Außer Konkurrenz lief Unknown Identity auf der Berlinale und bescherte den Kritikern so manch erleichterten Atemzug nach all den (schwerfälligen) Dramen: Der Film ist Unterhaltungskino pur. Berlin wird in Schutt und Asche gelegt, das Adlon explodiert und so manch eine Tram rast nach einer heiklen Autoverfolgungdjagd in die Karosserie. Passenderweise im Adlon trafen wir dann auch den Macher von Unknown Identity, Jaume Collet-Serra, der Diane Kruger mitbrachte. Leider war Liam Neeson verhindert, da ihn die Dreharbeiten zum Wolf-Slasher The Grey – Unter Wölfen (Regie: Joe Carnahan) abhielten. Und leider, leider waren auch die so hervorragenden Schauspieler der Nebenrollen wie Bruno Ganz, Sebastian Koch, January Jones , Stipe Erceg oder Frank Langella nicht zugegen.
Ausgleichen konnten dies Diane Kruger und der seit vielen Jahren in den USA lebende Katalane Jaume Collet-Serra. Mit einem Budget von nur 40 Millionen US-Dollar ist ihm ein spannender Actionstreifen gelungen, in dem es auch mal ordentlich kracht. “Ich weiss nicht, wie ich das geschafft habe. Ich hatte einfach nicht mehr Geld!”, lacht er. Das begrenzte Budget war dann sicherlich auch einer der Gründe, weshalb Unknown Identity auch in Berlin gedreht wurde. Die deutsche Hauptstadt bemüht sich seit kurzem intensiver darum, großen internationalen Produktionen den Standort Berlin-Brandenburg lukrativer zu gestalten. In Babelsberg wurden so beispielsweise die vielen Stunts verwirklicht, die es in Unknown Identity zu sehen gibt.
So musste Diane Kruger für die Szene, in der das Taxi mit Liam Neeson in die Spree stürzt, einen ganzen Tag in einem Wassertank verbringen. “Auch wenn der Tank geheizt war, fand ich den Dreh sehr anstrengend”, erinnert sich das deutsche Model. A propos Model: Als die schlanke, blonde Model-Deutsche wird Diane Kruger schon lange nicht mehr wahrgenommen. “Natürlich hilft es in Hollywood erst einmal, wenn man gut aussieht. Aber ganz ehrlich: Wenn du die erwartete Leistung nicht bringst, bist du schneller wieder raus, als du drin warst”. Und auch wenn Frankreich mittlerweile ihr liebstes Filmland ist (ihr kommender Film Barfuß auf Nacktschnecken läuft im Mai bei uns an), wünscht sich die gebürtige Niedersächsin durchaus, in einer rein deutschen Produktion mitzuwirken. An internationalen Projekten mangelt es der Freundin von Joshua Jackson keineswegs. In Farewell, My Queen wird sie neben Gérard Depardieu Marie Antoinette spielen (Regie: Benoît Jacquot) und für den Afghanistan-Thriller verbrachte sie gerade sechs Wochen in primitiven Verhältnissen am set in Tadschikistan.
Jaume Collet-Serra wiederum bekennt sich stärker zum Hollywood-Film – und kennt L.A. mittlerweile auch ziemlich gut. Als 17jähriger ist der heute 36jährige damals nach L.A. ausgewandert, um ganz nahe am US-Filmbusiness studieren zu können. Mit ein wenig Glück hat er sich dort relativ schnell nach oben gekämpft: Nach House of Wax und Orphan – Das Waisenkind wurde ihm nun der Actionthriller Unknown Identity anvertraut. Ob ihm dies nun mit seinem neuen Projekt, dem Draculajäger-Film Harker helfen wird? Nicht wirklich, so Collet-Serra. Erst einmal wird er ohnehin einen TV-Piloten drehen, der ziemlich vielversprechend klingt: The River mit dem unbekannten Joe Andersen in der Hauptrolle wird von den Paranormal Activity -Machern produziert und spielt im Amazonas. Dorthin reist ein junger Mann mit einer kleinen Kamera, um seinen Vater zu finden, der auf mysteriöse Art und Weise verschwunden ist.
Fazit: Von Jaume Collet-Serra werden wir sicher noch einiges Spannendes hören, von Diane Kruger garantiert auch. Mit ihren unterschiedlichen, teils auch sehr anspruchsvollen Filmprojekten beweist die 35jährige, dass sie nicht nur als Helena von Troja wahrgenommen werden sollte.
Unknown Identity läuft zur Zeit in den deutschen Kinos.