Fakten.

Aber nun zu der wichtigen Frage, kann man den Film Fantastic Beasts mit den Harry Potter Filmen vergleichen? Oder gibt es doch zu viele Unterschiede? Spin-Offs werden traditionell immer wieder mit dem Original verglichen, von dem sie praktisch "abstammen". Sie erzählen zwar eine eigene Geschichte, greifen dabei aber immer wieder auf Elemente des Originals zurück, sei es in der Form von Charakteren, Schauplätzen und ähnlichem. Der jüngste Star Wars Film Rogue One: A Star Wars Story wäre beispielsweise ein klassisches Spin-Off. Das Problem bei Fantastic Beasts jedoch ist, dass der Film viel enger mit dem Original, den Harry Potter Filmen, verknüpft ist als ein klassisches Spin-Off. Die Verknüpfungen zwischen den Harry Potter Filmen, Büchern und Fantastic Beasts sind so eng, das es schwierig ist den Film zu kategorisieren.

Parallele Nummer 1: Der Film Fantastic Beasts wie auch die Harry Potter Bücher basieren auf einer literarischen Vorlage. Fantastic Beasts auf dem bereits oben erwähnten Lexikon Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, die Harry Potter Filme auf den sieben weltbekannten Romanen.

Parallele Nummer 2 ist J.K. Rowling selbst. Sie ist nicht nur die Autorin beider literarischer Vorlagen sondern hat auch das Drehbuch für Fantastic Beasts verfasst. Genau das ist für mich einer der Gründe, warum Fantastic Beasts so schwer zu bewerten ist, denn wie soll ich den Film unabhängig von der Harry Potter Reihe bewerten, wenn die Autorin selbst das Drehbuch verfasst hat?

Parallele Nummer 3: David Yates ist der Regisseur des Films und soll es voraussichtlich auch bei den vier geplanten Fortsetzungen von Fantastic Beasts sein. Yates ist kein unbekannter im Potteruniversum, hat er doch bereits beim Orden des Phönix, dem Halbblutprinzen und den Heiligtümern Teil 1 und Teil 2 Regie geführt.

Parallele Nummer 4 ist wohl die offensichtlichste, aber ich zähle sie der Ordnung halber hier doch nochmal auf. Fantastic Beasts spielt in der Welt von Harry Potter, wenn auch in einer anderen Zeit, nämlich den 1920ern. Davon abgesehen zeigt Fantastic Beasts bewusst Verbindungen zu Figuren und Handlungssträngen auf, die uns bereits durch Harry Potter Filme bekannt sein. Dazu gehört nicht nur Gellert Grindelwalds Auftritt (Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald waren in ihrer Jugend eng befreundet). Wie bereits bekannt, sollen die weiteren Fantastic Beasts Filme genau diese Vorgeschichte zwischen beiden Figuren näher beleuchten. Das ist zweifelsohne eine geniale Idee, bietet es doch jede Menge Stoff für eine spannende Geschichte (oder eher Geschichten). Bereits im siebten Harry Potter Buch wurde dieser interessante Teil aus Dumbledores Vergangenheit bereits kurz angerissen, mehr aber auch nicht. Davon abgesehen fühlt man sich immer wieder an die Harry Potter Filme erinnert, wenn beispielsweise im Intro ein Zeitungsartikel über Hogwarts eingeblendet wird oder Newt Scamander von seiner alten Schule erzählt.

Wozu nun all diese Parallelen? Ganz einfach, sie machen deutlich, dass ein Vergleich mit den Harry Potter Filmen durchaus gerechtfertigt ist. Auch wenn Fantastic Beasts eine eigene Geschichte fernab von Hogwarts erzählt und im Gegensatz zu den Harry Potter Filmen nicht auf einer Romanreihe basiert, gibt es einfach zu viele Verbindungen zwischen den beiden, um sie zu ignorieren. Insbesondere die Tatsache, dass J.K. Rowling das Drehbuch geschrieben hat, sowie David Yates' Rückkehr als Regisseur, lassen es meiner Meinung nach nicht zu, dass man die Harry Potter Filme, bis zum gewissen Grad natürlich, mit Fantastic Beasts vergleicht.

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