Heutzutage ärgern sich immer alle über Spoiler und wollen vor ihnen gewarnt werden. Manchen Filmen scheint das jedoch egal zu sein, zum Beispiel John Dies at the End oder Rosencrantz & Guildenstern Are Dead, wie Rosenkranz und Güldenstern im Original heißt. Das Ende vorwegzunehmen bedeutet in diesem speziellen Fall allerdings nicht sehr viel. Bedient sich Tom Stoppard in seinem Film doch sowieso zweier Nebenfiguren aus Shakespeares Hamlet, deren Schicksal hinlänglich bekannt sein dürfte. Wir begegnen den beiden armen, fahrenden Scholaren, die unterwegs zum Hof des dänischen Königs Claudius sind, um den Prinzen aufzuheitern. Äußerlich wirken die beiden wie abgerissene Schnorrer und ziemlich stumpf, sie entpuppen sich im Gespräch aber als äußerst geistreich.
Der Film macht keinen Hehl aus seiner Theater-Herkunft, ganz im Gegenteil. Gary Oldman (Rosenkranz) und Tim Roth (Güldenstern) brillieren in diesem ungewöhnlich anspruchsvollen und textlastigen Werk. Gemeinsam mit Richard Dreyfuss als Schauspieldirektor des Hofes stürzen sie sich in das Spiel im Spiel. Tom Stoppard parodiert mit seinem Theaterstück und Film nicht nur das absurde Theater eines Samuel Beckett, er unterwandert unsere Ehrfurcht vor großen Dramen. Dabei fordert er seine Zuschauer, indem er eine Meta-Ebene nach der anderen eröffnet und wieder ironisch bricht oder seine Figuren höchst philosophische Diskussionen führen lässt. Dabei vernachlässigt der Regisseur glücklicherweise nie den Unterhaltungswert, Rosenkranz und Güldenstern sind oft brüllend komisch. Jedem Zuschauer muss das Tennisspiel ohne Ball und Schläger in Erinnerung bleiben.
Auch wenn der Film definitiv nicht nur etwas für Literaturfans zu bieten hat, werden diese bestens bedient. Natürlich dürfen einige Originalszenen aus Hamlet nicht fehlen, in denen dann sogar die ursprünglichen Textzeilen zum Besten gegeben werden. Ansonsten verhackstücken die beiden Protagonisten auf unnachahmlich großartige Weise Fragen nach dem freien Willen, der Schwerkraft oder dem Existenzialismus und geben sich ausgiebigen Gedankenspielen hin. Immer frei nach Shakespeares Auffassung, dass die gesamte Welt eine Bühne ist und alle Menschen Schauspieler, immer und überall.
Was? Rosenkranz & Güldenstern
Wann? 23:20 Uhr
Wo? ServusTV