In den vergangenen Jahren entwickelte sich der Streamingdienst Apple TV+ zur ersten Anlaufstelle exzellenter Science-Fiction-Serien, wie Severance, Silo oder For All Mankind. Entsprechend groß war die Vorfreude auf Murderbot, die Adaption der gefeierten Buchreihe Tagebuch eines Killerbot aus der Feder von Martha Wells.
Jetzt hat das Warten (fast) ein Ende. Am 16. Mai feiert die 1. Staffel von Murderbot ihre Premiere bei Apple TV+ und hier im Serien-Check könnt ihr jetzt schon lesen, ob eine der meisterwarteten Sci-Fi-Serien 2025 den hohen Erwartungen gerecht wird. Ein kleiner Spoiler vorweg: Murderbot ist ein Platz unter den besten Serien des Jahres jetzt schon sicher.
Das erwartet euch in der Sci-Fi Serie Murderbot
Wer kennt sie nicht, diese Tage, an denen man sich einfach von sämtlichen sozialen oder beruflichen Verpflichtungen zurückziehen möchte, um einfach nur für sich allein zu sein – und ein paar Lieblingsserien zu bingen. So geht es auch dem Hauptcharakter von Murderbot: ein geschlechtsloser Cyborg mit künstlicher Intelligenz und sozialer Phobie.
Seit der ironischerweise selbsternannte Murderbot (Alexander Skarsgård) sein Governor-Modul hacken und einen freien Willen erlangen konnte, ist er sich seiner eigenen leidigen Existenz bewusst: Er lebt in einer Welt voller idiotischer Menschen und möchte am liebsten einfach nur seine liebste Space-Seifenoper The Rise and Fall of Sanctuary Moon in Dauerschleife schauen.
Nur leider wurde dieser Sicherheitsroboter (kurz: SecUnit) von einem Megakonzern geschaffen, der ihn bei Bekanntwerden der kleinsten Fehlfunktion direkt vernichten würde. Deshalb fügt sich Murderbot seinem Schicksal, eine Gruppe von Menschen auf einer wissenschaftlichen Expedition zu einem unerforschten Planeten zu begleiten und seine neuen "Klient:innen" zu beschützen.
Dazu gehören Teamleader und Terraforming-Expertin Dr. Mensah (Noma Dumezweni), der mürrisch-misstrauische Augment Gurathin (David Dastmalchian), Geochemikerin Bharadwaj (Tamara Podemski), Anwält:in Pin-Lee (Sabrina Wu), Biologin Arada (Tattiawna Jones) sowie der übereifrige Ratthi (Akshay Kumar). Diese naive Truppe von Wissenschaftler:innen der freien Preservation Alliance (kurz: Weltraum-Hippies) hat die Hilfe ihrer neuen SecUnit inmitten außerirdischer Kreaturen und einer gefährlichen Verschwörung auch bitter nötig – aber können sie ihr trauen?
Cozy Science-Fiction: Darum lohnt sich Murderbot
Was Murderbot auf den ersten Blick von vielen anderen Science-Fiction-Serien abhebt, ist der einzigartige und humorvolle Ton. Die Geschichte wird aus der Perspektive eines künstlichen Wesens erzählt, das sein menschliches Umfeld trocken, zynisch-bissig und stets ein wenig genervt beobachtet und kommentiert. Der Witz entsteht vor allem durch Murderbots ungelenkes Verhalten bei sozialen Interaktionen. Ja, die Killermaschine würde lieber in einem Säurebad verrecken, als vor menschlichem Publikum eine Rede zu halten.
Obwohl sich die eigentliche Story der Serie auf recht unspektakulären und bekannten Genrepfaden bewegt, machen vor allem die Charaktere und das Zwischenmenschliche sowie der Mix aus Humor und Herzlichkeit Murderbot zu einem extrem unterhaltsamen Erlebnis. Oder wie SecUnit es beschreiben würde: Premium Quality Entertainment!
