Cuba Gooding Jr. – Charaktermime unter Actionhelden

17.06.2013 - 10:21 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Cuba Gooding Jr. in Last Bullet
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Cuba Gooding Jr. in Last Bullet
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Gutes Genrekino gibt es nicht nur auf der Kinoleinwand zu sehen, im Gegenteil: Wer geradliniges No-Nonsense-Actionkino sucht, der sollte eher die Videothek um die Ecke durchstöbern. Wir porträtieren in unserer neuen Reihe sechs zentrale Ikonen des DTV-Actionfilms.

Unter all den porträtierten Actiondarstellern dieser Reihe stellt Cuba Gooding Jr. eine Ausnahmeerscheinung dar, denn anders als ein Lundgren, Van Damme oder Seagal kam Gooding nicht als Kampfsportler ins Actionkino, sondern über einen Umweg und als – naja, mehr oder weniger – Charakterdarsteller. Für seine Rolle als geldgeiler Footballspieler in Jerry Maguire – Spiel des Lebens – show me the money! – von Cameron Crowe erhielt Gooding 1997 einen Oscar. Im Anschluss allerdings weist sein Karriereplan eine schier endlose Reihe von derart kuriosen Fehlentscheidungen auf, dass wir beinahe mutmaßen könnten, Gooding habe etwas mit der Frau seines Agenten gehabt und dieser verfolge seitdem einen perfiden Racheplan gegen seinen Klienten.

Ein knappes Jahrzehnt lang mussten wir seinerzeit das Elend mit ansehen. Musste Gooding dabei zuschauen, wie er zunächst im Mittelmaß versank: In Instinkt von Jon Turteltaub – Regisseur des unvergessenen Trabbi goes to Hollywood mit Thomas Gottschalk – ging er an der Seite eines Anthony Hopkins unter, der da bereits ebenso abgehalftert wirkte wie Robert De Niro, neben dem Cuba Gooding Jr. sich in Men of Honor von George Tillman Jr. blamierte. Nicht zu vergessen, dass er in Pearl Harbor von Michael Bay gefühlte zwei Minuten zu sehen war – wobei selbstredend weniger Pearl Harbor immer besser ist als mehr Pearl Harbor. Aber, kurz und gut: Wenn eine insignifikante Minirolle in Michael Bays zweitschlechtestem Film seinerzeit zu den Karrierehighlights eines jungen, ambitionierten Oscarpreisträgers zu zählen war, dann ist zwischenzeitlich irgendetwas gehörig daneben gegangen.

Wie schlimm es wirklich noch werden würde, zeigte sich freilich erst danach. In Snowdogs – Acht Helden auf vier Pfoten von Brian Levant klamaukte er an der Seite computeranimierter Schlittenhunde (und des bedauernswerten James Coburn), in Boat Trip von Mort Nathan (mit dem bedauernswerten Roger Moore) wurde er mit einer Schiffsladung klischeetuntiger Schwuler konfrontiert, die freilich auch nicht anders inszeniert wurden als die kuriosen, aber irgendwie niedlichen Tiere im Film zuvor. Es folgten noch einige Furchtbarkeiten in der langen Übergangsphase zwischen vorläufig letzten Kinoproduktionen – der Eddie-Murphy-Streifen Norbit von Brian Robbins oder die eddiemurphyeske, aber in der Fortsetzung ohne Eddie Murphy auskommende Familienklamotte Der Kindergarten Daddy 2: Das Feriencamp. Und dann, 2005, entstand mit Dirty von Chris Fisher jener Film, der der brachliegenden Karriere von Cuba Gooding Jr. ein ganz neues Segment erschloss.

Dirty ist ein grundsouveräner DTV-Polizeifilm, in dem Gooding deutlich in den Spuren von Training Day von Antoine Fuqua einen korrupten Cop gibt – Genrekino von einem so souveränen Klassizismus, wie es das in schönster Regelmäßigkeit eigentlich nur noch im DTV-Kino gibt. (Nun gut, vor allem Dank David Ayer inzwischen dann auch gelegentlich mal wieder auf der Kinoleinwand.) Nicht unbedingt sofort, aber allmählich wurde in der Folge dann immer deutlicher, dass Gooding im DTV-Kino ein neues Zuhause gefunden hatte – ja, dass er vielleicht erstmals in seiner zuvor durchaus disparat zwischen Charakterrollen, Actionfilmversuchen (Der Chill Faktor von Hugh Johnson) und schrecklichen komödiantischen Parts irrlichternden Karriere tatsächlich angekommen war.

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