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Ein kleiner Blick auf den Film "Un Genio, due Compari, un Pollo"

04.01.2016 - 18:40 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Zwei Jahre sind seit dem Film Mein Name ist Nobody vergangen und noch einmal wollte er es wissen. Noch einmal wollte er einen lustigen Western drehen. Noch einmal die Anerkennung ernten die er einst für seine Klassiker wie „Für eine Handvoll Dollar“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“ geerntet hatte. Noch einmal wollte Sergio Leone den von ihm so geliebten Western auf die große Leinwand bringen. Doch sollte es dieses Mal ganz anders werden.

1974; Die sexuelle Revolution ist auf der Leinwand im vollen Gange. Nacktheit und Sex werden in Filmen zelebriert wie nie zuvor. Frankreich schickte seinen Exportschlager an allen Fronten, Moiu-Moiu. Die kleine zierliche Blondine nannte sich deswegen so weil Ihre Stimme den Klängen einer Katze ähnelte. Neben Gerad Depardieu spielte sie in dem Film „Les Valseuses“ (umgangssprachlich „Die Eier“ / „Die Hoden“) eine Frisörin und geizte nicht mit Ihren Reißen. Der Film der in Deutschland als „Die Ausgebufften“ in den Kinos anlief wurde ebenfalls von Leone gesehen. Dieser war begeistert!


Die dort gezeigte Handlung wollte er in einem Western verpacken. So wie er es einst bei „Für eine Handvoll Dollar“ getan hatte. Wie in dem vorherigen Projekt wollte Leone ebenfalls nicht an der Regie beteiligt sein. Diesmal wollte Leone alles richtig machen. Alle Fehler begleichen die er seiner Meinung nach in „Mein Name ist Nobody“ getan hatte, z.bsp dem Regisseur mehr Freiraum geben. Ein Fehler wie sich später her rausstellen sollte. Auf dem Regiestuhl durfte Damiano Damiani Platz nehmen. Dieser hatte jedoch im Genre der Komödie keine Erfahrungen. So begeisterte er Kritiker und Publikum eher mit Krimi/Thriller.

Klar war für Leone ebenfalls, das er erneut auf den Erfolg von Terence Hill setzen musste und beschloss diesen als Hauptdarsteller einzusetzen. Begeistert von dem Film „Die Ausgebufften“ war klar das die weibliche Hauptrolle an Moiu-Moiu ging. Mit diesen Beiden, so versprach sich Leone einen vielversprechenden Hit landen zu können. Obgleich das nun entstanden Skript sehr an den Robert Redford-Paul Newman- KlassikerDer Clou“ erinnerte.


Die dritte Hauptrolle ging an den kanadischen Musiker Robert Charlebrois. Ebenso ließen sich die Schauspieler Klaus Kinski oder Raimund Harmstorff nicht lange bitten. Jeder Einzelne empfand es als Ehre eine Rolle vom Maestro angeboten zu bekommen. Weshalb sie auch im Vorfeld keinen Blick auf das Skript werfen wollten. Sie vertrauten Leone.

Dieser Film sollte im Gegensatz zu früheren Leone-Streifen ein sehr viel jüngeres Publikum ansprechen. Dies wird in der unter Fans oft gelobten Szene mit Terence Hill und Klaus Kinski sehr gut sichtbar. Denn diese Szene zeigt was hätte aus dem Film werden können. Meiner Meinung nach hat es auch ganz gut funktioniert. Denn als kleiner Knirps war ich steht’s von dem Film recht angetan.

Abgesehen von der sehr stilistischen Eröffnungszene weißt dieser Film keine Handschrift Leone´s auf. Er gab es nie zu aber das eine Mal nahm er dann doch auf dem Regiestuhl Platz. Angeblich aus Zeitgründen. Aber auch hier merkt man, das Leone sich im Kreis bewegt. Wieder wird ein Mann von ankommenden Reitern in Todesangst versetzt und wieder wird die Spannung bis zum zerbersten zelebriert. Auch Terence Hill merkte man an, dass ihm diese Rolle des Joe Thanks (nein nicht Nobody) weniger Spaß machte als wie die eben genannte.


Ebenso fühlt bzw. klingt der Score von Ennio Morricone. Denn die sonst so typisch für ihn komponierte Musik tut es dem so verworrenen Plot gleich und ist eher mit sich selbst beschäftigt. Fragen auf die Handlung beantwortet Terence Hill steht´s ungewohnt wortkarg. Denn diese ist für Leone-Filme diesmal untypisch verschachtelt und so findet sich der Zuschauer am Ende ebenso wieder wie der Charakter von Robert Charlebois, verwirrt und fragend was nun eigentlich alles passiert sei. Da merkt man nicht nur Terence Hill die Enttäuschung über diesen Film an.

Trotz des recht angemessenen Budget´s sah man es offenbar auch nicht als notwendig die jeweiligen Flaggen der Bundesstaaten anzufertigen. So darf man im Büro des Major Cabot die Flagge der EU sowie der DDR betrachten. Ob als Gag gemeint oder auch nicht rückt es den Film nicht in ein besseres Licht. Zum Ärgernis des Teams wurden dann auch noch Filmaufnahmen während der Arbeiten gestohlen. Weshalb einige Szenen sehr unscharf wirken. So nahm man an Material was nicht für den fertigen Film vorgesehen war und passte es den bisherigen Aufnahmen an. Körnig und unscharf waren das Endresultat der Bearbeitung dieser Szenen. Bis heute wurde nicht bekannt wer die Diebe waren und wo das Material sich befindet.


Finanziell blieb „Un Genio, due Compari, un Pollo“ weit hinter den Erwartungen. Da half es auch nicht, dass er in Deutschland als „Nobody ist der Größe“ betitelt wurde oder gar in Portugal als neuer Trinity-Western angepriesen wurde. Leone hatte viel riskiert und alles verspielt.

Leone verlor nur selten ein Wort über diesen Film. Auch in seiner Biografie „Something to do with Death“ die 580 Seiten umfasst bekam der Film davon (nur) 3 ab.

„Damiani habe keinen Humor gehabt“: sagte er: „Der Film hat mich so sehr enttäuscht, dass ich beschloss nie mehr einen Western zu machen.“

Es sollte dann noch 7 Jahre dauern bis er endlich nach mehr als 15 Jahren Arbeit sein Herzensprojekt verwirklichen durfte. „Es war einmal in Amerika“ sollte Ihm auch von den Amerikanern wieder den Ruhm und die Begeisterung einbringen die er lange vermisste. Seine Machart der Western sollte 4 Jahre nach seinem Tod am 30.04.1989 schließlich die Anerkennung bekommen, die sich Leone steht´s gewünscht hatte. Der Regisseur und Hauptdarsteller war ausgerechnet sein Schützling Clint Eastwood und der Film „Unforgiven“.

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