Waldi geht - nur leider viel zu spät

28.07.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Waldi und sein elitärer Club
ARD/moviepilot
Waldi und sein elitärer Club
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Freud und Leid liegen bekanntermaßen eng beieinander. Aber weil wir lange leiden mussten, dürfen wir uns jetzt einmal freuen – der nächste Schmerz ist jedoch schon in Sichtweite.

Im ZDF-Fernsehgarten wurde vor kurzem demonstriert, wie ordentliches Unterhaltungsfernsehen funktioniert: Eine aus 80 Personen bestehende Gruppe aus Köln hat in der Show für das gesetztere Publikum ordentlich auf den Putz gehauen. Die Verantwortlichen fanden das jedoch gar nicht lustig und haben Anzeige erstattet. Offenbar haben die Fernsehgarten-Macher aber noch nie bei Waldis Club reingeguckt, denn dann hätten sie etwas wirklich Unkomisches gesehen. Leider, leider können sie diese Lücke nun nicht mehr schließen.

Waldi, sein auf Eis gelegter Club und Gebührenverschwendung werden diesmal im Aufreger der Woche thematisiert.

Waldi verlässt den Bahnhof
Eine Schreckensnachricht ereilte uns vor ein paar Tagen: Waldemar Hartmann, der bierselige Schunkelbär aus dem Fernsehen, hat eine Verlängerung seines Vertrags bei der ARD abgelehnt! Eine zu kurze Laufzeit, unzureichende Sendehinweise auf seinen feucht-fröhlichen Club, gar eine ganz gemeine Verschwörung sollen dazu geführt haben, dass Waldi Konsequenzen gezogen hat. Eine Nation steht vor den Scherben des einstmaligen Glücks, das sich in Brezn, Weißbier und Stammtischplauderei, auch als Waldis Club bekannt, manifestiert hatte. Was nun aus Matthias Knop wird, der ganz offensichtlich im Bayerischen Bahnhof in Leipzig gewohnt hat, ist nicht überliefert. Vielleicht ist es an der Zeit, dass er sich einen richtigen Job sucht. Vielleicht als Komiker, das hat er schließlich noch nie probiert.

Brasilien ist ganz weit weg…
Weißbier-Waldi, der schon mit Rudi Völler in den Ring gestiegen ist und Harald Schmidt beim Trockenrodeln beobachten konnte, war angesichts der – seinen Angaben nach – phänomenalen Quoten seiner Show (anscheinend drei Millionen – ob die alle wach waren, konnte nicht ermittelt werden) vollkommen perplex, dass ihm die ARD nur einen Einjahresvertrag angeboten hat. Bei wem sollen denn jetzt Bärbel Schäfer, Elmar Wepper und Til Schweiger beweisen, dass sie ein 4-4-2 von 4711 unterscheiden können? Wo können sich Gäste wie Publikum gleichermaßen die Kante geben, ohne gleich in der Ausnüchterungszelle zu landen? Es ist ein echtes Drama, dass die GEZ-Gebühren nicht dafür aufgewendet werden, den St(r)ammtisch von Waldemar Hartmann weiterzufinanzieren. Die Argumentation, dass Waldis Club während der WM 2014 irgendwann mitten in der Nacht laufen würde, da Brasilien nicht im Ruhrgebiet liegt, und damit diese Sendung sowie ein Vertrag über zwei Jahre irgendwie ziemlich sinnlos (bzw. noch sinnloser) wären, konnte der Ex-Schnauzbartträger so gar nicht nachvollziehen.

Dicht oder nicht?
Ob wirklich regelmäßig drei Millionen Zuschauer Waldis EM Club verfolgt haben, sei mal dahingestellt. Gut möglich, dass einige den Fernsehapparat nach dem Spiel nicht ausgestellt haben. Manchmal hindert einen der übermäßige Biergenuss daran, den richtigen Knopf auf der Fernbedienung zu finden. Und selbst wenn ein Großteil der Zuseher relativ nüchtern war, heißt das noch nicht viel. Auch Die Wollnys – Eine schrecklich große Familie! oder We love Lloret haben eine gute Quote. Der Unterschied ist nur, dass Waldi sich auf Kosten der Gebührenzahler eine mauschelige Ecke eingerichtet hat, in der Hinz und Kunz so tun dürfen, als ob sie Ahnung von irgendetwas hätten (aus Fairnessgründen sei jedoch angemerkt, dass sich ab und an auch Leute wie Fredi Bobic oder Reiner Calmund dorthin verirrt haben – warum auch immer). Dass Waldemar Hartmann nun durch die Blume behauptet, WDR-Sportchef Steffen Simon hätte ihn mehr oder minder rausgemobbt, ist womöglich auf mangelnden Realitätssinn zurückzuführen. Wahrscheinlicher ist, dass Steffen Simon sich die Show mal angeguckt hat und dabei merkte, für was die öffentlich-rechtlichen Sender denn so Gebühren aus dem Fenster werfen.

Bevor wir nun aber alle vor lauter Freude über das Ende des Cubs bengalische Feuer abbrennen, muss noch darauf hingewiesen werden, dass die ARD schon über einen Nachfolger für den freigewordenen Sendeplatz nachdenkt. Vielleicht diskutiert Anne Will künftig mit ihren Gästen den politischen Einfluss des Sports. Oder Ranga Yogeshwar lädt zur großen Wissenschaftsshow rund um den Fußball ein. Vielleicht haben wir aber alle ganz besonders viel Dusel und Matze Knop bekommt seine eigene Sendung, in der er seine fünf Parodien in Dauerschleife wiederholt. Eines ist jedoch sicher: irgendwie wird die ARD das freigewordene Kapital wieder in ein qualitativ hochwertiges Produkt investieren.

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