So glücklich war ich noch nie sagt Natja Uhl

09.04.2009 - 12:00 Uhr
Nadja Uhl in So glücklich war ich noch nie
Kinowelt
Nadja Uhl in So glücklich war ich noch nie
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Als Prostituierte verliebt sie sich in den Hochstapler Devid Striesow.

Nadja Uhl spielt in So glücklich war ich noch nie eine Prosituierte, die sich in den Hochstapler und Schwindler Frank Knöpfle (Devid Striesow) verliebt. Hier beantwortet sie Fragen zu dem Film.

Was hat Sie an So glücklich war ich noch nie am meisten gereizt?
Das hervorstechende Merkmal des Drehbuchs waren für mich Alexander Adolphs Dialoge. Auf der einen Seite waren die Szenen und Ideen sehr scharf und pointiert – präsentiert mit einer sehr humorvollen und kritischen Sicht – auf der anderen Seite konnte man eine große Wärme und Liebe spüren. Alexander Adolph fängt die Situationen immer wieder liebevoll auf, was ich als eine sehr schöne Haltung zum Leben empfinde – die Dinge bissig unter die Lupe zu nehmen und trotzdem zu zeigen, wie schön und voller Sehnsucht das Leben sein kann. Aussichtslosigkeit, Lebenslust und Witz liegen hier ganz nah beieinander. Das ist für mich das Schönste an diesem leisem Film und seiner besonderen Mischung aus Komik und Melancholie.

Sie spielen eine Prostituierte, die mit dem Hochstapler Frank Knöpfel eine Beziehung beginnt. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Es gibt ja keine abendfüllenden Momente im Bordell, aber ich habe mich vorher mit jemanden unterhalten, der jahrelang in dieser Branche gearbeitet hat. Ich war zwar nicht vor Ort, aber derjenige hat mir ein paar Dinge vorgemacht und erklärt, wie es so läuft. Es ging hier ja nicht unbedingt um das reale Abbild des Alltags einer Prostituierten, aber was ich beispielsweise in die Rolle mitgenommen habe, war dieses Verhaltensmuster, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und jedem Kunden vorzuspielen, dass er etwas ganz Besonderes ist, um möglichst gute Einnahmen zu machen. Darauf habe ich mich konzentriert und ansonsten habe ich mich auf Alexander Adolph verlassen und mit ihm an der Rolle gearbeitet.

Wie gegenwärtig war Ihnen das Thema Hochstapelei?
Ich habe im Vorfeld Alexander Adolph s Dokumentation gesehen. Das war meine Vorbereitung, davor hatte ich mich nie wirklich mit dem Thema beschäftigt. Aber wenn man mal etwas genauer darauf achtet und wenn man für das Thema sensibilisiert ist, fällt einem plötzlich auf, wie normal und alltäglich kleine, harmlose, aber manchmal auch kriminelle Formen der Hochstapelei sind. Wir sind in unserem gesellschaftlichen Alltag darauf trainiert, auf Äußerlichkeiten zu achten und manchmal darauf reinzufallen. Diese Gewohnheiten werden durch Hochstapler ganz schamlos ausgenutzt und kriminell missbraucht. Auf der anderen Seite halten uns solche Fälle immer wieder einen Spiegel vor, wie verführbar wir sind. Und es zeigt eben, wie leicht es fällt, etwas zu erreichen, wenn man lange genug etwas behauptet und die Menschen mit irgendwelchen Dingen blendet.

Würden Sie sagen, dass Sie als Schauspielerin ebenfalls die Gabe der Vortäuschung haben?
Ich denke schon, dass ich durch meinen Beruf sehr schnell in der Lage wäre, mich auf Situationen einzustellen und auch in die eine oder andere Rolle zu schlüpfen. Generell versuche ich aber, möglichst nah bei mir zu bleiben, um einen Anker für meine Rollen zu haben. Deswegen vermeide ich es außerhalb der Dreharbeiten zu spielen. Ich will diese Möglichkeiten in meinem Beruf gerne wahrnehmen – genau weil diese Spielereien ja eine schöne Methode bieten, auszusteigen. Umso mehr liebe ich im Beruf das Unberechenbare, die schnellen Reaktionen und auch das Durchgeknallte und Unerwartete.

Schauspielerei und das Täuschungsspiel von Hochstaplern liegen also tatsächlich nahe beieinander?
Im Grunde ist die Hochstapelei noch anspruchsvoller als die Schauspielerei. Wir Schauspieler haben ja meistens ein Buch oder zumindest eine Bühne und die stille Absprache mit dem Publikum, dass wir eine Rolle spielen. Wenn Rollenspiele von Hochstaplern nicht aus einer psychischen Not herauskämen, dann müsste man das rein professionell anerkennen. Wenn man es in spontanen Situationen schafft, ganze Polizeischaren zu verwirren und achtsame Leute hinters Licht zu führen, zeigt das ein ungeheures schauspielerisches Potential. Aber es bleibt eben kriminell und krank und es zeigt eine große Einsamkeit auf.

Quelle: Mit Material von Kinowelt

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