Seine Filme waren weder kommerzielle Erfolge, noch wurden sie unter Kritikern frenetisch gefeiert. Er war nie so bekannt wie Werner Herzog oder andere Filmemacher des Neuen Deutschen Films. Er vermischte Oper mit Film, inszenierte Skurilles am Theater und zuletzt den postapokalytischen Diese Nacht. Ihm war es egal, was die Kritiker schrieben, wofür der gemeine Kinogänger seinen Lohn ausgab. Wichtig war Schröter, eine intellektuelle Diskussion um die verschiedenen Kunstformen mitzugestalten, womit er sich zuweilen den Vorwurf des Elitarismus einfuhr. Für den Preis auf der letztjährigen Biennale in Venedig bedankte er sich in fließendem italienisch, im Französischen war er ebenso fit wie in seiner Mutterspache deutsch. Er war der Geliebte von Rosa von Praunheim und erhielt 2008 einen Ehrenteddy. Werner Schroeter war ein Außenseiter. Gestern ist er nun verstorben, wenige Tage nach seinem 65. Geburtstag.

Sein Zuhause war das europäische Autorenkino: Von seinem einzigen Erfolgsfilm Palermo oder Wolfsburg über Deux, von Abfallprodukte der Liebe zu Diese Nacht – Schröters Erbe wird ein visuelles, intellektuell anspruchsvolles Kino bleiben, das Erbe einer Nachkriegsgeneration, die sich über die wilden 1970ern bis zu der heutigen apolitschen Jugend erstreckt. 1945 geboren, studierte Schröter Philosophie, Psychologie und Journalismus, liebte den Film, liebte die Oper, verliebte sich in Maria Callas. Ersten Experimentalfilmen folgte das Studium an der HFF München, welches er schmiss, bloß um wenige Jahre später in den deutschen Feuilletons aufzutauchen.

Es ist wahr, kaum einer kennt seine Werke Die Königin – Marianne Hoppe, Abfallprodukte der Liebe, Liebeskonzil, Das Gespenst oder Haus ohne Hüter. Schröter agierte eher aus dem Verborgenen heraus, gab sich keine Mühe, wie ein Fassbinder zu sein. Seine Kollegen schätzen ihn dennoch in hohem Maße. So nannte ihn Rainer Werner Fassbinder einmal den “wichtigsten, spannendsten, entscheidendsten sowie entschiedensten Regisseur eines alternativen Films”, Rosa von Praunheim veröffentlichte heute nach Bekanntwerden seines Todes umgehend einen liebevollen Nachruf auf Spiegel Online.

Wer weiß schon, dass Schröter 1980 auf der Berlinale einen Goldenen Bären für Palermo oder Wolfsburg erhielt? Dass er nie Lust hatte auf das Zelebrieren des Erfolgs, lieber die Welt bereiste, in Frankreich Filme drehte, auf den Philippinen oder in Portugal, wo sein letzter Film Diese Nacht spielt?

Als Werner Schroeter im vergangenen Jahr erstmals nach langer Zeit wieder bei einem Filmfestival vertreten war, war er bereits von der Krankheit gezeichnet. Vielleicht ist ihm deshalb sein düsterer Diese Nacht so stimmig und grausam gelungen, vielleicht ist sein Tod ein zynischer Neuanfang für sein widersprüchliches, aber äußerst faszinierendes Werk. Rosa von Praunheim nannte ihn in seinem Abschiedsbrief einen “großen Außenseiter des deutschen Films und der Theaterbühne”, einen “perversen Poeten” sowie einen “Zauberer des Lichts und der Schönheit”, die Stimmen weiterer Wegbegleiter einen “Pionier des deutschen Films”.

Werner Schröter ist tot

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