Der Kampf gegen die Bestie!
Wir leben in interessanten Zeiten. Ein verurteilter Sexualstraftäter ist Präsident der USA, gesichert Rechtsextreme sitzen im deutschen Bundestag und queere Menschen müssen wieder mehr Angst um ihr Sein haben. Immerhin kam 2016 mit der MeToo Bewegung ein kleiner Hoffnungschimmer hervor, die den widerwärtigen Sexualstraftäter Harvey Weinstein zu Fall brachte. Dieser Film erzählt die Geschichte von zwei beeindruckenden Persönlichkeiten, die durch ihren energischen Ehrgeiz eine riesige Welle losgelöst haben.

Zwei Journalistinnen von der New York Times haben von Belästigungsvorwürfen gegen Harvey Weinstein gehört und ermitteln weiter hartnäckig in der Angelegenheit. Da der Hollywood-Produzent so mächtig ist und ein ganzes System bedient, ist es schwierig Frauen zu senden, die öffentlich darüber sprechen wollen. Dennoch steht das Ziel der beiden Frauen: Sie wollen den Artikel um jeden Preis veröffentlichen.

Der ein oder anderer Filmfan wird im Vorfeld vielleicht Bedenken haben, ob der Film etwas für sie ist. Da kann ich klar sagen: Wer was mit Spotlight anfangen konnte, wird auch hier voll auf seine Kosten kommen. Es ist einfach extrem beeindruckend, mit was für einer Spannung die deutsche Regisseurin Maria Schrader diesen Film inszeniert hat. Beinahe mehr Nervenkitzel als in einem Fincher Film sind hier deutlich spürbar und immer wieder ist man einfach fassungslos darüber, mit was für einer perfiden Art Weinstein die Seelen vieler Frauen vernichtet hat. Wenn es nach dem Film noch Leute gibt, die solch toxische Sachen wie "ja, die haben das doch nur für die eigene Karriere mitgemacht", sollte gleich neben Weinstein eingebuchtet werden.

Ich kann immer wieder nur über Carey Mulligan staunen. Es ist einfach unglaublich, wie tief sie in ihren Rollen drin ist. Als eifrige Journalistin mit seelischen Problemen, glänzt sie in jeder einzelnen Sekunde. Dass es dafür keine Oscarnominierung gab, grenzt an einen Skandal. Auch ihre Filmpartnerin, Zoe Kazan als Jodi Kantor, spielt mit einer riesigen Hingabe und Beide in Kombination sind, dank starker Dialogschreibe, eine richtige Wucht. Patricia Clarkson überzeugt als sympathische Vorgesetzte, Andre Baugher sorgt für kleinere Schmunzler bei seinen Weinstein-Telefonaten und James Austin Johnson wirkt stimmlich wie der echte Donald Trump. Eine große Besonderheit war Ashley Judd, die ebenfalls Opfer von Weinstein war und sich in diesem Film tatsächlich selbst spielt. Ein höchst mutiger Schritt.

Fazit: Ergreifend, hochspannend und schockierend.
She Said ist genauso stark wie Spotlight und hinterlässt ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Es ist so ein Thema, bei dem man sich wünscht, dass es nur fiktiv ist, weil man die ganzen Ereignisse nicht fassen kann. Maria Schrader hat einen beachtlichen und wahnsinnig intensiven Film inszeniert, den man unbedingt gesehen haben muss. Wer danach noch die Schuld bei irgendeinem Opfer sucht, sollte sich in Grund und Boden schämen.

9,5/10

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