Schaut man sich die hervorragenden Serien der letzten Zeit an (Mad Men, Breaking Bad, Dexter …), so bestechen sie durch ein wunderbares Setting, tolle Hauptdarsteller, spannende Plots und und und. Doch es gibt etwas, das ich vermisse.

Viele der neuen Serien haben eine Staffellänge von 13 oder 6 Folgen. Ich frage mich immer wieder warum? Früher war es durchaus legitim, die erste Staffel mit 12 oder 13 Folgen zu machen, um anzufüttern. Aber heute besteht ja jede Staffel aus so wenigen, manchmal zu wenigen Folgen.

Ich mag es, lange mit meinen Serienhelden durch ihre Abenteuer zu streifen, 22 Folgen war immer das Maß. Jede Episode hat man genossen, jede neue Facette der Charaktere erkannt, gespeichert und geliebt (oder gehasst). Man fühlte sich eins mit ihm. Doch heute hat man oft das Gefühl, dass man auf Abstand gehalten wird. Man kann nicht ganz so richtig ins das Universum eintauchen, weil die Zeit dafür fehlt. Durchschnittlich 12 Folgen sind einfach zu wenig.

Auch gewisse Plotpoints kommen immer wieder zu früh. So scheint fast jede Folge etwas äußerst Wichtiges zu passieren, fast um sicher zu gehen, dass die Menschen auch einschalten. Früher wurde in den ersten Folgen der Grundstein gelegt, gab es ab der Mitte (Episode 12/13) dann eine Episode, die wieder darauf zurückgriff. Doch die „vielen“ Episoden dazwischen wurde man davon ein wenig abgelenkt. Und dann, wenn der Plotpoint kam, war man überraschter, interessierter, gespannter, ergriffener. Ebenso im Staffelfinale. So steigerte man die Spannung, man suchte nach immer neuen Hinweisen in den Episoden, um doch endlich zu erfahren, worum es ging.

Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: Mad Men – Season 1. Ich liebe die Serie, aber ich muss sagen, dass mich zwar die ganze Zeit die Vergangenheit um Don Draper interessiert hat, aber die Auflösung in der letzten Folge war dann doch irgendwie ernüchternd. Nicht weil sie etwa platt oder einfallslos war, sondern weil man nicht wirklich allzu lange darauf entgegenfiebern konnte, weil zu wenige Hinweise gestreut wurden (die offensichtlichen einmal außen vor gelassen).

Versteht mich nicht falsch, ich liebe die neuen Serien und schaue sie gerne, finde mich gerne in ihren Welten zurecht, nur habe ich das Gefühl, nicht ganz nah dran dabei zu sein. Bin nicht völlig hineingezogen. Man lebt nicht mehr solange mit den Figuren wie sonst.

Was aber führt dazu, zu Staffeln/Serien mit weniger Folgen? Haben die Produzenten und Studios Angst um das Geld? Oder sind Serien inzwischen so teuer geworden, dass 22 oder mehr Folgen nicht drin sind?
Ist die Aufmerksamkeits- und Intressensspanne des geneigten TV Serienschauers so weit gesunken, dass er die Ausdauer für längere Staffeln nicht hat?
Oder wollen die Autoren vermeiden, viele „Füllepisoden“ zu schreiben und knallen den Zuschauer „Highlightfolge „ um „Highlightfolge“ vor den Latz?

Vielleicht ist es Geld, vielleicht mangelnde Ideen, vielleicht der Zuschauer selbst, aber es ist einfach schade.

Natürlich gibt es Serien, die an dem „alten“ Konzept festhalten, und ich sage nicht, dass Serien die weniger Folgen haben schlechter sind, nur die schaffen es nicht, mich stärker in ihre Welt hineinzuziehen.

Zwar birgt eine zu lange Laufzeit auch die Gefahr der Abnutzung (Beispiel CSI: Den Tätern auf der Spur), aber zu wenig Laufzeit verhindert das Eintauchen und Schwimmen in den Serienwelten.

So, und jetzt auf Serien schauen!

Vorschau: Nächste Woche geht es um einen ganz großen Film, der vielen Menschen viel bedeutet.

Dieser Text stammt von unserem User Florian Albrecht. Wenn ihr die Moviepilot Speakers’ Corner auch nutzen möchtet, dann werft zuerst einen kurzen Blick auf die Regeln und schickt anschließend euren Text an ines[@]moviepilot.de

Sind 6 und 13 das neue 22?

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