The Korn Identity - Elli stellt sich vor

01.02.2018 - 16:35 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Matt Damon in Die Bourne Identität
Universal Pictures
Matt Damon in Die Bourne Identität
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Hättest du mich vor zwei Jahren gefragt, was mein Lieblingsfilm ist, so hätte ich dir keine Antwort geben können. Nun studiere ich Filmwissenschaft, mache ein Praktikum bei moviepilot und kann dir endlich sagen: Ich weiß es immer noch nicht.

Ich wage ein kleines Gedankenexperiment. Wenn ich morgen ohne jegliche Erinnerungen an mein bisheriges Leben aufwachen würde, was fände ich vor? Wäre ich Jason Bourne, so hätte ich zwar zwei Kugeln im Rücken, wäre dafür aber auch ein berühmt-berüchtigter Ex-Geheimagent der CIA mit einer beeindruckenden Liste an Nahkampf-Fähigkeiten, die fast so lang ist wie die meiner Sequels.

Bei mir sieht es freilich ein wenig anders aus, wenn auch nicht viel. Statt auf einem Boot im Mittelmeer südlich Italiens, wache ich in einer mindestens genauso schäbigen Studenten-WG südlich Berlins auf. Um mich herum liegen wild verstreut 260 DVDs und die Popcorn-Maschine an der gegenüberliegenden Wand summt noch leise vor sich hin. Mit Erstaunen und unverblümtem Horror stelle ich dann fest, dass ich seit fast zwei Jahren Filmwissenschaft studiere. Der Schock dieser Erkenntnis wird nur durch einen weiteren Eintrag in meinem Terminkalender gelindert, welcher mir offenbart, dass ich seit heute als Praktikantin in der Redaktion von moviepilot arbeite. Genau wie Jason Bourne begebe ich mich nun auf die Suche nach meiner Identität. Ich stöbere durch meine vielen Pässe und wähle mir den Namen aus, der mir am besten gefällt: Elli Korn, und dies ist nun The Korn Identity.

Robert De Niro in Kap der Angst

Die Amnesie abschüttelnd sollte es mir ein Leichtes sein, mich daran zu erinnern, was mich dazu bewegte, nicht nur beim Film zu arbeiten, sondern ihn auch zu studieren. Ein besonderer Aha-Moment im Kino? Ein Film in meiner Kindheit, der mein Weltbild veränderte? Ein fiktiver Charakter, welcher mich die Realität vergessen ließ? Zu all diesen Fragen wüsste ich weder auf die Schnelle, noch nach längerem Überlegen eine Antwort. Macht mich das zu einem Schwindler, einem Wolf im filmischen Schafspelz? Im Gegenteil. Ich habe keinen Lieblingsfilm, ich liebe Filme. Von Komödie zu Horror, von Mel Brooks zu Alfred Hitchcock, von 1895 bis 2018 - es gibt so viel zu entdecken und jedes Mal ist meine Vorfreude dieselbe.

Seit Beginn meines Studiums streife ich durch die Kinos Berlins, bewaffnet nur mit einer Kinokarte und manchmal einigen Freunden. Die Divise: Es wird das geguckt, was halt gerade läuft. Ich setze mich in den Saal, die Lichter gehen aus, der Film beginnt. Sollte dies nicht eigentlich nach einer Zeit langweilig werden? Man muss nicht Film studieren, um am eigenen Leib zu spüren, dass die Antwort auf diese Frage ein gellendes "Neeeeeeein!" à la Darth Vader ist, und genau deswegen sitze ich jetzt hier. Ich weigere mich zu akzeptieren, dass ein Film entweder gut oder schlecht sein muss. The Room hat mir genauso viel Spaß gemacht wie Citizen Kane und nur die Angst vor den verzweifelten Blicken meiner armen Filmprofessoren hält mich davon ab zu sagen, dass ich beide gleich "gut" fand.

Tommy Wiseau in The Room

Alle Filme sind auf ihre spezielle Art und Weise ein Teil der magischen Welt des Kinos, die wir so lieben, und besitzen daher auch ein Recht, wertgeschätzt und geteilt zu werden. Dies mach' ich mir zur Aufgabe und egal wie oft ich in der Zukunft noch ohne Gedächtnis und mit zwei Kugeln im Rücken aufwache, zu dieser Einsicht fände ich jedes einzelne Mal wieder zurück.

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