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The Transporter Refueled - Kritik & Analyse

07.09.2015 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Transporter 4 - Filmanalysemoviepilot
Wolfgang M. Schmitt jun. beschreibt die Entwicklung der Transporter-Reihe und liest die Filme als einen Spiegel unserer Gegenwart - ob es um die Digitalisierung oder die Flüchtlinge geht, alles finden wir in diesen Filmen wieder.

Jason Statham war nicht nur das Gesicht der mäßig interessanten Transporter-Reihe, er war es auch, der diesen Filmen überhaupt erst ihre Berechtigung gab. Im vierten Teil, The Transporter Refueled, wurde er nun gegen Ed Skrein ausgetauscht - was schwerwiegende Folgen hat. Kurz gesagt: Der vierte Teil ist ein Desaster und daran ist die Umbesetzung die größte Schuld. Wir brauchen nicht über schauspielerische Leistungen zu sprechen, denn diese sind bei Skrein erst gar nicht vorhanden und - zugegeben - auch Statham ist kein begnadeter Schauspieler, aber er kann im Kino glaubhaft einen Typus verkörpern, der im Actiongenre selten geworden ist. Während die meisten Actionfilme heute Cyberkriege inszenieren, hybride Superhelden mit einer kruden Psychologie ausstatten oder ganz und gar auf Spezialeffekte setzen, kam die Transporter-Reihe, trotz aller Dynamik, immer etwas altmodisch daher. Vor allem Jason Statham setzte eine Tradition fort, die ihre Hochzeit in den 70ern mit Alain Delon und Charles Bronson hatte.

Statham spielte den einsamen Kämpfer mit Faust und Verstand, dessen Souveränität auch uns Zuschauern eine enorme Sicherheit gab. Ed Skrein als der neue Transporter, der beispielsweise notorisch unpünktlich ist und zu allem Überfluss auch noch mit ein bisschen Küchenpsychologie ausstaffiert wird, gibt uns dies nicht. In sein Auto sollten wir besser nicht einsteigen. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Transporter-Reihe schon deshalb, weil sie gegenwärtige Diskurse verhandelt. Im Zeitalter des digitalen Fortschritts oder besser gesagt: Im Zuge der Digitalisierung des Materiellen müssen wir auch über den Transport von Dingen (und über die Dinge überhaupt) neu nachdenken. Im vierten Teil hat sich der eigentliche und für die Handlung bedeutsame Transport längst ins Digitale verschoben. Es werden riesige Geldsummen transportiert, jedoch via Online-Banking. Und trotzdem ist auch der Transport von Menschen keineswegs bedeutungslos geworden. Die harten Kämpfe werden noch immer auf dem Körper ausgetragen und sie kosten Opfer. Schon in den früheren Filmen transportierte Frank nicht nur Objekte, sondern auch Subjekte. Der Menschenhandel war immer ein großes Thema der Reihe und unwillkürlich denkt man in diesen Tagen an den Transport von Flüchtlingen. Die Tragödien, die sich in der Realität abspielen, sind im Actionfilm durch die inszenatorische Coolness kommensurabel, doch sie sollten uns zu denken geben.

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.


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