Murderbot lässt sich am ehesten als cozy Science-Fiction bezeichnen und überzeugt trotz der äußerst zynischen Hauptfigur durch Wärme und Optimismus. Das spiegelt sich besonders im cleveren Worldbuilding wider: Die Welt von Murderbot ist zugleich dystopisch und hoffnungsvoll. Auf der einen Seite wird der Weltraum von raffgierigen Konzernen beherrscht, die Menschen des Corporation Rim ausbeuten, versklaven und unterdrücken.
Im krassen Gegensatz dazu stehen die Charaktere aus der liberalen Ecke der Galaxis, die Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und bedingungslose Akzeptanz mit jeder Faser ihres Seins leben. Ganz beiläufig erschaffen die Serien-Creator Chris Weitz und Paul Weitz eine komplexe Welt, in der Licht und Schatten gleichzeitig existieren – und Queerness, Genderdiversität sowie alternative Beziehungsformen selbstverständlich sind.
Wie von einer Apple TV+ Serie zu erwarten, besticht Murderbot zudem durch ein exzellentes Produktionsdesign und Blockbuster-reife Effekte, wenn sich beispielsweise gewaltige Kreaturen aus der Oberfläche eines fremden Planeten erheben und das unvorbereitete PreservationAux-Team angreifen.
Murderbot bricht mit allen Erwartungen an eine Sci-Fi-Serie über künstliche Intelligenz
Etwas direkt Vergleichbares wie Murderbot sucht man im Serienbereich vergebens. Doch, wenn Menschen verschiedener Herkünfte und unterschiedlichster Meinungen zusammenkommen, um gemeinsam Probleme zu lösen, werden sich Fans des klassischen Star Trek sowie der jüngsten Prequel-Serie Star Trek: Strange New Worlds in dieser optimistischen Zukunftsvision schnell zu Hause fühlen. Nicht grundlos ist Murderbots Lieblingsserie eine offensichtliche Star Trek-Parodie – mit Sulu-Darsteller John Cho in der Hauptrolle!
Doch während das Star Trek-Franchise seine künstlichen Wesen wie Data oder den Doctor stets nach Menschlichkeit streben ließ, schlägt Murderbot mit seiner Hauptfigur eine erfrischend innovative Richtung ein, die sich von bekannten Genremustern zahlreicher KI-Geschichten drastisch unterscheidet. Die titelgebende Killermaschine ist weder daran interessiert, sich gegen ihre Erschaffer:innen zu erheben, noch strebt sie Bindungen zu Menschen an. Murderbot will lediglich als Individuum für sich existieren und ungestört die nächste Season Sanctuary Moon schauen – auch, wenn ihm sein Team schließlich doch irgendwie ans synthetische Herz wächst.
Es ist erstaunlich, wie viel Menschlichkeit schlussendlich in diesem höchst unmenschlichen Wesen und damit auch der Serie selbst steckt. Nicht zuletzt, weil die von Alexander Skarsgård erkennbar autistisch angelegte Maschine durch ihre distinktive Weltsicht und Quirks absolut nachvollziehbar ist. Gerade für neurodivergente Menschen – also Menschen, deren Gehirn von der gesellschaftlichen Norm abweicht – oder auch Personen mit Angststörungen kann Murderbot zur Identifikationsfigur werden.
Als Adaption (Staffel 1 verfilmt den ersten Kurzroman Systemausfall) bringt Murderbot diese Inklusivität und Tonalität der Buchvorlage treffsicher auf den Punkt. Inmitten unzähliger dystopischer, brutaler und bitterernster Science-Fiction-Serien wie Silo oder Andor legt Murderbot eine erfrischende Leichtigkeit an den Tag, ohne dabei an emotionalem Tiefgang einzubüßen.
Der Mix aus spannender Robo-Action, Weltraum-Abenteuer und Cyberpunk-Comedy ist nicht nur richtig unterhaltsam, sondern mit lediglich 20-minütigen Folgen auch überraschend kurzweilig. Kurzum: Die bisher beste neue Sci-Fi-Serie des Jahres solltet ihr sofort auf eure Merkliste setzen.
Die 10 Folgen Murderbot werden ab dem 16. Mai 2025 wöchentlich immer freitags bei Apple TV+ veröffentlicht. Grundlage für diesen Serien-Check ist die komplette Staffel.