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Wir sind so frei, dass wir fliegen

14.10.2014 - 12:00 Uhr
Constantin Film
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Die Filmgeschichte hat schon so einige Meisterwerke gesehen. Gute Szenen gibt es demzufolge wie Sand am Meer. Ob es der Joker ist, der sein mittlerweile schon legendäres why so serious aufsagt, oder der Pate, der einem ein Angebot macht, was man nicht ausschlagen kann. Es gibt aber auch Szenen, die nicht so weltbekannt sind, zu denen man dafür allerdings eine umso intimere Verbindung spürt. Eine solche Szene möchte ich zu diesem Anlass vorstellen.

Die Szene, über die ich schreiben möchte, stammt aus einem Film, der mittlerweile wohl schon wieder in die Tiefen des Vergessens abgetaucht ist. Für die meisten Mitt- bis Endzwanziger in Deutschland ist der Film von Marco Petry jedoch der Breakfast Club ihrer Generation. Es geht um den Film, der Daniel Brühl einem breiteren Publikum bekannt machte; Schule, aus dem Jahr 2000. Zumindest an meiner Schule kannte so gut wie jeder, der sich in der Pubertät befand und langsam auf die Zielgerade zum Abitur einbog, diesen Film. Wobei ein simples Kennen dem Film nicht gerecht wird. Eigentlich konnte jeder den Film mitsprechen. Vermutlich haben ihn die meisten gar nicht so oft gesehen, aber diverse Zitate – welche der Film reichlich besitzt – hatten sich in den Schulalltag regelrecht eingebrannt.

Ich erinnere mich, dass er jeden Frühling im Fernsehen lief, verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk und ich ihn selbstverständlich jedes Mal anschaute. Immer dann, wenn der Sommer sich langsam ankündigte, zu dessen Jahreszeit der Film auch spielt. Er erweckte in mir jedes Mal den Wunsch in diesem Sommer mehr erleben zu wollen, nach den Sternen zu greifen und vermittelte das Gefühl, es auch schaffen zu können.

Die Story passt auf einen Bierdeckel und ist keiner Rede wert. Im Endeffekt handelt der Film von Freundschaft während der Abizeit und der Angst vor der Zeit danach. Dementsprechend versucht sich die alte Clique zum letzten Mal vor dem Abitur an einem wunderschönen Sommertag nochmal zusammen am See zu treffen, um das Leben zu genießen. Vermutlich funktioniert der Film deshalb so gut, weil sich die meisten Teenager nach einem sozialen Zusammenhalt mit Gleichaltrigen sehnen, mit denen man außergewöhnliche, aber nicht unrealistische Dinge erleben kann. Alles was in diesem Film passiert, scheint nur einen Tick vom eigenen Leben entfernt und in greifbarer Nähe zu sein.

Die Verbundenheit, die man zu den Charakteren und ihrer Situation entwickeln kann, ist groß. Der Film verwendet natürlich die üblichen Stereotypen, diese sind jedoch längst nicht so überzeichnet wie in anderen Highschool-Klamaukkomödien. Anders gesagt, es gibt natürlich den Klischeestreber und den obligatorischen Kiffer, der Film nimmt diese jedoch ernst und benutzt sie nicht nur für müde Gags. In Szenen wie mit dem gescheiterten Alkoholkauf erkennt man sich selbst wieder, was für Verbundenheit sorgt.

Die Szene, von der ich nun schreiben möchte, ist wohl die Königsszene des Films. Vier der Charaktere (unter anderem Daniel Brühl in einer seiner ersten großen Rollen) sitzen in einem alten Cabrio auf dem Weg zum See, an dem sich die gesamte Clique zum letzten Mal vor dem Abitur und somit wohl auch zum letzten Mal insgesamt treffen will. Wie wohl schon so oft vorher. Dass es das letzte Treffen sein soll, macht den gesamten Film etwas melancholisch. Man weiß, dass eine gute Zeit enden und eine zu dem Punkt ungewisse folgen wird. Auf dem Weg zum See wird jedoch nochmal aus vollen Zügen genossen. Die Sonne scheint, die Vorfreude steigt und das Leben ist einfach schön. Das ist der Moment, wo der Wagen vom Feldweg ins Feld gelenkt wird und Schneisen ins Feld schneidet. Dazu ein Score, der die Stimmung trifft, als wäre er dafür geschrieben worden. The only one i know von The Charlatans hat eine süße Melancholie, symbolisiert aber vor allen Dingen im Einklang mit den Bildern nur eins: Freiheit. Egal was Morgen kommt, heute ist nochmal alles möglich und zum Greifen nahe. Die Zukunft kann kommen, die Ungewissheit, was nach dem Abitur kommen mag, ist für den Augenblick einfach verschwunden. Wenn die Kamera rauszoomt, Steven im Cabrio aufsteht, die Arme ausbreitet und einfach nur jauchzt vor Glück, dann überträgt sich dieses Gefühl auch auf mich als Zuschauer. Man fühlt diese Freiheit und glaubt für einen Augenblick selbst, dass man fliegen kann.


Warum habe ich nun eine Szene aus einem Film ausgewählt habe, der als Ganzes zwar zu den besseren Teeniefilmen Deutschlands zählt, aber sicher kein Meisterwerk ist? Ich hätte auch eine der genialen Szenen aus Apocalypse now oder GoodFellas nehmen können, welche ich als Filme deutlich mehr verehre. In diesen Filmen steckt jedoch weniger von mir drin. Ich war nicht im Vietnamkrieg und bin auch kein Mitglied der Mafia. Ich war jedoch auf der Schule und weiß genau, wie sich diese Phase des Lebens anfühlt. Den Film hab ich mir neulich auf DVD gekauft und das erste Mal seit vielen Jahren wieder angeschaut. Nostalgische Verklärung mag eine gewichtige Rolle spielen, aber genauso wie manche Songs mit gewissen Momenten des Lebens untrennbar verknüpft sind, wirft mich dieser Film immer noch zurück in meine Schulzeit, gepaart mit leichter Wehmut.

Ein Film, der mich wohl mein Leben lang begleiten wird und eine Szene mit einer solchen Strahlkraft, dass ich mich am liebsten sofort zurück in diese Zeit zurück begeben würde. Und von solchen Szenen gibt es nun wirklich wenige.

Hier präsentieren wir euch die Preise, die ihr gewinnen könnt und möchten uns damit auch bei all unseren Sponsoren und Medienpartnern bedanken, die sie gestiftet haben: 


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