Das neue Men in Black hat Will Smith gar nicht nötig

16.06.2019 - 10:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Men in Black: InternationalSony
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Mit den Marvel-Stars Chris Hemsworth und Tessa Thompson hat sich Men in Black: International ein Traum-Duo geangelt. Will Smith gerät dabei (fast) in Vergessenheit.

Will Smith drehte Men in Black 1997 auf dem Höhepunkt seiner damals noch relativ jungen Karriere. Er verknüpfte sein Gesicht untrennbar mit erfolgreichen Sommerblockbustern, deren Einfluss wir noch heute spüren. In den Sommern 1995 und 1996 brachte er die irrsinnig erfolgreichen Bad Boys und Independence Day in die Kinos, woraus der Will Smith-Blockbuster entstand. Harte Action-Settings, Drogenkriege und Alieninvasionen wurden um Smiths Prince of Bel Air-Persönlichkeit herum aufgebaut.

  • Men in Black ist ein Will Smith-Film, der ohne Will Smith eigentlich nicht funktionieren kann.
  • Men in Black: International findet in Tessa Thompson und Chris Hemsworth großartigen Ersatz.
  • Das Reboot fühlt sich trotzdem leblos an. Woran liegt das?
  • Schlechter Start für Men in Black: International

Smith prägte so einen neuen Typus des postmodernen Spaßblockbusters, was ihn zu einem der größten Filmstars der 90er machte. Es war ein Jahrzehnt, in dem das Mainstream-Kino sich vor nichts und niemandem fürchtete. Bruce Willis verprügelte Meteoriten und Ben Affleck. Will Smith ohrfeigte kreischende Aliens. Jedes Franchise, in dem Will Smith in dieser Epoche mitspielte, besteht aus Smith-DNA, es atmet Will Smith. So auch Men in Black.

Warum Men in Black auch ohne Will Smith funktionieren kann

Als vor zwei Jahren also Men in Black: International angekündigt wurde - ohne Will Smith - zweifelten Fans der Reihe sicher nicht zu Unrecht an der Tragfähigkeit des Konzepts. Men in Black wurde auf dem Will Smith-Fundament erbaut.

Wie stabil ist ein Gebäude, dem man das Fundament wegreißt?

Chris Hemsworth

Men in Black: International zeigt, dass Will Smith zumindest nicht unverzichtbar für die Reihe ist. F. Gary Gray, der den ersten Fast and Furious nach Paul Walkers Tod drehen musste, hat die Reihe nicht neu erfunden. Er trieb mit Tessa Thompson und Chris Hemsworth jedoch adäquaten Will Smith-Ersatz auf.

Men in Black: Mit Marvel-Power zum Erfolg?

Hemsworth und Thompson kennen sich aus dem MCU-Franchise. In Thor 3, einem klassischen Buddy-Movie, spielt Thompson die chaotische Valkyrie und Hemsworth einen etwas verplanten Thor. Sie treffen sich in schwierigen Lebensphasen. In Men in Black: International sehen wir eine ähnliche Konstellation.

Thompson ist die neugierige, staunende, aber scharfsinnige Anfängerin. In einer Szene streichelt sie ein pelziges Alien, das sich daraufhin vervielfacht und ein schreckliches Chaos anrichtet. Wie der Ball, der in Men in Black 1 die MIB-Zentrale verwüstet.

Hemsworth wiederum spielt einen desillusionierten Agenten, der die Regeln der Men in Black-Organisation nicht wirklich ernst nimmt. Der Film schickt M (Thompson) und H (Hemsworth) mit diesen Fehlern auf eine Mission um die Welt. Jeder reibt dem anderen seine Schwächen unter die Nase.

Chris Hemsworth plus Tessa Thompson: Warum funktioniert das so gut?

Dafür müssen wir uns die beiden Stars mal genauer anschauen. Wenn Tessa Thompson alleine in einem Raum steht, ist sie der Mensch, der alle Blicke auf sich zieht. Dasselbe gilt auf andere Weise für Chris Hemsworth. Beide sind hochattraktiv, Persönlichkeit, Coolness, Stil und Charme trieft ihnen aus allen Poren.

Tessa Thompson muss ihre lähmende Ausstrahlung aus Westworld für ihre Men in Black-Figur etwas runterfahren.

Sie ist so cool, sie liket regelmäßig einen ihr gewidmeten Twitter-Account, der Tessa as Goats  (Tessa als Ziege) heißt.

Hemsworths Thor wiederum mauserte sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Marvel-Charaktere. Aus dem Avengers-Team hat vor allem er die selbstironischen Gesten von Will Smith verinnerlicht, zuletzt in Endgame perfektioniert und in Men in Black wieder angewendet.

Chris Hemsworth und Tessa Thompson

Men in Black: International will die unterhaltsamen Funken einfangen, die das Aufeinanderprallen dieser Schauspieler bewirkt. Der ganze Film ist auf die Coolness von Tessa Thompson und die Selbstironie von Chris Hemsworth ausgerichtet. Coolness und Selbstironie sind auch zufällig die beiden größten Will Smith-Attribute in den Men in Black-Filmen

Das ist die Strategie des Films: Beide Figuren, M und H, vereinen die wichtigsten Eigenschaften von Will Smiths J.

Aber was ist eigentlich mit dem Gegenpart von Will Smith in den Men in Black-Filmen, der (mindestens) genauso wichtig ist. Hier fangen, bei allen Stärken des Duos Hemsworth und Thompson auch die Probleme an. (Die übrigens auch Liam Neeson nicht löst, sorry.)

Das neue Men in Black braucht einen neuen Tommy Lee Jones

Ganz kurz nochmal zurück zum MCU, denn hier liegt des Pudels Kern. Die legitimen Nachfolger der 90er-Jahre-Will Smith-Filme sind die Avengers und das MCU, die unfassbar ernste und blutige Themen mit Humor brechen (schaut euch mal die große Yondu-Abschlacht-Szene in Guardians of the Galaxy 2 an - ohne die ironische Note wäre der Film auf dem Index).

Auch in Men in Black gibt es immer was zu lachen. Thompson und Hemsworth harmonieren großartig, sie liefern sich witzige Schlagabtausche wie in Thor 3. Ihr werdet aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommen.

Das macht den Film aber manchmal sehr glatt und rutschig, ich bekam ihn nicht zu fassen. J und H haben sich selbst, doch sie bräuchten ein melancholisches, trockenes Gegengewicht und keinen weiteren Alien-Sidekick.

Sie brauchen Tommy Lee Jones. Bei dem ganzen Style, der ganzen Coolness, der Selbstironie vergisst Men in Black: International von Beginn an ein erdendes Element der Art Agent K. In dessen traurigen Augenfalten vergrub sich Traurigkeit und Sehnsucht. K war zuständig für die Verbindung zu etwas Größerem, einer Men in Black-Mythologie. Die konnte auch Will Smith nie liefern, denn der war mit Witzemachen beschäftigt.

Fehlt euch Will Smith in Men in Black: International?

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