Birdman - Kritik & Analyse

02.02.2015 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
BIRDMAN - Kritik & Analysemoviepilot
Wolfgang M. Schmitt jun. kann sich der Begeisterung für Birdman von Iñárritu nicht anschließen. In seiner Filmanalyse erklärt er, warum ihn auch dieses Werk des beliebten Regisseurs gleichgültig gelassen hat.

Alejandro González Iñárritu ist ein Liebling der Kritiker und der Liebling eines auf Anspruch bedachten Publikums. Man könnte auch sagen: Iñárritu ist ihre heilige Kuh – womit wir schon fast bei einem Grundthema seiner Film sind. Das Religiöse bzw. Spirituelle durchzieht alle seine Filme, angefangen bei Amores Perros, über 21 Gramm, Babel bis hin zu Biutiful. Und auch Birdman, der für beachtliche neun Oscars nominiert ist, hat eine spirituelle Dimension. In einer säkularisierten Welt, in der die traditionellen Religionen nicht mehr so im Trend liegen, hat Iñárritu eine spirituelle Marktlücke erkannt und füllt sie immer wieder neu mit seinen Filmen, die natürlich alles andere als klerikal daherkommen. Vielmehr sind sie ein Konglomerat aus Erbaulichem, das dem Zuschauer jedoch nicht süßlich wie in einer Nicholas Sparks-Verfilmung untergejubelt, sondern ihm durch die schroffe Inszenierung und die derbe Bildsprache entgegengeschmettert wird. Ein Pfund Herz, ein paar Gramm Seele und eine Prise Sternenstaub – fertig ist das spirituelle Ragout, das einem schwer im Magen liegen wird.

In Birdman sieht zunächst mal alles anders aus: Michael Keaton spielt an der Seite von Naomi Watts, Emma Stone, Zach Galifianakis und Edward Norton einen abgetakelten Schauspieler, dessen größte Filmrolle, eine Superheldenfigur, Fluch und Segen für ihn bedeutet. Nun versucht er, in der Theaterwelt zu reüssieren, um seinem alten Image zu entkommen und ein Comeback zu starten. Der Film, als eine einzige Plansequenz angelegt, ist ein klassischer Theaterfilm mit allen bekannten Ingredienzen. Virtuos bewegt sich nicht nur die Kamera, auch Iñárritu schlendert bravourös durch die Filmgeschichte und jongliert dabei mit populär- und hochkulturellen Referenzen.

Was also gibt es an diesem Film auszusetzen? Alles scheint doch zu stimmen, alles scheint perfekt zu sein. Ein Freund sagte zu mir: „Der Film ist einfach zu gut gemacht, um schlecht zu sein.“ Ich entgegnete: „Der Film ist zu gut gemacht, um gut zu sein.“

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