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#1 #Horrorctober Ist "ES" ein guter Horrorfilm? + PODCAST

10.10.2017 - 17:19 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Auch gruselig, aber Pennywise lässt dir das Blut in den Adern gefrieren...
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Auch gruselig, aber Pennywise lässt dir das Blut in den Adern gefrieren...
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Oder sabotiert sich dieser Film selbst... Ein Clown, der das Böse verkörpert, und sich immer wieder im Zeitraum von 27 Jahren neue Kinder zum Fressen holt... Er ist wieder da... Passenderweise zu Halloween und 27 Jahre nach dem ersten Film...


https://soundcloud.com/kinocouch/1-auf-der-kinocouch-horrorctober-es-2017

Gestern Abend war es endlich soweit: Zeit für Grusel, einen weiteren Film aus meiner #Horrorctober-Liste und das lang erwartete Remake von Stephen Kings ES. Das über drei Stunden schwere Original aus dem Jahre 1990 ist wohl hauptsächlich der Grund dafür, warum einige Menschen eine Coulrohphobie, oder etwas geläufiger Angst vor Clowns, entwickelt haben. Der damalige Hauptdarsteller, Tim Curry, der vielen vor allem ein Begriff aus der Rocky Horror Picture Show sein dürfte, hat damals als Pennywise der tanzende Clown brilliert. Aber warum widme ich dem ersten filmischen Versuch Stephen Kings ES auf Zelluloid zu bannen einen ganzen Absatz? Weil die meisten ES von 1990 kennen und unweigerlich ein Vergleich stattfinden wird. Doch nun zum eigentlichen Remake aus diesem Jahr (2017):

EVTL. gibt es ab hier „leichte“ SPOILER

Der Film beginnt, wie es der Zuschauer auch erwartet, mit eben dieser Sequenz, in der Bill seinem kleinen Bruder ein Schiffchen, baut, damit Georgie damit draußen im strömenden Regen auf den überfluteten Straßen spielen kann. Das Schiff findet dann, einmal zu Wasser gelassen, auch zielsicher seinen Kurs in die Kanalisation, in der Pennywise bereits wartet. Eines vorweg: Bill Skarsgard, der aktuelle Pennywise, hat ein echt verstörendes Makeup verpasst bekommen. Was mich von Anfang an etwas gestört hat, war seine penetrant hohe Synchron-stimme. Keine Frage, der Sprecher selbst hat seinen Job sehr gut gemacht, aber die Stimme passte meines Erachtens nicht zu dem ultimativ Bösen. Dafür hätte ich mir eine dezent tiefere und rauchigere Stimme gewünscht. Doch ES wäre nicht Pennywise, wenn er seinem Hunger nach Kinderfleisch in dieser Szene nicht nachkommen würde, was gleich mit dem ersten echt heftigen Special Effect bewiesen wird. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Special Effects an vielen Stellen, atemberaubend, teilweise weltklasse waren, aber -und das ist meines Erachtens das eigentliche Manko- die SE waren in einem solchem Ausmaß vertreten, dass dem gewogenen Zuschauer die Szenerie beinahe surreal vorkommen musste. Gerade hier hat ES von 1990 die Nase etwas vorne, weil Tim Curry ohne solche Monster-SE auskommen musste, wie es hier der Fall ist. Dadurch wirken die Figuren realer, näher und natürlich auch beängstigender. Andererseits haben die SE im heutigen Kino natürlich auch ihre Berechtigung: So sind jetzt Filme verwirklichbar, die früher nicht in dieser Form hätten umgesetzt werden können (Man denke nur an Filme wie Guardians of the Galaxy, Passengers und viele andere).

Auffällig war auch, dass das Drehbuch über den gesamten Film hinweg bemüht war die Situation durch Gags aufzulockern. Das funktionierte bisweilen auch ziemlich gut; was aber gar nicht geht, ist ein Gag, wenn es eigentlich gruselig werden sollte. Dadurch sabotiert sich der Film praktisch selbst und nimmt die Spannung zeitweise völlig raus. Ein ungutes Gefühl, das man so ziemlich einen gesamten Teil der Halloween-Reihe hindurch hat, bleibt fast gänzlich aus. Diese zunächst freiwillige und bestimmt auch durch das Drehbuch gewollte Komik, wird spätestens in solchen Szenen unfreiwillig. In den wenigen Szenen, in denen dem Zuschauer wirklich ein Schauder über den Rücken gelaufen sein durfte, ging es vor allem um die persönlichen Ängste der Kinder, durch welche sich Pennywise nährt. Das war die eigentliche Stärke des Films. Besonders emotional war der angedeutete Missbrauch der jungen Beverly Marsh (grandios gespielt von Sophia Lillis) durch ihren Vater (Stephen Bogaert). Noch emotionaler und zu Tränen rührend war Bills (Tolle Interpretation der Rolle „Bill“ durch Jaeden Lieberher) Trauer bezüglich seines verschwundenen kleinen Bruders Georgie (Jackson Robert Scott – klasse Leistung!). Die Nicht-Akzeptanz der Tatsache, dass sein kleiner Bruder nicht mehr zurückkehren würde gepaart mit der Schlussszene hat so manchen Zuschauer zum Griff zu den Taschentüchern gezwungen.

LEICHTE SPOILER ENDE

Fazit: Alles in Allem kann man sagen: Es ist ein runder Film. Das Hauptthema, das Verschwinden von einem kleinen Jungen und der schrecklichen Geschichte dahinter, wurde konsequent weitergesponnen und bis zum Ende aufrecht erhalten. Das hat der Film in verhältnismäßig kurzen 2 Stunden und 15 Minuten relativ gut geschafft. Dem Film fehlt nichts. Es ist eher an manchen Stellen ein „zu viel“ auffällig. Zu viel unfreiwillige Situationskomik und zu viel Animation und Special Effects. Vielleicht wäre es besser gewesen, ein bisschen weniger von Pennywise zu zeigen, dafür an manchen Stellen ein bisschen mehr auf Ernsthaftigkeit zu setzen (das Publikum ist ja größtenteils mündig) und dann wäre aus ES 2017 nicht nur ein guter, sondern eventuell sogar ein herausragender Film geworden.

7,5/10 Punkten


https://soundcloud.com/kinocouch/1-auf-der-kinocouch-horrorctober-es-2017



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