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Über das Fliegenfischen und den Klang eines Herzschlags - Aus der Mitte entspringt ein Fluss

29.08.2015 - 09:00 Uhr
"At that moment I knew, surely and clearly, that I was witnessing perfection."
Scotia International
"At that moment I knew, surely and clearly, that I was witnessing perfection."
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Es gibt so vieles, das Kunst zu leisten vermag. Manchmal bringt sie uns etwas zurück, das vertraut scheint (etwas Verlorenes?), ohne, dass wir dafür auf Anhieb Worte finden. Geschweige denn Erklärungen. Geht es nach dem Erzähler, müssten wir Steine umdrehen und die Worte darunter suchen. Dennoch haben wir dieses Etwas wieder erkannt. Der Film, über den ich schreiben möchte, schenkt mir den letzten Tag des Sommers - und mehr noch: Ich träume, er würde niemals enden.

Zwei Brüder versinken knietief im Wasser und schwingen die Angelrouten. Hier treffen sie sich wieder. Der eine war ausgezogen, die Welt zu entdecken, der andere im heimischen Montana geblieben. Und immer noch sind sie so jung. Finden oder gefunden werden? Gab es je die Chance, Abschied zu nehmen von der Kindheit? Die Strömung umspült ihre Beine, als wäre inzwischen nichts passiert. Eine Illusion, so beruhigend, dass man sie - wie alles von Bedeutung - festhalten möchte... und mit ihr Fische fangen.

Mysterien bedecken uns wie der Nebel das Meer. In Händen hält man fest die Angst, jeder mögliche von Millionen Wegen unterscheide sich letztlich doch nicht so sehr von den anderen. Sie ergibt Sinn, wenn unsere flehenden Gemüter alle demselben Wunsch folgten. Ein Gedanke, der auch Trost spendet in der Gewissheit, jenen Pfad alleine zu beschreiten, während uns tausend Lichter umgeben. Manche weisen, andere verwirren.

Ich glaube, auf einer Wiese aufzuwachen und plötzlich alles klar vor mir zu sehen. Was eint Menschen, was trennt sie voneinander? Was gibt uns die Kraft, jeden Morgen von Neuem zu beginnen? Ist eine Wunde wirklich verheilt, sobald die Oberfläche sich erneuert hat? Warum läuft man in einen tosenden Sturm? In dem Moment denke ich an eine geliebte Person, einen engen Verwandten, der vor einigen Jahren verstarb, und es ist, als stünde er vor mir und ich sagte zu ihm: "Ich werde niemanden finden, der dich ersetzen kann, aber ich ahne deine Anwesenheit, wo ich auch bin."

Was also habe ich von diesem Film erhalten? Eine Antwort oder ein Gefühl? Ich spüre ihn und seine gleichmäßig treibenden Beobachtungen über das Leben wie eine Feder auf der Haut. Beides scheint identisch. Ich nehme das Geschenk an und ergehe in Dankbarkeit für die Sanftmut, mit welcher Robert Redford die Geschichte seiden aufmalt - als Poem über das Werden und Erwachsensein, verletzende Einsichten sowie die Vergänglichkeit eines Feuerwerks in der Nacht, die wir, wenn wir lange genug wach geblieben sind, einfach ertragen müssen. Empfindungen wiegen einander auf; durch Kommas, Semikolons, und schließlich einem Punkt.

Das Wort Gottes - Norman und Paul, die zwei Brüder, hoffen, es irgendwann zu vernehmen, wenn sie nur stets aufmerksam lauschten. Zwar bin ich nicht religiös, jedoch teile ich ihre Sehnsucht... eine Sehnsucht, die vielleicht bedingt, dass für wenigstens einen Augenblick absolute Stille um uns herum einkehrt und wir sie mitsamt jeder einzelnen Erinnerung in die Arme schließen wie einen guten Freund. Dann hallt es meilenweit. Nennen wir es "Heimat".

Ich reibe mir den Sand aus meinen Augen, geblendet von der aufgehenden Sonne. Schon bald wird sich ihre Wärme verabschieden, für bestimmt mindestens ein halbes Jahr. In der Ferne ein leises Plätschern. Ich erinnere mich an einen ganz bestimmten Film. Dort heißt es:
"Am Ende fließen alle Dinge ineinander... und Aus der Mitte entspringt ein Fluß."

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Dieser Community-Blog ist im Rahmen der Aktion Lieblingsfilm 2015 entstanden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Medienpartnern und Sponsoren für diese Preise:


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