Eine besessene Isabelle Huppert in White Material

15.05.2014 - 18:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Isabelle Huppert in White Material
Artificial Eye
Isabelle Huppert in White Material
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Ganz ohne Die-Weiße-Massai-Romantisierung widmet sich Claire Denis in ihrem hypnotischen Thriller-Drama White Material den Überbleibseln des Kolonialismus. 3Sat zeigt heute den mit Isabelle Huppert, Christopher Lambert und Isaach de Bankolé stark besetzten Film, den es in Deutschland nicht einmal auf DVD gibt.

Wer bei der Synopsis ein Jenseits von Afrika oder Die weiße Massai erwartet, liegt im Fall von White Material völlig falsch. Weder lässt sich Regisseurin Claire Denis in ihrem 2009 veröffentlichten Film zu Exotismus und Romantisierung hinreißen. Noch nutzt sie den in einem nicht näher genannten afrikanischen Land spielenden Film dazu, wie Mord unter Zeugen und andere mit dem weißen Finger auf den klischeehaft unzivilisiert gezeichneten schwarzen Kontinent zu zeigen. Stattdessen konzentriert sich Denis in ihrem hypnotischen Bilderstrom auf die Überbleibsel des Kolonialismus in einer postkolonialen Welt. Denn Kaffeeplantagenbesitzerin Isabelle Huppert findet sich darin in einem Bürgerkrieg wieder. Ihre Heimat aber will die Besessene nicht verlassen und nimmt dafür auch große Verluste in Kauf.

Worum es in White Material geht:
Die zeitgenössische Geschichte von White Material spielt in Afrika in einer Zeit von Unruhen und Rebellion. Maria, eine weiße Frau, will trotz des gefährlichen Umfeldes ihre Kaffee-Ernte nicht aufgeben. Sie möchte einfach nicht die Gefahr sehen, der sie sich selbst und auch ihrer Familie aussetzt. Die Plantage hat bereits drei Generationen überlebt. André (Christopher Lambert), ihr Ex-Mann und der Vater ihres ältesten Sohnes, fürchtet die Blindheit, die Hartnäckigkeit und den Stolz von Maria. Er beschließt, ohne ihr Wissen, die Flucht der Familie, die Rückführung nach Frankreich. André glaubt nicht mehr an den Wert des Kaffees.

“Mit Kameramann Yves Cape und Co-Autorin Maria N’Diaye arbeitend, legt Denis einen atemberaubenden und doch beiläufigen Sinn fürs Visuelle an den Tag. Als würde sie mit Film malen, enthüllt sie beispielsweise die unerwartete Schönheit von Rauch, der, durch Brandstiftung entstanden, träge durch die Bäume zieht. Wenn man die brütende Musik der britischen Band Tindersticks dazu rechnet, ist das Resultat eine düstere, bewegende Stimmung.” (L.A. Times) Die Tindersticks sorgten im Übrigen auch für den Soundtrack zu Denis’ Les Salauds – Dreckskerle, der es in Deutschland Ende letzten Jahres sogar ins Kino geschafft hat.

Heute im TV: White Material (2009)
Wann: 22:25 Uhr
Wo: 3Sat

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