Dem Regisseur James Wan, Mastermind der Saw -Reihe, ist mit Conjuring – Die Heimsuchung ein grandioser Horrorfilm geglückt, der die Blockbuster dieses Sommers in den Schatten stellt. Wan verzichtet auf 0815-Schockeffekte und gibt seinen Schauspielern genug Raum für ein beeindruckendes Spiel. Während INSIDIOUS doch recht gewöhnlich konstruiert war, erteilt uns Conjuring – Die Heimsuchung eine erfrischend andere Lektion in Sachen Horror.
Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und erzählt von dem wohl spektakulärsten Fall, den die Dämonologen Ed und Lorraine Warren (Patrick Wilson, Vera Farmiga) erlebt haben. Das Ehepaar Roger und Carolyn Perron (Ron Livingston, Lili Taylor) zieht mit den fünf Töchtern in ein Landhaus, das sie günstig bei einer Zwangsversteigerung erworben haben. Schon in der ersten Nacht gehen merkwürdige Dinge vor sich: alle Uhren bleiben stehen, ein modriger Geruch erfüllt die Räume und die Kinder werden von Alpträumen geplagt. Diese Vorkommnisse verstärken sich rasant und die Ehefrau sucht Ed und Lorraine Warren auf und überredet die Wissenschaftler für paranormale Phänomene zu einem Besuch des Spukhauses. Sofort spüren die Experten, daß dieses Haus von verstorbenen Geistern heimgesucht wird, daß vielleicht der Teufel selbst seine Hände im Spiel hat. Von Exorzismus ist die Rede.
Der Plot sieht zunächst nach einem handelsüblichen Horror aus, wie man ihn mehrmals im Jahr im Kino erleben kann. Doch James Wan arbeitet auf dieser Grundlage sehr subtil mit dem, was uns Furcht einjagt und stellt die Rituale des Genres zur Schau – nicht um sie zu demaskieren, sondern um uns zu sagen: „Seht her! Es funktioniert auch dieses Mal!“. Der Horror im Film ist konkret und sichtbar, er ist metaphysisch und nimmt dennoch Gestalt an. Bemerkenswert ist, daß hier nicht der Versuch unternommen wird, den Exorzismus als Scharlatanerie zu entlarven und auch der Katholizismus als Wahrheitsreligion wird nie in Frage gestellt. Conjuring – Die Heimsuchung ist, so verrückt das klingen mag, ein ungeheuer frommer Film, der von der Kraft (und der Brutalität) des Glaubens erzählt.