Roland Emmerich stürzt den Papst - 2012 - Erster Eindruck

09.10.2009 - 12:00 Uhr
..and the walls came tumbling down: 2012
Sony
..and the walls came tumbling down: 2012
2012 – Diesmal ist wirklich alles zu spät: Das Ende ist nahe und Roland Emmerich räumt richtig auf. Vor zwei Wochen gab es für ausgewählte Pressevertreter schon mal einen 50min Vorgeschmack auf das Katastrophen-Spektakel des Jahres. Wir waren auch dabei.

Bruce Willis meinte mal, wenn man im Telefonbuch unter Weltenretter nachschlägt, würde man sein Gesicht finden. Folgerichtig dürften wir, wenn wir weiterblättern und nach Weltuntergang suchen, wohl ein Foto von Roland Emmerich entdecken.

Der Deutsche, der in seiner deutschen Heimat zunächst als Spielbergle verlacht wurde (weil er effektgeladene Unterhaltungsfilme statt deutschem Befindlichkeitskino abliefern wollte) und schließlich erfolgreich in die USA übersiedelte, ist seit Jahrzehnten der Experte für den gediegenen Weltuntergang. Ob er in Independence Day das Weltkulturerbe von Aliens zersprengen ließ, in Godzilla eine Riesenechse auf New York hetzte oder in The Day After Tomorrow die ignorante US-Bevölkerung mit einer überraschenden Klimakatastrophe konfrontierte.

Als Vorbereitung auf seinen neuen Spektakel-Streifen 2012 hatte Sony neulich zu einer Sondervorführung geladen. Ausgewählte Journalisten durften schon einmal die ersten 50 Minuten des Films erleben und hinterher mit Emmerich, seinem Drehbuchautoren Harald Kloser und den beiden Stars John Cusack und Chiwetel Ejiofor reden, die sichtlich stolz auf ihr Weltuntergangs-Epos waren. Drüber schreiben durften wir allerdings erst heute. Wegen darum ;)

Zurecht, wie man sehen durfte. Denn wenn der ganze Film das Tempo und die Qualität der ersten 50 Minuten hält, dann dürfen sich Fans schon mal auf das wohl gewaltigste Action-Event des Jahres freuen. Selbst als jemand, der kein ausgewiesener Emmerich-Fan ist, musste ich zugeben, dass der Film beeindruckende Bilder und sympathische Figuren zu bieten hat.

Doch auch wenn Emmerich es inspiriert knallen, beben, explodieren und einstürzen lässt, unterscheidet sich 2012 deutlich von Explosionspornos à la Michael Bay. Denn Emmerich stellt keine Testosteron-Tanker, keine Militärkerle und keine juvenilen Power-Heroen in den Mittelpunkt, sondern Normalos, Nerds, Wissenschaftler, Musiker und Familien. Und obwohl der Film seine Exposition sehr fix abhandelt (Sonneneruptionen sorgen für eine Art Mikrowellenstrahlung, die das Erdinnere auflöst und die tektonischen Platten quasi frei auf der Erdoberfläche herumtreiben lässt), nimmt er sich Zeit, die nahende Katastrophe effektvoll einzuführen und in immer stärkeren Eruptionen schließlich hervorbrechen zu lassen. Und noch ein Unterschied zu anderen modernen Actionfilmen: Es gibt tatsächlich Dialoge und die Kamera hält still und wackelt nicht ständig herum, wie Peter Parkinson mit Schluckauf.

Schauspielerisch ist ebenfalls Erfreuliches zu vermelden: John Cusack ist, neben Chiwetel Ejiofor (der den Wissenschaftler spielt, der das nahende Ende entdeckt), ein bodenständiger, intelligenter und pragmatischer Held, der verzweifelt versucht, seine zerbrochene Familie vor der zerbrechenden Erdkruste zu retten.

Woody Harrelson gibt einen ausgeflippten Verschwörungstheoretiker, dessen “Das Ende ist nahe!”-Prophezeiung sich letztlich als lebensrettend entpuppt, denn schon deutlich vor dem befürchteten Termin beginnt die Erde zu beben, Städte rutschen ins Meer, Schiffe kentern und die großen Bauwerke der globalen Zivilisationen kippen kopfüber zusammen.

Und das in einer detailfreudigen Überwältigungsinszenierung, die so bisher noch nicht zu sehen war. Emmerich und seine Trickzauberer beweisen hier wirklich Gespür für große, imposante und überraschende Bilder, die in ihrer grandiosen Übertreibung wirklich für einige “What the Fuck?”-Momente gut sind. Wir haben die Welt schon hunderte Male untergehen sehen, aber so gut sah das Ganze bisher noch nie aus.

Und auch wenn alle Beteiligten versprechen, der Film werde mehr zu bieten haben als Effekte und werde in der zweiten Hälfte die Fragen beantworten, die sich nach dem Ende der Zivilisation stellen, natürlich zählen bei einem Katastrophenfilm die Bilder. Zu erleben, wie John Cusack mit seiner Familie vor der einbrechenden Erde, einstürzenden Häusern und aufbrechenden Abgründen wegfährt, ist schon wirklich großes, wuchtiges Effektkino vom Feinsten. Und ein gewisser klammheimlicher Spaß ist Emmerich und seinem Drehbuchautor Harald Kloser anzumerken, wenn sie mal eben den Vatikan zusammenkrachen lassen, komplett mit Papst und allem.

Damit entkräften sie auch Befürchtungen, der Film könnte ob seiner überdeutlichen Sintflut und Arche-Motive zu einem religiösen Erweckungsspektakel werden, von denen Hollywood ja so einige ablieferte (wir erinnern uns an das letztjährige Weihnachtskrippenspiel Der Tag, an dem die Erde stillstand). Zwar wird Glauben als Motiv durchaus vorkommen, aber die Weltkatastrophe ist kein Sinnbild der Strafe für sündige Menschen. “Organisierte Religion… nein. Kirche ist etwas das dir auf den Kopf fällt, das zeigen wir”, sagt Harald Kloser im Gespräch grinsend. Die Menschheit müsse sich schon selbst überlegen, wie sie aus der Misere rauskommt.

Ich bin nach diesem Preview jedenfalls gespannt auf den ganzen Film. Wenn der Weltuntergang soviel Spaß macht: Count me in!

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