Nachdem Koch Media bereits zu Jahresanfang Liebhaber des italienischen Genrekinos beglückte, folgt nun mit der Giallo Collection Teil 2 die angekündigte Fortsetzung. Das Label kredenzt abermals drei weniger bekannte Werke in einem ansprechenden Schuber, sodass sich ein Blick insbesondere für fortgeschrittene Eurokult-Aficionados lohnt. Geboten werden The Child – Die Stadt wird zum Alptraum (1972), Blutiger Zahltag (1977) und In the Folds of the Flesh (1970). Bezüglich des Designs haben die Verantwortlichen auf Einheitlichkeit geachtet. Wie der Vorgänger kommt auch die zweite Giallo Collection im strahlend gelben Gewand daher. Zudem erwarten den Käufer wieder drei ansprechende Mini-Poster mit Hintergrundinformationen. Weil jene mitunter handlungsrelevante Details preisgeben, sollte der unbedarfte Zuschauer mit der Lektüre erst nach dem Filmvergnügen beginnen.
Nazi-Traumata und Inzest – In the Folds of the Flesh
Kurz vor seiner Festnahme beobachtet der flüchtige Verbrecher Pascal Gorriot (Fernando Sancho) zufällig, wie das Kindermädchen Lucille (Eleonora Rossi Drago) eine Leiche im Garten vergräbt. Dreizehn Jahre später kehrt Gorriot an den Ort des Geschehens zurück, um Lucille für seine Verschwiegenheit zur Kasse zu bitten. Hierbei ahnt der Ganove nicht, dass er sich mit einer skrupellosen wie gestörten Familie anlegt, die Fremden gegenüber keinerlei Gnade walten lässt. Insbesondere Falesse (Pier Angeli) – die vermeintliche Tochter des unter mysteriösen Umständen verschwundenen Hauseigentümers André (Alfredo Mayo) – verfällt seit einem Kindheitstrauma wiederholt in Zustände mörderischer Raserei.
Mit offenkundigen Bezügen zur Freud’schen Psychoanalyse widmet sich In the Folds of the Flesh den fatalen Nachklängen zweier Kindheitstraumata. Hierbei entfaltet das Werk eine schleichende Aura des Perversen. Jene gewinnt an Intensität, je stärker der Zuschauer in den Bann von Lucilles Familie gerät. Regisseur Sergio Bergonzelli zieht alle nur erdenklichen Register, um Wahnsinn und psychischem Verfall ein Gesicht zu verleihen. Im Zuge dessen reichert der Regisseur die Geschichte zusätzlich mit dezent eingesetzten Nazisploitation-Elementen an, die er dem Betrachter in beklemmenden Rückblenden serviert. In the Folds of the Flesh bietet ein bizarres wie anregendes Geflecht aus Sex, Lügen und Gewalt. In seiner narrativen Komplexität ähnelt das Werk dabei durchaus einem Raymond Chandler-Roman.