Jüngere Anime-Fans wissen heute gar nicht, wie gut sie es eigentlich haben. Unsereins hatte damals kein Crunchyroll oder Anime on Demand, wir mussten uns auf Youtube und MyVideo verlassen, bevor dort auf Sachen wie Copyrights geachtet wurde. Animes für jede Folge in drei Teilen hochgeladen, mit jeweils zehn, zehn und drei Minuten. Mehr ließen die Seiten nicht zu. In Auflösung von bestenfalls 360p, mehr hätten die Leitungen damals sowieso nicht geschafft. Und selbst das fühlte sich wie ein Luxus an, vergleichen wir das mit der Situation nur wenige Jahre vorher.
Ein Meme war geboren
Denn ohne das Internet gestaltete sich die Verbreitung von Anime wesentlich schwieriger. Außerhalb Japans begann das Medium gerade, über Fernsehen und Videotheken Fuß zu fassen, dementsprechend lagen die offiziellen Veröffentlichungen, wenn es diese überhaupt gab, um Jahre zurück. Eine schnellere, wenn auch wesentlich weniger elegantere und rechtlich durchaus fragwürdige Alternative bot die damalige Fansub-Kultur, die japanische Fernsehausstrahlungen in ihre Finger bekam, selbst untertitelte und über VHS-Kopien verbreitete. Ohne Bindung an Vorgaben der Lizenzträger ließen sich diese Gruppen einige gestalterische Freiheiten und ergänzte ihre Arbeit durch persönliche Noten. Seien es Danksagungen, interne Running Gags oder das Anprangern eigener Widersacher. Auftritt Miami Mike, zu sehen auf einer Videokassette zu Dragon Ball Z:
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Präsentiert von Ctenosaur Video. OHNE Dank an: Miami Mike - Ich weiß noch, was du mir auf der DragonCon angetan hast.
Wie allein an der Bildqualität zu erkennen sein dürfte, liegt der Fall schon Jahrzehnte zurück, und verbreitete sich auch im Internet als Meme, das vor allem offene Fragen zurückließ. Wer war Mike und was hatte er Ctenosaur Video angetan? Doch blieben die Anime-Fans ohne Hoffnung auf eine Aufklärung über die Geschehnisse dieser schicksalhaften DragonCon. Bis einer Podcasterin durch Zufall die Visitenkarte des Ladens Anime Hurricane in die Hände fiel, auf der auch der Name Miami Mike vermerkt war, sowie der eines seiner Kollegen, Pat. Der erklärte sich bereit dafür, sie über die Hintergründe aufzuklären. Eine Einführung zur ganzen Geschichte findet sich auf Anime News Network , der Hauptteil wurde im Anime Nostalgia Podcast festgehalten. Beides dient als hervorragende Dokumentation des Anime-Fandoms vergangener Zeiten, der sich in ähnlicher Form auch hierzulande wiederfinden dürfte.
Wer war Miami Mike?
Hier haben wir eine kurze Zusammenfassung für euch: Anime Hurricane begann ursprünglich als Laden für Comics, stieg aber kurz darauf in den aktuellen Anime-Boom ein. Dies stellte sich als das profitabelste Angebot des Shops heraus, denn Anime und dazugehöriges Merchandise inklusive Fansubs aus verschiedenen Quellen brachte den Betreibern die größten Einnahmen. Der Laden war auch auf Conventions wie der DragonCon vertreten, wo eines der Mitglieder von Ctenosaur Video ein paar Kassetten gegen Merchandise eintauschte. Die Kassetten waren wohl für den privaten Gebrauch gedacht, aber Miami Mike sah dies anders, fertigte Kopien dieser an und verkaufte sie weiter, wodurch Ctenosaur Profit verlor.
Es erklärt auch die sehr vage Andeutung in dem Video, denn Fansubs für Profit weiterzuverkaufen, statt sich nur Zeit- und Materialaufwand entschädigen zu lassen, galt selbst damals als eher unanständig, wie zahlreiche Subber in ihren Disclaimern festhielten.
Wart ihr schon mit dem Fall Miami Mike vertraut? Kennt ihr ähnliche Geschichten aus der Zeit?