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'There Will Be Blood' - Sinnbild des menschlichen Zerfalls

29.08.2015 - 09:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Vor den Scherben eines Lebens
Studio Canal
Vor den Scherben eines Lebens
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Aktion Lieblingsfilm 2015 - es ist endlich soweit. Es ist endlich die Zeit gekommen, in der ich euch einen persönlichen Eindruck darüber verschaffen möchte, weshalb 'There Will Be Blood' zu einen meiner absoluten Lieblingsfilmen zählt. Vorhang auf für einen Meilenstein des modernen Kinos.

Gier. Hass. Verachtung.

Ich bin ein Getriebener. Getrieben von meinen mich täglich heimsuchenden Gedanken, die mich langsam von innen heraus auffressen. Von innen nach außen, bis sie für jeden sichtbar sind. Keiner weiß, wie dieses Gefühl ist.
Keiner kann sich in meine Lage versetzen - wie denn auch? Ich wünsche dieses Gefühl aber auch wirklich keinem. Diesen ständigen Kampf mit sich selbst, dieses Ringen um Anerkennung, dieses Streben nach Macht und Geld. Jeden jederzeit überbieten zu müssen, macht mich auf Dauer krank. Ich kann es nicht sehen, wenn andere Menschen Erfolg haben. Ich muss es sein, der am Ende gewinnt. Egal gegen wen. Der Weg bis zum Erreichen meiner Ziele spielt keine Rolle. Ich gehe soweit, wie es sein muss und noch viel weiter - sogar über Leichen. Mir bedeuten Menschen ohnehin nichts. Ich habe ihnen nichts außer Verachtung entgegenzusetzen. Familie ist die Zuflucht in ein Illusion, welche nicht aufrecht erhalten werden kann. Am Ende steht man immer alleine da. Am Ende ist die einzige Person, der man trauen kann, man selbst. Einzig und allein.
Mein ganzes Leben geht das schon so. So und nicht anders. Möglicherweise wird das auch genau so bleiben. Dieser immer größer werdende Hass in mir schürt sich jeden Tag aufs Neue - gegen Jeden und Alle. Gibt es denn kein Entrinnen? Ich hatte mal eine Bezugsperson, meinen Sohn. Das ist aber schon Jahre her. Das letzte mal als ich ihn sah, wird auch wohl das letzte mal überhaupt gewesen sein. Er bedeutete mir alles. Ich war damals aber zu blind, um das einzusehen. Ich war damals blind und bin es heute immer noch. Ich bin wieder alleine auf dieser Welt, so wie es eigentlich immer war - oder nicht?

Gier. Hass. Verachtung.

Dies ist es, was mich antreibt - mehr habe ich nicht zu geben.
Ich bin innerlich tot. Schon längst. Und erschöpft. Erschöpft von den täglichen Anstrengungen, die nötig sind, um die Gier nach mehr zu stillen. Mehr, immer mehr. Es ist kein Ende in Sicht. Es wird immer so weitergehen. Unaufhörlich. Ich habe versucht, mich meinen innersten Dämonen zu stellen. Ohne Erfolg. Ist das überhaupt ein Leben, was ich führe? Insgesamt blicke ich auf ein Leben zurück, welches trostloser kaum sein könnte. Aber jeder ist bekanntermaßen seines Glückes Schmied. Ich habe wohl versagt. Auf ganzer Linie. Und das, obwohl ich doch immer gewinnen muss....Ich schreibe diese Zeilen, weil ich aufgegeben habe. Ich habe versucht, meinen Kummer und meine Sorgen im Alkohol zu ertränken. Ich bin ein Schatten meiner Selbst geworden. Das ist das Ende. Das Ende von mir und meinen mich endlos quälenden Gedanken. Ich werde dem Ganzen einfach ein Ende bereiten müssen. Ich muss es tun. Hier und jetzt. Heißt es nicht auch so? Aufhören, wenn es am schönsten ist. Schön war für mich allerdings noch nie etwas.


Daniel Day-Lewis.

Paul Thomas Anderson.


Danke für dieses schier unmenschliche, unglaubliche und insgesamt einfach überragende Werk. Jedes Mal aufs Neue, erstarre ich vor Ehrfurcht. Ehrfurcht vor dieser Meisterleistung. Ehrfurcht vor dieser Perfektion.

'There Will Be Blood' ist kein Film.

'There Will Be Blood' ist ein Monster, welches jeden Einzelnen von uns heimsucht und nie wieder loslässt. Nie mehr.

~

Dieser Community-Blog ist im Rahmen der Aktion Lieblingsfilm 2015 entstanden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Medienpartnern und Sponsoren für diese Preise:


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