Geoblocking nervt abartig und gehört abgeschafft

25.07.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Geoblocking gehört abgeschafft
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Geoblocking gehört abgeschafft
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Das Internet weist viel zu viele Grenzen auf, die eigentlich eingerissen werden könnten. Die EU-Kommission erhebt aktuell mehrere Beschwerdepunkte gegen sechs große US-Filmstudios, die uns mit Geoblocking das Leben schwer machen wollen. Schafft es ab!

Europa bietet uns im Normalfall den Luxus offener Grenzen. Wir können sie unbehelligt überschreiten, wie es uns gefällt (es sei denn natürlich, es findet gerade ein G7-Gipfel statt). Im Internet sollte es eigentlich genauso sein, theoretisch existieren keine Grenzen. Nicht umsonst heißt das Ding world wide web. Nur leider sieht die Praxis oft ganz anders aus und wir stehen grimmigen Grenzbeamten gegenüber, die uns nicht einreisen lassen wollen. Zum Beispiel, wenn es um Pay-TV geht: Es wäre ein Traum, wenn wir auf US-amerikanische Pay-TV-Sender zugreifen könnten. Oder zumindest auf die aus Großbritannien. Aber auch bei vielen anderen Inhalten im Internet macht uns das Geoblocking einen Strich durch die Rechnung und sorgt dafür, dass wir in die Röhre gucken.

Die EU-Kommission wirft aktuell gleich sechs großen US-Filmstudios vor, mit dem Sender Sky UK rechtswidrige Abmachungen zum Geoblocking getroffen zu haben. Das geht aus einer kartellrechtlichen Prüfung von Lizenzverträgen hervor. Gegen Disney, NBC Universal, Paramount Pictures, Sony, 20th Century Fox und Warner Bros. erhebt die EU-Kommission den Beschwerdepunkt, Sky UK sei durch die Verträge daran gehindert, Nutzern außerhalb Großbritanniens und Irlands den Zugang zu ihrem Angebot zu ermöglichen. Das widerspricht eventuell den Wettbewerbsbestimmungen der Europäischen Union. EU-Kommissarin Margrethe Vestager führt laut Pressemitteilung  aus:

Europäische Konsumenten wollen die Pay-TV Sender ihrer Wahl sehen, unabhängig davon, wo sie leben oder wohin sie reisen. Unsere Untersuchung zeigt, dass sie das heutzutage nicht können, auch weil Lizenzvereinbarungen zwischen großen Filmstudios und Sky UK es Konsumenten in anderen EU-Ländern nicht erlauben, auf Sky UKs britische und irische Pay-TV-Dienste zuzugreifen, weder über Satellit noch online. Wir glauben, dass das gegen EU-Wettbewerbsvorschriften verstoßen könnte. Die Studios und Sky UK haben nun die Gelegenheit, zu unseren Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Das heißt, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis das letzte Wort in dieser Angelegenheit gesprochen ist. Bisher hat die EU-Kommission nur die Beschwerdepunkte übermittelt, von einem abschließenden Urteil sind wir also noch meilenweit entfernt. Trotz der sehr verworrenen und schwer nachvollziehbaren Gesetzes-Lage passiert hier gerade etwas Spannendes. Etwas, das dafür sorgen könnte, das Grenzen eingerissen werden, wenn auch nur virtuelle. Denn wozu sollen wir uns im Internet an den sowieso schon abstrakten und überkommenen Ländergrenzen der Realität orientieren? Das ergibt nur Sinn für die Rechteinhaber, die davon profitieren, ihre Lizenzen gezielt und mehrfach verkaufen zu können. Laut der Zeit  sagt der Medien-Experte Manuel Weis :

Es wäre schön, wenn man diesen Rechte-Wust entwirren könnte, aber es ist eben so, dass jeder, der darin namentlich vorkommt, Vorteile daraus zieht – meist in Form von Geldscheinen.


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