Cyber-Horror mit sexy Monster

03.06.2010 - 08:50 Uhr
Das Monsterchen und die Wissenschaftlerin
Senator
Das Monsterchen und die Wissenschaftlerin
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Vincenzo Natali verstärkt sein Engagement im Horror-Genre. Mit seinem neuen Film Splice stellt er erneut die Frage nach der Beziehung von Wissenschaft und Ethik, denn ein Genexperiment gerät außer Kontrolle.

Splicing, das bedeutet in der Biologie das Zusammenkleben zweier verschiedener Gene. Heute praktizieren Genforscher Splicing bei Maispflanzen mit Resistenzgenen, oder bei einer Fruchtfliege, in dem sie ihnen vier Flügel aufsetzen. Wie weit die Technologie wirklich gehen kann, darum dreht sich der neue Film Splice – Das Genexperiment von Vincenzo Natali.

Der Mythos der Mischwesen
Schon über Jahrtausende erzählt die Mythologie von Mischwesen aus Mensch und Tier, sogenannten Chimären. Heutzutage gibt es zumindest in der Theorie schon Überlegungen, solche Wesen im Reagenzglas zu züchten. In Splice – Das Genexperiment haben die beiden Protagonisten ursprünglich den Auftrag bekommen, neue Zellkulturen für medizinische Forschungen zu entwickeln. Doch ihr Forscherdrang nimmt eine andere Richtung. Adrien Brody bekommt Sarah Polley (Mein Leben ohne mich) an seine Seite. Die beiden jungen Wissenschaftler tragen die Namen Clive und Elsa und buhlen um die Gunst ihres Geldgebers, eines Pharmakonzerns. Darüber hinaus prickelt es zwischen den beiden. Das Labor steht schon kurz vor der Schließung, als beiden endlich ein Durchbruch gelingt: die Produktion eines Mischwesens aus Mensch und Tier im Reagenzglas.

Vincenzo Natali und seine Filmexperimente
Menschen, Zahlen, Apparate und Grausamkeiten standen in Natalis Erstling Cube im Zentrum der Handlung. Durch diesen Film schuf er eine Art intelligenten Techno-Horror. Der deutsche Untertitel für Natalis neuen Film lautet “Das Genexperiment”. Was wäre schon ein Labor-Horrorfilm ohne ein Experiment, das außer Kontrolle gerät?

Natali über seinen Hauptdarsteller
Mit Adrien Brody steht ein Ausnahmetalent im Cast von Splice – Das Genexperiment. Im Jahre 2003 überzeugte Brody die Oscar-Jury als jüdischer Konzertpianist in Polanskis Der Pianist, thematisch meilenweit entfernt von seiner Rolle in Splice – Das Genexperiment als smarter Genforscher. Vincenzo Natali schätzt an Brody nach eigenen Angaben seine einfühlsame Art. Normalerweise wäre solch ein Wissenschaftler, der im Dienste dubioser Forschung stünde, nicht gerade eine Sympathiefigur. Doch Adrien Brody “verwandelt Clive in eine Person, über die man mehr erfahren möchte”, so Natali. Nebenbei, Adrien Brodys neuester Sprung nach Splice wird eine Rolle in Woody Allens Ich sehe den Mann deiner Träume sein, den Woody Allen demnächst mit Carla Bruni und Owen Wilson in Paris dreht.

Nur ein Film nach Formel XY?
Splice – Das Genexperiment vereint Forscherromanze mit Monsterfilm, denn das Monsterchen schiebt sich gehörig in die Beziehung der beiden Wissenschaftler hinein. Dass der Film nicht zum 0-8-15 verkommt, liegt vor allem an der Regie und am Szenenbild, das einen bedrückenden Noir entstehen lässt. Bei der Besetzung der beiden Protagonisten kann der Kinobesucher sicher auch von einer glaubhaften, nicht an der Oberfläche dümpelnden Figurenentwicklung ausgehen. Und auch Gender-Enthusiasten kommen auf ihre Kosten, betrachten sie die Entwicklung des Monsters zur tierischen Lady.

Die Stimmen der Kritiker
Die Herren und Damen der Kritikerwelt stufen den Film größtenteils als sehenswert ein. Gewisse besondere Innovationen des Films werden dabei besonders hervorgehoben. Felicitas Kleiner vom Filmdienst etwa betont die Genderfrage und die Auflösung klassischer Geschlechterrollen sowie die ungewollte Familienneugründung: “Es schwingt zwar ein unangenehmer reaktionärer Unterton mit, wenn die Verwischung bzw. Auflösung klassischer Geschlechterrollen einmal mehr zur tödlichen Bedrohung stilisiert wird; die Darsteller bewahren ihre Figuren jedoch vor allzu plakativen moralischen Zuschreibungen, Natali gelingt mit dieser kammerspielartigen Laboruntersuchung einer unheiligen Familie ein interessanter Genrefilm.” Eric D. Snider von der englischsprachigen Seite film.com betont, dass Splice – Das Genexperiment seine Erwartungen erfüllt: “Man erwartet so manche Dinge bei Filmen wie diesen und die meisten davon passieren hier auch.” Volker Massazek von programmkino.de beschreibt Splice – Das Genexperiment als Mischung zwischen Ödipuskomplex und Moralapostelfilm: “Splice entwickelt sich, den Genre-Regeln folgend, zu einer blutigen Angelegenheit. Abstoßender und eindringlicher aber ist der fein angelegte Elektra-Komplex, der mit der Wucht des Ödipus-Stoffes daran gemahnt, dass es Tabus gibt, die nicht ungestraft durchbrochen werden können.”

Als Video des Tages könnt ihr heute den Trailer zum Laborhorrorfilm Splice – Das Genexperiment sehen:


Splice – Das Genexperiment startet heute, am 03. Juni, in den deutschen Kinos. In unserem Kinoprogramm könnt Ihr sehen, wo der Film in Eurer Nähe läuft. Mehr zum Film erfährst du im Horror-Club, wo auch regelmäßig Preview-Tickets verlost und Special aus dem Bereich Horror angeboten werden!

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