Meine Enttäuschung 2012 – Prometheus

30.12.2012 - 08:45 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Prometheus
20th Century Fox
Prometheus
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Wenn ich im Kinojahr 2012 von einem Film enttäuscht war, dann von Prometheus. Dabei hatte ich mir eigentlich auch gar nichts von ihm erwartet. Aber dann kam doch alles anders …

Enttäuscht verlasse ich eigentlich selten ein Kino. Gut, viele Filme gefallen mir nicht oder lassen mich kalt, aber mit hohen Erwartungen gehe ich normalerweise nicht ins Lichtspielhaus. Schließlich sind ja weder hervorragende Kritiken, begeisterte Freunde noch die vorherigen Einträge in einer Filmreihe oder der Filmographie eines Regisseurs Garanten dafür, dass ein bestimmter Film auch mir persönlich gefällt. Am liebsten weiß ich vorher sowieso möglichst wenig über das, was ich sehen werde, um es ganz frisch und unbeeinflusst auf mich wirken lassen zu können. Nur bei Prometheus – Dunkle Zeichen hat das irgendwie nicht so ganz geklappt.

Als zum erstem Mal von der Rückkehr von Ridley Scott ins Alien-Universum die Rede war, dachte ich mir ‘Naja, wird halt wieder so ein Alien-Film’, denn die sind sich ja alle schon recht ähnlich. Sicherlich, jeder der Regisseure hat seinen ganz eigenen Stil und auch die nicht so tollen Teile der Reihe können mit einigen originellen Einfällen aufwarten, aber letztendlich verhält es sich doch so ähnlich wie zum Beispiel mit den meisten Bond-Filmen: Die immer gleichen Zutaten werden mal mehr, mal weniger gekonnt durchmischt, es kommt auch mal eine Prise hiervon und eine Messerspitze davon dazu, doch ganz so, wie ein Gemüseeintopf meist Mohrrüben, Kartoffeln und Zwiebeln dabei hat, weisen ja auch die Alien-Filme ihre unverzichtbaren Zutaten auf.

Es gibt die entschlossene Frau der Tat, umgeben von jeder Menge nicht ganz so kompetenter Gesellen, ein Android ist auch immer irgendwie dabei, irgendwann stößt die Gruppe schließlich auf ein oder mehrere Aliens, verhält sich unvorsichtig und dann geht’s rund. So ungefähr habe ich auch Prometheus erwartet und ihm deshalb nicht besonders entgegen gefiebert. Doch dann kamen die ersten Stimmen auf, die sich beschwerten, dass der Film ja eigentlich viel zu wenige Alien-Elemente habe, gar nicht so recht in die Reihe passe, Fans doch viel lieber die alten Teile gucken sollten, und ich dachte mir: ‘Super, endlich mal was anderes!’ und begann, dem Kinobesuch doch ein wenig entgegen zu fiebern. Das sollte sich aber als großer Fehler herausstellen, denn für mich verband Prometheus dann leider eher das Schlechteste beider Welten.

Die altbekannten Elemente gingen mir gehörig auf den Keks und für die neuen konnte ich mich nicht erwärmen. Zum Beispiel die Zusammensetzung und das Verhalten der Mannschaft: Da stellt Weyland Industries eine unglaublich teure und aufwändige Expedition auf die Beine, macht sich aber nicht die Mühe, einen offensichtlichen Knallkopf wie Fifield auf seine Teamfähigkeit zu testen? Doch auch die anderen Expeditionsteilnehmer verhalten sich gelinde gesagt wie immer mehr als unvorsichtig (sonst würde es ja schließlich auch kein Alien aufs Schiff schaffen), wieder mal gibt es einen Androiden mit einer eigenen Agenda und abermals schafft es nur eine einzige Frau, den Außerirdischen zu entkommen, den tropfend-kaputten Androiden im Schlepptau, und ich denke mir: Das gab es doch alles schon zur Genüge! Wenn Ridley Scott persönlich nach über 30 Jahren wieder auf dem Regiestuhl eines Alien-Filmes Platz nimmt, sollte er doch eigentlich mal etwas anderes zu erzählen haben als den ewig gleichen Kram in der x-ten Variation!

Wobei: Wenn sich die Filmschaffenden in Prometheus ganz ihren ja durchaus vorhandenen Ideen für neue Elemente hingegeben hätten, wäre ich wahrscheinlich auch nicht glücklicher gewesen. So unspektakulär und nüchtern, wie die windeltragenden Architects daherkommen, so bizarr-unpassend finde ich das Albino-Seestern-Tentakel-Alien zum Schluss. Wie genial-abartig war dagegen zum Beispiel die Alien-Königin aus Aliens – Die Rückkehr! Auch die ganze oft gelobte philosophische Unterfütterung der Monsterhatz mit ihrer Weigerung, Antworten auf die aufgeworfenen Fragen zu geben, erscheint mir wenig tiefgründig und eher als Mittel zum Zweck: Woran sollte denn die am Ende von Prometheus mehr als deutlich angedeutete Fortsetzung auch anschließen, wenn alle Fragen schon beantwortet würden?

Zudem hat Prometheus zwar zugegebenermaßen kein Alien im Titel, aber ein Alien-Film fast ganz ohne ein ‘echtes’ Alien geht mir dann doch ein wenig zu weit. Letztendlich war Prometheus für mich gleichzeitig zu viel und zu wenig, zu alt und zu neu, zu konservativ und zu modern. Wieso denn gerade die Elemente rauswerfen, die den Kern der Serie ausmachen, und sie, anstatt sie zu modernisieren, durch absolut unpassende ersetzen? Da kann ich ja gleich J. J. Abrams’ Star Trek gucken. Dass einer jahrzehntealten Reihe frisches Leben eingehaucht werden kann, ohne ihre positiven Grundzüge zu vernachlässigen, hat in diesem Jahr ja James Bond 007 – Skyfall gezeigt. Aber vielleicht stand meinem Genuss von Prometheus auch nur die anfangs angesprochene Erwartungshaltung entgegen, die bei einer Zweitsichtung nicht mehr enttäuscht werden kann, und alles wird gut, wenn ich ihn mir auf Blu-ray anschaue. Einen Versuch ist’s wert, schließlich hat er ja auch so packende Szenen wie die Do-it-yourself-Abtreibung im Schnellverfahren!

Filme des Kinojahres 2012, denen ich nichts abgewinnen konnte
1. Prometheus – Dunkle Zeichen
2. Die Tribute von Panem – The Hunger Games
3. Twilight 4: Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht – Teil 2
4. Beasts of the Southern Wild
5. Vielleicht lieber morgen

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