Tatort: Niedere Instinkte - Fuck You, Medea!

26.04.2015 - 20:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Das war es also für Keppler und Saalfeld. In seinem letzten Tatort gibt das Leipziger Team schließlich doch noch 100 Prozent und zeigt vor allem, warum es all die Jahre gepflegte Langeweile produzierte.

Was gesagt werden muss: Vermissen werden die wenigsten das Leipziger Tatort-Team um Keppler (Martin Wuttke) und Saalfeld (Simone Thomalla). Wie kaum ein anderes Krimi-Gespann verkörperten sie den Durchschnitt, so verlässlich nichtssagend waren die Fälle mit der Zeit geworden. Selbst die Kölner hauen alle paar Jahre einen kleinen Schocker wie Tatort: Franziska raus und in Ludwigshafen kann man immerhin auf prätentiöse Titel oder zaghafte Versuche folgenübergreifenden Geschichtenerzählens verweisen. So gern auch (social-)medial auf Thomalla herumgehackt wird: Ihre stoische, toughe, wenn auch mimisch reduzierte Art schmiegt sich in der Theorie der grummeligen Rampensau Wuttke gut an. Nur wurde dies in den Krimis aus Leipzig meist auf schnippische Bemerkungen reduziert. Die, sagen wir mal, eher "introvertiert" spielende Thomalla hatte bei jedem Fall in Gefühlswallungen zu ertrinken, während Wuttke irgendwas von Hotelzimmern murmelte. Vor diesem Hintergrund wirkt die Abschiedsvorstellung Tatort: Niedere Instinkte wie eine Überkompensation nach sieben Jahren Zurückhaltung. Alle wollen nochmal richtig Spaß haben. Endlich werden Risiken eingegangen. Zu spät, aber immerhin...


Tatort: Niedere Instinkte

Auf Dauer nervt es schon, wie sich Saalfeld und Keppler in diesem Tatort öffentlich demontieren, inklusive peinlich unlustigen Geplänkels in der Nachbarwohnung. Das Konzept scheint klar. Drei Paare werden vorgeführt, das eine regelrecht apathisch zurückgezogen im Glauben, das nächste mit einem verborgenen Doppelleben im Keller und zum Dritten die beiden Kommissare. Was die einen "wie ein schwarzes Loch" in sich hinein saugen, spucken sich Keppler und Saalfeld im Laufe des Krimis vor die Füße. Jahrelang aufgestauter Frust (ob der fehlenden Herausforderungen?) der Ex-Eheleute brandet durch diesen Fall, der die zusätzlich gereizte Stimmung eigentlich nicht nötig hat. Geht es doch schon um eine grausige Kindesentführung durch ein in jeder Hinsicht verdorbenes Paar, das mit Susanne Wolff und Jens Albinus zwei mehr als fähigen Schauspielern auf den Leib geschrieben scheint.

Mit Leipzig wussten die Macher sowieso nichts anzufangen, wen wundert es also, dass der Sachsen-Tatort bald ins visuell leichter fassbare (bzw. in architektonische Klischees zu verpackende) Dresden zurückkehrt. Drehbuchautor und Grimme-Preisträger Sascha Arango ergeht sich für den letzten Ausflug in die Messestadt in drastischen Stimmungswechseln und surrealen Einsprengseln, die von Regisseurin Claudia Garde in faulig-knallige Farben gefasst werden. Dabei unterstreicht diese reißerische Abschiedsvorstellung mit ein paar packenden Momenten psychologischen Drucks und alles in allem viel Kopfschmerzpotential, wie wenig Konturen Keppler und Saalfeld über die Jahre gewonnen haben. Dass nun die Beziehung der beiden Ermittler auf der Zielgeraden eskaliert, geht allerhöchstens durch, weil sie sich seit dem ersten Fall 2008 sowieso kaum weiterentwickelt oder wenigstens andere Facetten offenbart hat. Stattdessen geht es in Tatort: Niedere Instinkte von 1,5 auf 100 in kürzester Zeit. Was der Zuschauer ohne Weiteres akzeptieren kann, denn wo kein Profil ist, bleibt auch wenig haften.

Mord des Sonntags: Da hängt ein Bein im Baum.

Zitat des Sonntags: "Du warst der Messias für eine Minute."

Wie hat euch der Abschied der Leipziger gefallen?


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