Eine Perle Ewigkeit gibt es in Peru

05.11.2009 - 08:52 Uhr
Eine Perle Ewigkeit
Neue Visionen
Eine Perle Ewigkeit
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Der diesjährige Berlinale-Gewinner Eine Perle Ewigkeit kommt in die Kinos. Erzählt wird von der Last der bedrückenden Vergangenheit des Landes … und das mit vielen wunderschönen Bildern vom rauen Leben.

Die peruanische Regisseurin Claudia Llosa arbeitet in ihrem Film Eine Perle Ewigkeit die bedrückende Vergangenheit ihres Landes auf: Die im Jahre 2001 eingesetzte peruanische “Wahrheitskommission” hat für den Zeitraum von 1980 bis 2000 fast 70.000 ermordete Menschen, unzählige Vergewaltigungen, Entführungen und andere Menschenrechtsverletzungen verzeichnet. In Eine Perle Ewigkeit leidet Fausta unter der “Milch des Leids”, einer Krankheit, die durch die Muttermilch übertragen wird. Es ist dies keine Krankheit, die durch Bakterien oder Ansteckung herbeigeführt wird – von ihr betroffen sind ausschließlich Frauen, die in Peru während der Jahre des terroristischen Kampfes misshandelt oder vergewaltigt wurden. Diese schlimme Zeit ist längst Vergangenheit. In Fausta aber ist sie lebendig. Ihre Krankheit heißt Angst und hat ihr die Seele geraubt.

Auf der diesjährigen Berlinale erhielt Eine Perle Ewigkeit den Goldenen Bären als Bester Film. Die Kritiker finden das durchweg gut. Laut Birgit Glombitza von der taz findet der Film starke Bilder dafür, wie Traumata und Terror weiterleben. Eine Perle Ewigkeit “hat seine Stärken nicht unbedingt im dramaturgischen Feinschliff. Sie liegen in den puristischen Gesten, dem zurückgenommenem Spiel und vor allem in dem ikonenhaft strengen, klaren Gesicht seiner Heldin Fausta. Magaly Solier, die Claudia Llosa bereits im Vorgängerfilm Madeinusa für die Leinwand entdeckte, umhüllt ihre Figur mit einer anrührenden Melancholie.”

Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel sah mit Eine Perle Ewigkeit ein feministisches Manifest, aber eines der leisen Art, herausgebrochen aus einer Erfahrung des Schmerzes. "Es geht um den indianischen Volksglauben, dass sexuelle Gewalt die Muttermilch vergiftet und folglich das gestillte Kind lebenslang am Schrecken der mütterlichen Erfahrung leidet. Es geht, ohne dass dies im Film je verbalisiert würde, um die Zehntausende von Morden und Vergewaltigungen, die im Peru der Achtziger und Neunziger Jahre geschahen, während des Kriegs zwischen Regierungstruppen und der maoistischen Guerilla “Leuchtender Pfad”. Also: um ein nationales Trauma, das vor allem ein Frauen- und Müttertrauma ist. Und um ein kollektives Erinnerungstabu, das ein ganzes Volk einschnürt."

Gerhard Midding von der Berliner Zeitung ist über Eine Perle Ewigkeit geradezu begeistert. “Die außergewöhnliche, spröde Schönheit und konzentrierte Ernsthaftigkeit des Spiels von Magaly Solier sind der Angelpunkt jeder Szene. Die Kamera wird dabei zu einer Gefährtin, die ihr eine heikle Souveränität verleiht. Lange, ausdauernde Fahrten begleiten sie auf ihren Wegen. Sie scheint geradezu über die Kameraoperationen zu gebieten. Ihre Angst verwandelt sich dabei in eine Entschlossenheit, die Kraft schöpft aus dem starrköpfigen Festhalten an einer fixen Idee. Nur im Haus der Pianistin lenkt sie zunächst nicht die Bewegungen der Kamera. Claudia Llosa filmt die Räume als ein fremdes, einschüchterndes Terrain, in dem Fausta sich erst behaupten muss.”

Eine Perle Ewigkeit läuft ab heute in den deutschen Kinos. Wenn Ihr wissen wollt, ob in Eurer Nähe, dann schaut doch in unser Kinoprogramm.

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