Far Cry Primal — 3 Gründe, warum die Steinzeit keine gute Idee ist

07.10.2015 - 09:40 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Das neue Far Cry
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Nach einer langen Zeit der Ungewissheit hat Ubisoft die prähistorische Katze aus dem Sack gelassen: Ihr neues Spiel wird Far Cry Primal werden, das mit frischem Schauplatz und Ideen glänzen will. Ob das klappt?

Das große Geheimnis, das eigentlich schon lange kein Geheimnis mehr war, wurde von Ubisoft gelüftet: Far Cry Primal heißt das neue Spiel des Publishers und wird uns Anfang nächsten Jahres in die Steinzeit führen. Schauplatz wird der fiktive Schauplatz Oros sein, der nach der überwundenen Eiszeit gedeiht und blüht. Der erste Trailer gab uns einen kleinen Vorgeschmack auf die Themen des Spiels: Jagd und Kämpfe gegen einen rivalisierenden Stamm.

Ein neues Far Cry in der Steinzeit? Viele Spieler schienen von der unfreiwilligen Ankündigung begeistert, allein schon wegen des neuen Settings, das den allmählichen Staub auf den fernasiatischen Dschungel- und Berglandschaften aufwirbeln soll. Ein Blick auf die Vergangenheit des Franchises zeigt allerdings recht deutlich, auf welchem Holzweg Ubisoft zu wandeln scheint — und dass die Steinzeit als Schauplatz weniger ein kluger Schachzug, als vielmehr die Flucht nach vorne offenbart.

1. Die Spielmechanik passt nicht zum Spielplatz

Es liegt in der Natur eines jeden Rollenspiels, unsere Leistungen als Spieler mit besserer Ausrüstung oder stärkeren Fähigkeiten zu belohnen. So entwickelt sich der Protagonist des Spiels allmählich zu einem unschlagbaren Krieger, der fast beiläufig ganze Landstriche im Alleingang erobert. Die Spiele des Far Cry-Franchises gehörten dabei nie zu den Open World-Spielen, die sonderlich subtil mit dieser Machtfantasie umgehen: Ab einem gewissen Punkt stellten viele Gegner in Tibet oder auf Rook Island einfach keine Bedrohung mehr da.

Die Tierwelt von Oros ist bedrohlich — doch wie lange kann das so bleiben?

Diese Entwicklung wäre fatal für die Glaubwürdigkeit und den Reiz der Steinzeit als Schauplatz: Hier ging es in erster Linie allein um das Überleben in einer feindseligen, rohen Natur. Die Jagd auf Säbelzahntiger, Mammuts oder gar rivalisierende Gruppen war ein gigantisches Risiko, auch das eigene Leben zu verlieren. Es wird schwer für Ubisoft werden, diese ständige Bedrohung und den damit verbundenen Reiz des Abenteuers auf Dauer aufrecht zu erhalten, wenn Ausrüstung und Fähigkeiten des Helden immer stärker und stärker werden und uns schließlich die Angst vor der Flora und Fauna der Welt gänzlich nehmen.

2. Crafting, Crafting, Crafting... Crafting. Noch mehr Crafting.

Crafting, also das Sammeln und Kombinieren von Einzelteilen, gehört mittlerweile fest zum Grundinventar eines jeden Open World-Spiels hinzu. Als eine Mischung aus Langzeitmotivation und Belohnungssystem suchen wir uns in der modernen Spielelandschaft Waffen und Ausrüstung selbst zusammen, statt sie überteuert beim Händler zu kaufen. Das kann durchaus Spaß machen, doch verlieren viel zu viele Spiele jedes Maß völlig aus den Augen: Mini-Karten voller Symbole und Inventargegenstände im dreistelligen Bereich rauben vielen Spielern irgendwann den Spielspaß. Gleichzeitig macht sich ein Gefühl in der Magengegend breit, einen wesentlichen Teil des Spiels zu verpassen, wenn wir an dieser riesigen Schnitzeljagd nicht teilnehmen — auch doof.

Far Cry Primal lockt mit viel Sammelkram, doch irgendwann ist das Maß voll.

Das Setting von Far Cry Primal scheint dieses Phänomen nun noch zu begünstigen, denn die Schauplätze in der Natur laden geradezu dazu ein, ins Gebüsch zu springen und alle möglichen Sträucher, Bäume, Pflanzen und Tiere einzusammeln oder zu häuten. In der Steinzeit steht uns standesgemäß weniger Ausrüstung zur Verfügung als in der Moderne, natürlich muss hier noch einmal deutlich an der Crafting-Schraube gedreht werden. Da muss Ubisoft einen Weg finden, das gesunde Maß zu finden und uns nicht in einem Komponenten-Meer zu ertränken.

3. Nahkampf steht nun an der Tagesordnung

Wir können dem Far Cry-Franchise vieles vorwerfen — an Ausrüstung mangelte es allerdings nie. Zuletzt stürzte Far Cry 4 Spieler in stundenlanges Geldsparen, um neue Waffen und zugehörige Aufsätze zu kaufen. Mit der Reise in die Steinzeit entfällt dieser gigantische Spielspaß-Riese nun völlig und ein ursprüngliches Gimmick der Reihe — der Bogen — wird nun wohl neben Steinen und Keulen zur wichtigsten Waffe werden.

Dieses Problem, das das Setting verursacht, zwingt Ubisoft zur Innovation — und der Blick auf die Reihe zeigt: Diese Fähigkeit gehört nicht unbedingt zu den Stärken des Studios. Nun werden die Entwickler gezwungen, Nahkämpfe spannend und interessant zu gestalten und den Spieler keine Sekunde lang die goldene AK-47 vermissen zu lassen.

Die Qualität der Hauptgeschichte ist ein weiteres Fragezeichen von Primal.

Das stark eingeschränkte Inventar stellt eine riesige Beschneidung der Möglichkeiten dar und ich bin skeptisch, ob Ubisoft den richtigen Weg finden wird, diese klaffende Lücke sinnvoll zu füllen.

Far Cry Primal erscheint am 23. Februar 2016 und wird mit dem neuen Setting eine Revolution des Franchises versuchen — doch wäre dies nicht die erste Revolution, die ihre Kinder frisst.

Was glaubt ihr: Könnte Far Cry Primal alle Herausforderungen meistern? Oder seid ihr skeptisch?

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