Rent - Schwere Kost in leichter Verpackung

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Rent
Sony Pictures/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Rent
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Ein Lieblingsfilm kann auch etwas Ungewöhnliches sein, zum Beispiel ein Musical. So würdigt dieser Moviepilot-User in seinem Text die Filmperle Rent.

“There is no such thing as a moral or immoral book. Books are either well written or badly written. That is all.”
Das wusste schon Oscar Wilde und das lässt sich auch perfekt auf Filme übertragen. Allerdings sind manche Bücher oder Filme nicht nur “well written”, sondern, genau wie “The Picture of Dorian Gray”, ein Gesamtkunstwerk, das über den eigentlich Unterhaltungswert hinausgeht. Genau diese Kunst sehe ich in der Musicaladaption Rent. Und genau diese Kunst kann einen Menschen so berühren, dass der Film eine neue Facette der Persönlichkeit auslöst. Ich habe Rent mit zarten 15 Jahren geschaut und bin seitdem ein Musicalliebhaber und begeisterter Rocker (mein Musikgeschmack hat sich später in eine Mischung aus Indie-Rock, Alternative und Metal geschoben).

Basierend auf Giacomo Puccinis Oper La Bohème kam 1994 Rent in die Musicaltheater New Yorks. 2005 wurde das Bühnenstück dann von Chris Columbus verfilmt. Dabei muss die originalgetreue Übernahme der off-Broadway Produktion auf den “Big-Screen” lobend erwähnt werden. Große Teile des US/UK Casts wurden übernommen und ich persönlich freu mich immer wieder Idina Menzel in Action zu sehen. Die schauspielerische sowie gesangliche Leistung der Darsteller ist überragend und animiert zum mitrocken. Hochglanzoptik und geschönte Kulisse beeinträchtigen den Film nicht, vor allem wenn man dazu den herrlichen Kontrast zum Film-im-Film von Mark berücksichtigt.

Durch die damals tabubrechende Thematik von AIDS kann man Rent bedenkenlos mit der The Rocky Horror Picture Show in einem Atemzug als bahnbrechende Musicals nennen. Womit wir auch bei unmoralischen Filmen bzw. Theaterstücken wären. Wegen unliebsamen Themen wurde das Stück damals von amerikanischen Konservativen genauso verrissen wie früher schon Richard O’Briens Meisterwerk. Trotzdem hat es diese moderne Rock-Oper geschafft zu faszinieren und hat dieses Jahr ihr off-Broadway Revival.

Schonmal gefragt wie man ein Jahr misst? In Monaten, Tagen, Stunden und Sekunden? Eine andere Möglichkeit eröffnet dieses Musical. Nämlich in “In truths that she learned, or in times that he cried. In bridges he burned, or the way that she died!” und vor allem in Liebe. Die verarmte Boheme im New Yorker East Village lebt und misst in Emotionen. Hauptcharaktere Mark und Roger sind mit der Miete (engl. Rent) überfällig und erteilen ihrem Landlord Benjamin eine gesungene Absage. Crossdresser Angel findet und hilft den brutal zugerichteten Philosophieprofessor Tom in einer dunklen Seitengasse. Mimi ist drogensüchtig und strippt in einem Nachtclub. Maureen und Liebespartnerin Joanne versuchen durch Proteste die Kommerzialisierung des East Village aufzuhalten. Alle von ihnen haben unerreichbare Träume und Hoffnungen und über ihnen allen schwebt der Fluch der Immunschwächekrankheit.

Der Film setzt sich nicht nur sehr gut mit AIDS-Kranken auseinander, sondern repräsentiert Diversität wie kein anderer Film. Es gibt Charaktere vieler Ethnien (Weiß, Schwarz, Hispanisch), Sexualitäten (Hetero, Bi, Homo und Trans) und sozialer Schichten (Künstler, Anwalt, Professor). Es wird um Toleranz und Verständigung geworben. Am teilweise tragischen Ende kann man doch positiv in die Zukunft schauen.

Das wichtigste an einem Musical ist jedoch die Musik. Und die ist in diesem Fall oscarverdächtig. Mal melancholisch, mal trotzig, mal tiefgründig, mal lustig aber immer temporeich geben die Lieder Leben und Sterben der Protagonisten gekonnt wieder. Neben Rocksongs wie “One Song Glory” gibt es fetzige Duette (“Light my Candle” und “Tango Maureen”) und schöne Balladen (“Your Eyes”). Durchweg geht einem das Rockerherz auf. Endlich mal ein Soundtrack den man sich kaufen kann.
Fazit: Für alle Liebhaber von Musicals und schwerer Kost in leichter Verpackung.


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