Robert Downey Jr. versus Krishnan Guru-Murthy

25.04.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Robert Downey Junior in StichtagWarner Bros. Pictures Germany
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Ein Interview eskaliert und Robert Downey Jr. lässt den Fragensteller Krishnan Guru-Murthy sitzen. Channel 4 News freut sich über ein virales Video. Dann hagelt es Kritik von allen Seiten - an allen Beteiligten. Was darf ein Interview und was soll es?

Ein Interview stellt immer eine unnatürliche, künstlich herbeigeführte Situation dar. Im besten Falle sind danach alle glücklich. Im Schlimmsten wird das Interview vorzeitig abgebrochen. Krishnan Guru-Murthy hat für Channel 4 News bereits sehr viele Interviews geführt, von denen drei ganz besondere Publicity bekommen haben. Eines mit Richard Ayoade  und eins mit Quentin Tarantino. Zuletzt hat er Robert Downey Jr. anlässlich des Starts von Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron nach seiner Vergangenheit gefragt: Nach der Beziehung zu seinem Vater sowie seinen früheren Alkohol- und Drogenproblemen. Der Schauspieler bricht das Interview daraufhin ab. Muss er sich so persönliche Fragen gefallen lassen, wenn es eigentlich nur um Werbung für seinen Film geht? Oder hat der Interviewer alles Recht dazu, weil Stars Personen des öffentlichen Lebens sind?

Bei sogenannten Junkets werden Interviews am Fließband geführt. Es geht einzig und allein darum, einen Blockbuster zu bewerben. Die Stars rühren die Werbetrommel für ihre Filme und sprechen nur zu diesem Zweck mit den Fragestellern. Das geschieht in der Regel unter enormem Zeitdruck und macht wohl spätestens nach der zweiten Fragerunde keinen Spaß mehr. Denn bei solchen Veranstaltungen wiederholen sich die Fragen und Antworten naturgemäß sehr schnell. Das kann sowohl für den Interviewten als auch den Interviewenden sehr mühsam und langweilig sein. Die eine Seite stellt die immer gleichen Fragen, während ihr Gegenüber mehr oder weniger vorgefertigte Antworten abspult.

Ein Interview wird nur dann interessant, wenn es uns etwas Neues vermitteln kann - etwas, das wir vorher noch nicht wussten. In der heutigen Marketing-Maschinerie gestaltet sich das aber äußerst schwierig, da wir in regelmäßigen Abständen mit wohl portionierten Info-Häppchen gefüttert werden. Film-Studios und ihre Marketing-Abteilungen streuen bewusst Informationen und kontrollieren in der Regel sehr genau, wann welche Neuigkeit wie öffentlich gemacht wird. Da fällt es schwer, ein leidlich interessantes Gespräch zu führen, das irgendeinen Mehrwert bietet. Es gilt, aus seinem Gegenüber etwas herauszukitzeln, das noch niemand weiß. Das geht am Besten mit Persönlichem, insbesondere dann, wenn der Gesprächspartner so ein interessantes Leben geführt hat.

Andererseits will der Interviewte höchstwahrscheinlich nicht unbedingt über seine intimsten Gefühle und Ansichten sprechen, wenn er eigentlich nur leidige Medien-Interviews absolvieren soll. Außerdem gilt Robert Downey Jr. schon seit Jahren als clean und geläutert. Seine ach so wilde Vergangenheit voller Alkohol und Drogen hat er hinter sich gelassen. Diese Tatsache ist auch bekannt, es wurde vor über einem Jahrzehnt bereits ausführlich und bis ins kleinste Detail in den Medien diskutiert. Insbesondere die Boulevard-Presse neigt dazu, so etwas nicht gerade mit Fingerspitzengefühl anzugehen, im Gegenteil: Dort werden persönliche Dramen besonders gern öffentlich ausgebreitet. Warum also so kalten Kaffee nochmal aufwärmen? Und letzten Endes geht es diesen Fremden einen Scheißdreck an, was die Beziehung zwischen RDJ und seinem Vater bedeutet.

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