Action-Heldin & Frauen-Power immer noch verteufelt

08.09.2010 - 08:50 Uhr
Chloe Moretz als Hit-Girl in Kick-Ass
UPI
Chloe Moretz als Hit-Girl in Kick-Ass
30
10
Das Kinojahr hat uns bisher schon einige starke Action-Heldinnen und Frauen beschert. Ob Hit-Girl, Lisbeth Salander oder Evelyn Salt – sie zeigen den männlichen Kollegen, dass das unterwürfige Heimchen am Herd längst ausgestorben ist. Wie aber wirken die Powerfrauen im Film auf das normale Mädchen von nebenan?

Erst kürzlich präsentierten wir Euch die erfolgreichsten Action-Heldinnen der TV-Landschaft oder fragten Euch, wer aktuell die größte Action-Heldin ist. Kein Wunder, denn im Kino tummeln sich zwischen testosterongestählten Muskelbergen und bärtigen Prügelknaben hin und wieder starke Frauen, die ihren männlichen Artgenossen zeigen, wo der Hammer hängt. In diesem Jahr musste sich die Männerwelt besonders warm anziehen, denn Lisbeth Salander aus Verdammnis und Vergebung, Hit-Girl aus Kick-Ass und Evelyn Salt aus Salt räumten auf der Kinoleinwand mächtig auf.

Angesichts dieser starken Action-Heldinnen und Frauenpersönlichkeiten stellte die Denver Post kürzlich die Frage, welche Konsequenzen eine derartige Darstellung von weiblicher Power, Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen im Film auf die jungen Frauen im Publikum hat. Helfen die emanzipierten Vorbilder ihnen dabei, sich ebenso kraftvoll und selbstbewusst zu fühlen, oder werden sie durch die Präsenz der Leinwandheldinnen eher entmutigt und entwickeln Minderwertigkeitskomplexe? Natürlich sorgen die starken Action-Heldinnen für Abwechslung und Gleichberechtigung in der Männerdomäne des Actionfilms, aber aufgrund der in der Gesellschaft noch immer nicht vollzogenen hundertprozentigen Gleichberechtigung wirft der Artikel folgende Fragen auf: Ist es überhaupt passend, Frauen als Actionheldinnen zu glorifizieren? Könnte sich das nicht gefährlich auf das öffentliche Wahrnehmungsbild der Frau auswirken?

Es ist offensichtlich, dass die Denver Post mit ihren Fragen auf ein altbekanntes Problem abzielt: Inwieweit beeinflusst ein Film das tatsächliche Leben? Wenn wir die Sache so betrachten, dann müsste beispielsweise während der Actionszenen in Kick-Ass eine warnende Einblendung als Untertitel angezeigt werden: “Sehr geehrte Damen, bitte versuchen sie nicht, die Kampfkünste von Hit-Girl nachzuahmen, wenn sie auf dem Nachhauseweg in einer dunklen Gasse von einem echten Bösewicht überfallen werden.” Wäre das absurd? Ja, das wäre es. Dem weiblichen Publikum ist es auf jeden Fall zuzutrauen, dass es zwischen Fiktion und Realität unterscheiden kann.

Überhaupt müssen wir festhalten, dass es sich hier keineswegs um ein geschlechtsspezifisches Problem handelt, sondern jeden Zuschauer betrifft. Oder erinnern wir uns schon nicht mehr an die öffentliche Debatte über die filmische Darstellung von Gewalt, die für das kriminelle Verhalten von vor allem jungen Menschen verantwortlich sein soll? Bestes Beispiel dafür: Natural Born Killers. Ihr wisst, was ich meine. Doch es muss gar nicht einmal ein so dramatisches Exempel sein. Auch kleine Dinge in einem Film verhelfen Menschen manchmal dazu, den nächsten Schritt in ihrem Leben zu tun: den Angebeteten um eine Verabredung zu bitten, den Beruf zu wechseln oder den Kontakt mit dem verhassten Vater wieder aufzunehmen. Diese Problematik ist natürlich vollkommen geschlechtsübergreifend und betrifft vor allen Dingen den gesamten Medienbereich, nicht nur das Kino.

Deshalb müssen wir uns wohl auch keine Sorgen machen, dass junge Mädchen so sein wollen wie Hit-Girl und losziehen, um ihre Milchtüte mit einer Megawumme zu verteidigen. Die charakterliche Überzeichnung der Figur dürfte ebenso offensichtlich sein wie die nicht ganz ernst gemeinte Story von Kick-Ass selbst. Deshalb ist das Kino ja auch, was es ist: Die Auslebung von Fantasien, die uns in der Realität nicht möglich sind.

Um die Abhandlung der Denver Post abzuschließen: Action-Heldinnen und starke Frauen stellen wohl kaum eine Bedrohung für das öffentliche Frauenbild dar. Hollywood sollte vielmehr weitere Hit-Girls, Evelyn Salts oder Lisbeth Salanders auf die Leinwand lassen, damit die öffentliche Debatte über filmische Powerfrauen und ihr Gefahrenpotential für junge Frauen sowie das stereotypische Denken über das scheinbar schwache Geschlecht ein für alle Mal ein Ende nimmt. Nicht jede Frau ist schwach, nicht jeder Mann ist stark – das sollte mittlerweile auch im Kino angekommen sein.

Wie schätzt ihr die Wirkung von Action-Heldinnen im Film auf das Publikum ein? Gefährliche Bedrohung oder harmloses Schauspiel?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News