Die Stranger Things-Klage - Das kann im schlimmsten Fall mit der Serie passieren

12.04.2018 - 16:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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Die Idee zu Stranger Things sollen die Erfinder geklaut haben. Nun werden sie verklagt. Wie aussichtsreich die Klage ist und was im schlimmsten Fall passieren kann, lest ihr hier.

Die Erfinder des Netflix-Kronjuwels Stranger Things müssen sich seit letzter Woche mit einer ernsthaften Klage auseinandersetzen. Die Duffer-Brüder, so behauptet Kläger Charlie Kessler, hätten die Idee zur Serie von ihm geklaut. 2012 hatte Kessler einen Kurzfilm namens Montauk fertiggestellt, in dem es um einen verschwundenen Jungen und die geheimen Machenschaften der amerikanischen Regierung geht. Auch die Idee zu einer thematisch ähnlichen Serie existierte angeblich bereits in Kesslers Kopf, bevor die Duffer-Brüder darauf kamen.

Die Klage fußt vor allem auf einem Treffen von Kessler und den Duffer-Brüdern, das 2014 auf einem Filmfestival stattgefunden haben soll. Hier schlug Kessler den Brüdern seine Montauk-Idee vor, behauptet er. Stranger Things hätten die Duffers anschließend ohne Kessler entwickelt, jedoch unter dem Arbeitstitel Montauk , was allerdings schon länger bekannt ist. Das allein klingt auch viel verfänglicher, als es eigentlich ist. Die Montauk-Verschwörungstheorie  ist recht populär und keineswegs auf dem Mist von Charlie Kessler gewachsen. Auch die Duffers bestreiten über ihren Anwalt die Vorwürfe vehement. Kessler habe mit dem Erschaffungsprozess von Stranger Things nicht in Berührung gestanden, die Vorwürfe seien komplett haltlos.

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Aber auch das ist natürlich Anwaltspalaver und schon Teil der Verteidigungsstrategie. Das Schicksal von Stranger Things auf Netflix und das ihrer Erfinder hängt von anderen Faktoren ab als dem, wo sich die Autoren unlauter bedienten und wovon sie sich inspirieren ließen, also dem Unterschied zwischen Hommage und Plagiat . Um herauszufinden, welches Schicksal Stranger Things droht, hat Digital Spy  mit Anwälten gesprochen, die ihre Einschätzung zu dem Fall abgegeben haben. Daraus ergeben sich vier Möglichkeiten, wie die Klage ausgehen kann, die mal drastischer, mal harmloser für Stranger Things ausfallen.

  • Möglichkeit 1 - Die vollständige Einstellung der Arbeit an der Serie

"Hört auf, meine Konzepte zu nutzen", fordert Kessler etwa. Käme Kessler damit durch und könnte beweisen, dass die Duffers seine Konzepte für ihre Serie genutzt haben, müssten die Brüder die Arbeit an ihrer Serie einstellen. Es würde keine weiteren Staffeln nach der 2. aus dem letzten Jahr geben.

  • Möglichkeit 2 - Die komplette Löschung der Serie auf Netflix

Kessler fordert: "Zerstört jegliches Material, das auf diesen [seinen] Konzepten basiert." Stimmt das Gericht (noch ist gar nicht sicher, ob der Fall überhaupt vor Gericht landet, dazu gleich mehr) dieser Forderung zu, müssten die ersten zwei Staffeln von Stranger Things von der Streaming-Plattform verschwinden. Aber das ist der unwahrscheinlichste Ausgang des Falls und gleichzeitig der für Netflix und die Duffers ungünstigste.

  • Möglichkeit 3 - Eine außergerichtliche Einigung
Das ist die wahrscheinlichste Variante. Nach Einschätzung der konsultierten Anwälte sind die Forderungen Kesslers "ziemlich hanebüchen und es ist sehr sehr unwahrscheinlich, dass die Serie Netflix entzogen wird."

Tatsächlich läuft alles auf eine außergerichtliche Einigung hinaus, die insgeheim wohl auch Kessler anstrebt. In diesem juristischen Gedankenspiel pokert Kessler. Er stellt die höchsten Forderungen und hofft, dass Netflix und die Duffer-Brüder die Angelegenheit schnell beilegen wollen und den einfachen Ausweg suchen: einen Vergleich. In diesem Fall könnte Kessler eine finanzielle Entschädigung erhalten. Die meisten Plagiats-Fälle werden auf diese Weise gelöst, sehr wenige Klagen gehen überhaupt vor Gericht. Sowas geschieht meist hinter den Kulissen, womöglich hören wir nie wieder von diesem Fall, und alles geht genauso weiter, wie geplant. Die 3. Staffel von Stranger Things kommt, danach eine 4. usw. usf.

  • Möglichkeit 4 - Gar nichts passiert

Wenn Kesslers Anschuldigungen sich tatsächlich als vollkommen haltlos herausstellen, bleibt ihm nicht einmal mehr der Vergleich. Er geht mit leeren Händen aus der Klage hervor. Das ist durchaus möglich, denn um ein Plagiat durch die Duffers zu belegen, muss Kessler harte Beweise vorlegen.

Über die verfügt angeblich aber eher die Gegenseite. Der Anwalt der Duffers ließ TMZ  wissen, dass ihm Dokumente vorlägen, die beweisen würden, dass die Duffer-Brüder ihre Stranger Things-Ideen bereits 2010 (also lange vor dem Kurzfilm Montauk und noch länger vor dem Gespräch mit Kessler) ausgebrütet haben. In Mails hätten die Brüder mit Ideen jongliert, die sich auf eine Serie beziehen, die "real," und "paranormal" ist und in einem düsteren Achtziger-Jahre-Setting spielt. In einer anderen Mail hieß es weiter, die Serie sollte in einer Stadt namens Montauk spielen. Wenn das alles stimmt, ließen sich die Duffer-Brüder also höchstens von Kessler inspirieren. Damit würde Kessler, zumindest in dieser Hinsicht, nichts von Steven Spielberg, Stephen King und Ridley Scott unterscheiden.

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