Vor zwanzig Jahren änderte sich die Fernsehlandschaft für Jugendliche dramatisch: Nachdem Buffy und Daria ein Jahr zuvor weibliche Role Models erschufen, die eine ganze Generation prägen sollten, betrat 1998 eine Gruppe Teenager (okay, die Schauspieler waren zu alt - aber immerhin nicht so schwer zu glauben, wie das offensichtliche Altersgeschwurbel später bei O.C., California) die Fernsehlandschaft die Bühne, deren Probleme wir ernstnehmen konnten, deren Worte Tiefgang hatten - und die uns Zuschauern zutrauten, mehr zu verstehen, als das bis dahin übliche 90210-Blahblah (von dem längst nicht so erfolgreichen Willkommen im Leben mal abgesehen). Mit Dawsons Creek wurden Jugendserien erwachsen. Und wenn ihr zu jung seid, dabei gewesen zu sein, kommt mit, den Filmromantikerin erzählt euch, was ihr verpasst habt:
Der Kommentar der Woche von Filmromatikerin zu Dawson's Creek
Alles fing mit
einer Ankündigung in einem Zeitungsausschnitt an und es wurde daraus die
beste Teenager-Serie meiner Jugend, die ich mir heute noch gern ansehe:
Das, was einem zu Dawson und seiner Bucht sofort in den Sinn kommt,
sind die tiefgründigen und direkten Gespräche, die mehr oder weniger
reale Probleme des Erwachsenwerdens beleuchten. Das Besondere: Diese
werden zwischen angeblich 15-jährigen geführt – mal davon abgesehen,
dass die Darsteller selbst schon Mitte zwanzig sind. Ich weiß nicht,
wie's euch ergangen ist, aber ich hätte mich nicht mal im Traum mit
meinen Klassenkameraden so ehrlich aussprechen können. Leider verkommen
die grundsätzlich interessanten Dialoge, die doch oft im Kern die
Wahrheit treffen, später hin immer mehr zur bloßen, heißen Luft.
Im Zentrum stehen ursprünglich vier Freunde aus dem beschaulichen
Städtchen Capeside, die alle auf ihre Weise bekannte
Außenseiter-Charaktere darstellen:
Der Titel gebende Dawson (James Van Der Beek) ist ein idealistischer
Träumer, der das Leben als Film betrachtet, und auch die Ambition hat,
selbst Filmemacher zu werden. Viele Hürden und Schicksalsschläge
ernüchtern sein Weltbild und er blickt zunehmend melancholisch auf die
Realität. Seine große Liebe Joey (Katie Holmes), das Mädchen von
nebenan, leidet an Versagensängsten und Unsicherheiten über ihre
Fähigkeiten und Zukunft, und hat die Neigung, alles schon in jungen
Jahren zu verkomplizieren. Pacey (Joshua Jackson ♥) ist der Rebell der
Truppe, das James-Dean-Abziehbild, der durchwegs mit einem Vaterkonflikt
und Minderwertigkeitskomplex zu kämpfen hat und von einem starken
Unabhängigkeitsdrang getrieben wird. Jen (Michelle Williams), die Neue,
die mysteriöse Städterin, stellt zunächst selbst einen Konflikt dar,
bevor sie im Mittelteil die enormste Entwicklung durchmacht, wobei
eigene Probleme zu Tage treten, um schließlich bedauerlicherweise wieder
unterzugehen.
Das übliche, etwas unrealistische Liebeskarussell solcher Serien konzentriert sich hier vorwiegend auf das Dreieck Dawson - Joey - Pacey, doch die beste "Beziehung" der Serie ist die platonische, aber tiefgreifende Freundschaft zwischen Jen und Jack (Kerr Smith, ab Staffel 2 dabei).
Alles wird abgerundet durch zwei schöne Intros und einen auch sonst stimmigen Soundtrack, der allerdings hin und wieder die jeweilige Szene etwas überdramatisiert. Ein Ende findet die Serie nach 6 Staffeln in einem eigentlich dreiteiligen Finale, das noch einige Überraschungen parat hält, wie auch die für mich zufriedenstellende Auflösung der großen Frage: Dawson oder Pacey?
Den Originalkommentar findet ihr übrigens hier.