Freitag ist es soweit. Die Lolas werden wieder unters Filmvolk gebracht. Pünktlich zum deutschen Filmpreis 2012 präsentiert die Redaktion ganz persönliche Texte zu ihren deutschen Lieblingsfilmen. Den Anfang mache ich und nutze gleich mal eure nicht enden wollende Aufmerksamkeit, um einem der schönsten deutschen Streifen überhaupt größere Bekanntheit zu verschaffen. Unter den Brücken heißt der Film, den Helmut Käutner 1944 drehte und der heute als eine Art deutsche Antwort auf den poetischen Realismus eines Jean Renoir oder Marcel Carné gilt.
Mit einer Zufallsbegegnung beginnt die melancholische Tragikomödie. Hendrik (Carl Raddatz) und Willy (Gustav Knuth), zwei Freunde, die mit ihrem Lastkahn die Havel hinunter tuckern, stoßen eines Tages auf Anna (Hannelore Schroth). Die ist von Schlesien ins große Berlin gezogen, jedoch im Moloch unglücklich und verzweifelt. So steht Anna abends auf der Glienicker Brücke, als würde sie gleich in die Fluten springen und die Freunde nehmen sich ihrer an. Natürlich verlieben sich die beiden in sie. Was folgt ist jedoch keine dramatische Dreiecksgeschichte, sondern ein sensibel beobachtetes Porträt dreier Menschen, die in der Großstadt keinen Platz finden.
Zwar lag Unter den Brücken der Zensurbehörde der Nationalsozialisten 1945 vor, doch seine Premiere feierte der Film erst 1946 in Locarno. Vier Jahre später erreichte er die deutschen Kinos. Es ist erstaunlich, dass Helmut Käutner die intim und mit ihren starken Kontrasten geradezu märchenhaft ausgeleuchtete Geschichte ausgerechnet in den späten Kriegsjahren zustande gebracht hat. Unter den Brücken ist allerdings kein Durchhhaltefilm. Der Krieg wird ausgeblendet, doch im Hintergrund schwelt trotzdem ein Gefühl der Vergänglichkeit, das andere als Kommentar zum drohenden Untergang deuten mögen. Vordergründig aber, und deswegen hat es mir der Film so angetan, ist Unter den Brücken eine erwachsene Liebesgeschichte, deren betörende Bildsprache zu keiner Zeit das Leben seiner drei Helden beschönigt. Einsamkeit regiert in den Hinterhöfen der Stadt ebenso wie auf dem Kahn, der durch die romantisierte Landschaft driftet. Selten, ob nun in Deutschland oder weltweit, wurde die Sehnsucht nach dem Miteinander in solch verzauberte und verzaubernde Bilder gegossen.
Meine sieben Lieblingsfilme made in Germany:
Platz 1: Unter den Brücken (1945)
Platz 2: Absolute Giganten (1999)
Platz 3: Die Ehe der Maria Braun (1979)
Platz 4: Ödipussi (1988)
Platz 5: Bungalow (2002)
Platz 6: Stammheim (1986)
Platz 7: Im Schatten (2010)
Zum Deutschen Filmpreis präsentieren wir euch ein Gewinnspiel.
Was müsst Ihr tun?
Schickt uns eine Email mit der Betreff-Zeile “Deutscher Filmpreis” und mit dem Namen des Gewinner-Films für den Deutschen Filmpreis 2012 in Gold an ines[@]moviepilot.com. Gebt bitte euren User-Namen und eure Adresse an. Unter allen Einsendungen, die den richtigen Titel genannt haben, verlosen wir das Heimkino-Lautsprecher-Set von Teufel. Einsendeschluss ist Freitag, der 27. April 2012 um 12.00 Uhr.
Diese Filme sind nominiert und können die Goldene Lola gewinnen:
- Anonymus von Roland Emmerich
- Barbara von Christian Petzold
- Dreiviertelmond von Christian Zübert
- Halt auf freier Strecke von Andreas Dresen
- Hell von Tim Fehlbaum
- Kriegerin von David Wnendt