Stronger - Wie viel Wahrheit steckt in dem Biopic mit Jake Gyllenhaal?

20.04.2018 - 09:10 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Jake Gyllanhaal in StrongerLionsgate
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Das Drama Stronger beleuchtet das persönliche Schicksals eines Opfers der Anschläge des Boston Marathons 2013. Was an dem Biopic echt, und was übertrieben ist, erfahrt ihr hier.

Vor fast genau fünf Jahren detonierten beim Boston-Marathon in der Nähe der Ziellinie zwei Bomben. Stronger erzählt die Geschichte des betroffenen Zeugen Jeff Bauman, gespielt von Jake Gyllenhaal, im Anschluss an dieses tragische Ereignis. Anlässlich des dieswöchigen Kinostarts des Dramas widmen wir uns den wahren Hintergründen der biografischen Verfilmung Stronger und sagen euch, wie nah der Film an den realen Ereignissen dran ist und an welcher Stelle er ihre Grenzen etwas über-dramatisch ausreizt.

Stronger handelt von dem Leidensweg von Jeff Bauman, der bei der ersten Explosion schwer verletzt wird und dadurch beide Beine verliert. Die Fotoaufnahmen seiner Ersthilfe vor Ort lassen Jeff zum weltweiten Gesicht des Anschlags und zur Galionsfigur der aufkommenden Anti-Terror-Bewegung, Boston Strong, werden. Der Film begleitet den inneren Kampf Baumans und seiner Angehörigen, dieses tragische Ereignis zu verarbeiten. Auf seinem Weg wird der unter seinen Amputationen stark leidende Bauman durch Höhen und Tiefen von seiner On-/Off-Freundin Erin Hurley (Tatiana Maslany) begleitet. Sie selbst hatte am Marathon teilgenommen und wurde von Jeff an der Ziellinie erwartet, als die Bombenexplosion sein Leben in ungeahnte Bahnen lenkt. Bauman, der von der Öffentlichkeit und seiner Familie in die Rolle des Helden gedrängt wird, kommt mit dieser Identifizierung nicht zurecht. Die einzige Person, die ihn wirklich versteht, ist seine Partnerin.

Stronger

Wer ist Stronger-Hauptfigur Jeff Bauman?

Bevor das Ereignis sein Leben erschütterte, arbeitete der damals 27-Jährige als Verkäufer in der amerikanischen Lebensmittel-Großhandelskette Costco. Er und Erin waren seit einem Jahr in einer komplizierten On-/Off-Beziehung, bevor der Anschlag geschah. Als Hauptzeuge, der den Bombenleger zuvor gesehen hatte, war er für die FBI-Ermittlungen enorm wichtig. Dies und seine Erinnerungen an den Kampf wieder laufen und leben zu lernen, hielt er als Co-Autor in seinen veröffentlichten Memoiren fest. 2014 heirateten Jeff und Erin und bekamen im selben Jahr eine Tochter. 2017 verkündete das Paar seine Trennung. Bauman, der nach seiner Genesung wieder seinen alten Beruf als Lebensmittelverkäufer antrat, war Gast in einer Vielzahl von Talk-und Late Night Shows. So unter anderem in der Late Night Show von Conan O'Brien, in der er offenherzig über seine Erfahrungen spricht.

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Die unschöne Wahrheit in Stronger ist beinahe echt

Der Film orientiert sich stark an den gleichnamigen Memoiren des Hauptcharakters, weshalb Bauman auch als Autor der Filmvorlage gelistet wird. Dem Regisseur David Gordon Green und dem Produzenten Todd Lieberman war die wahrhaftige Wiedergabe von Ereignissen und Gefühlszuständen der Charaktere besonders wichtig, sodass sie Bauman und seine Familie bereits im frühen Stadium der Realisierung in die Produktion miteinbezogen. Dabei geht der Film besonders auf Baumans Depressionen und sein Alkoholproblem während dieser Phase seines Lebens ein. Es war eine harte Zeit, nicht bloß für ihn, sondern auch für seine Freundin Erin.

Jake Gyllenhaal und Jeff Bauman

Wie nah sich der Film an der Realität bewegt, zeigt sich auch dadurch, dass einige Charaktere im Film von ihren realen Ebenbildern gespielt werden. In einem Interview der Today Show auf NBC erklärte Bauman, dass das medizinische Personal des Krankenhauses im Film, auch jenes war, das ihn pflegte und ihn bei seiner Genesung monatelangen Beistand leistete. Zusätzlich wurde ein Großteil des Films an den Original-Schauplätzen gedreht, so zum Beispiel im Spaulding Rehabilitation Center, der Ort, an dem Bauman wieder lernte zu laufen. Auf einer Vorführung des Films in New York sagte Bauman, dass Stronger eine präzise Repräsentation von dem sei, was er tatsächlich durchlebte. (via The Hollywood Reporter )

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Was ist an Stronger übertrieben?

Die wahrhaftige Geschichte eines depressiven Überlebenden eines Bombenanschlags, der seine auferlegte Heldenrolle letztlich akzeptiert und in ihr aufgeht, ist ergreifend und unglaublich. Gelegentlich löst der Film jedoch das Gefühl aus, er schieße über sein Ziel hinaus. In 119 Minuten fasst er die Achterbahnfahrt der inneren Zerrissenheit von Jeff Bauman, vom Attentat bis hin zur Akzeptanz des Heldentums, zusammen. Dabei scheint es, als präsentiert der Film diesen Leidensweg durchweg als Gegenargument seiner Glorifizierung der Boston Strong-Bewegung. Besonders die Endszene, in der sich im Anschluss einer Sport-Veranstaltung gefühlt hunderte Menschen bei ihm bedanken und ihm ihre Erfahrungen mitteilen, wirkt wie eine gefühlvolle Übertreibung, die schwer vorstellbar, genau so in der Realität geschah. Besonders, weil der Film zu drei viertel seiner Laufzeit darlegt, dass seine Symbolik gegen den Terrorismus für den Protagonisten im Grunde keinen Sinn ergibt, wirkt das Ende sehr gezwungen.

Durch das Gespräch mit seinem Retter beginnt er allerdings zu schnell zu verstehen, dass er anderen Menschen helfen kann. Die dramatische Untermalung mit emotionalisierender Filmmusik in diesen beiden Szenen lässt außerdem das Ziel des Films zu offensichtlich zu Tage kommen. Stronger soll an das US-amerikanische Patrioten-Herz appellieren und den Zuschauer Tränen vergießen lassen, was mich hadern ließ. Denn der Film besteht nur kurzweilig aus diesen patriotischen Momenten. Primär erzählt er eine mitfühlende unbewertete Geschichte, fernab jener patriotischen Identitätsgefühle und stellt das schwere Schicksal von Bauman in den Vordergrund. Am Ende geschieht die Überwindung seines Schicksals durch die Patrioten-Keule, aus deutscher und wahrscheinlich persönlicher Sicht, zu schnell.

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