Die Lebensgeschichte von Martin Sheen klingt wie das typisch amerikanische Märchen “Vom Tellerwäscher zum Millionär”. Am 3. August 1940 erblickte er in Dayton/Ohio das Licht der Welt. Seine irische Mutter starb früh und so musste der Vater, ein spanischer Einwanderer, den kleinen Ramón Gerardo Antonio und dessen neun Geschwister alleine durchbringen.
Der Vater war bodenständig und streng katholisch und wollte seinen Sohn am liebsten nach der High School als Prediger sehen. Zu unserem großen Glück jedoch hatte der Sprössling ganz andere Pläne und tat das, was rebellische Jugendliche nun mal so tun. Er brach die Schule ab und gründete in New York mit ein paar Freunden eine Schauspieltruppe.
Bis zur großen Weltkarriere musste sich Ramón Gerardo Antonio zwar noch etwas gedulden, aber der junge Mann ließ sich vom schleppenden Beginn nicht entmutigen. Zu Ehren des TV-Predigers Fulton John Sheen legte er sich den Künstlernamen Martin Sheen zu, feierte bald seine ersten Bühnenauftritte und heiratete 1961 die Irin Janet Sheen. Insgesamt haben die beiden vier Kinder, am bekanntesten dürften Charlie Sheen und Emilio Estevez sein. Es folgten einige Kino- und TV-Auftritte und dann 1979 die Rolle, die Martin Sheen schließlich den Durchbruch bescherte: der Captain Willard im Antikriegsfilm Apocalypse Now von Francis Ford Coppola.
Auch da hätte eigentlich wieder alles anders laufen sollen. Francis Ford Coppola wollte die Rolle nämlich erst mit Steve McQueen besetzen, doch der lehnte ab. Die zweite Wahl war Harvey Keitel, den Francis Ford Coppola allerdings nach zwei Wochen Dreharbeiten entnervt aus dem Cast warf. Die überdrehte Spielart des Reservoir Dogs Darstellers hatte dem Starregisseur nicht gepasst. Somit war der Weg frei für Martin Sheen, der die vielleicht beste schauspielerische Leistung seiner Karriere ablieferte und kurz vor Ende der Dreharbeiten fast an einem Herzinfarkt gestorben wäre.
Er überlebte und war von nun an ein Star. Der Rest ist Geschichte. In Wall Street von Regisseur Oliver Stone glänzte Martin Sheen 1987 an der Seite von Michael Douglas und seinem Sohn Charlie Sheen, knapp 20 Jahre später stand er für Departed – Unter Feinden mit Hollywoodstars wie Jack Nicholson und Leonardo DiCaprio vor der Kamera. Über 120 Kino- und Fernsehproduktionen umfasst die Filmographie von Martin Sheen heute und ein Ende ist nicht in Sicht. Sein Steckenpferd ist dabei die Rolle des Politikers wie zum Beispiel in The Missiles of October oder in der Mini-Serie Kennedy. Sein Meisterstück hat er aber erst als amerikanischer Präsident in der Dramaserie The West Wing abgeliefert, für die er sechs Emmies und einen Golden Globe verleihen bekam.
Doch Martin Sheen ist nicht nur auf der Leinwand politisch motiviert und engagiert. Er protestierte schon in den 1980ern gegen die Rakentenabwehrsystempläne der Ronald Reagan-Regierung und erregte 2003 großes Aufsehen, als er Präsident George W. Bush scharf für den Irakfeldzug kritisierte. Aber das ist noch längst nicht alles. Der 70-Jährige setzt sich genauso für Frauenrechte ein und geht für die Abschaffung der Todesstrafe auf die Straße. Wer bereits ein paar Mal nach einer Demonstration im Gefängnis gelandet ist und Sätze wie “langsam klingt das Klicken der Handschellen in meinen Ohren geradezu vertraut” von sich gibt, der scheint es mit seinem Protest ernst zu meinen. Wir gratulieren zu so viel Rückrat und wünschen noch viele gesunde Jahre mit hoffentlich noch einigen guten Filmen und Serien.