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Enttäuschte Erwartungen werden zum "Serienkiller"

17.09.2014 - 03:22 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Das Dexter-Finale war ein "Serienkiller".
Showtime
Das Dexter-Finale war ein "Serienkiller".
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Ich sehe mich als Kino- und Filmfan in letzter Zeit immer häufiger mit einem meiner alten Probleme konfrontiert: enttäuschten Erwartungen.

Im Bezug auf das Kino bemühe ich mich seit vielen Jahren, möglichst unvoreingenommen an Filme heranzutreten. In frühen Teenagertagen haben geschickte Werbekampagnen, überzogene Filmtipps von Klassenkameraden oder irreführende DVD-Cover häufig dafür gesorgt, dass Filme für mich zu einer Enttäuschung wurden.

Blockbuster & B-Movies

Ich bin sicherlich nicht der einzige, der bei einem DVD-Blindkauf glaubte, auf eine Genre-Perle gestoßen zu sein, um sich einige Stunden später durch ein furchtbares B-Movie zu quälen. Es ist schon eine bittere Pille, wenn man das Taschengeld für das Machwerk eines drittklassigen Provinzregisseurs aus dem Fenster wirft. Ich bin sicherlich auch nicht der Einzige, der von einem gut gemachten Blockbuster enttäuscht wurde. Ich konnte mir diese Pleiten früher nicht so richtig erklären. Jung und leichtgläubig wurden meine Erwartungen häufig durch die Medien und begeisterte Freunde ins Unermessliche gesteigert. Verheißungsvolle Schilderungen haben so manchen Film vor meinem inneren Auge zu einem lebensverändernden Event werden lassen. Leider werden diesem astronomischen Maßstab die wenigsten Filme gerecht. Die Ernüchterung war aufgrund meiner lächerlich überzogenen Erwartungshaltung vorprogrammiert und ich schlich mit hängendem Kopf aus dem Kinosaal. Erfahrungen wie diese gehen an einem jungen Filmfan nicht spurlos vorbei. Ich begann mich langsam aber sicher, immer weniger auf Film-Tipps und Werbeversprechen zu verlassen. Ich bemühte mich stets, ohne eine zu genaue oder konkrete Erwartung auf einen neuen Film einzulassen und informierte mich absichtlich nicht besonders intensiv über kommende Streifen, die einen interessanten Eindruck machten. Das System funktionierte viele Jahre einwandfrei, aber heute sehe ich mich erneut mit massiven Enttäuschungen konfrontiert.

Altes Problem / Neues Format

Ich kann heutzutage mit Werbeversprechen, Kritikermeinungen und Film-Empfehlungen hervorragend umgehen. Filme machen mir Spaß und große Fehlgriffe bleiben in der Regel aus. Ich habe gelernt mit den äußeren Einflüssen umzugehen, aber das Problem greift heute von einem anderen Ort aus an, nämlich von Innen! Was hat sich geändert? Ich befasse mich inzwischen verstärkt mit Serien. Prison Break, Dexter und ganz besonders How I Met Your Mother haben mich mit ihrem Finale bitterlich frustriert vor dem Bildschirm zurückgelassen. Diese Enttäuschungen lassen die filmischen Fehltritte meiner Jugendtage ziemlich unbedeutend wirken. Ein schlechtes Serienfinale verhagelt mir ziemlich stark die Stimmung. Das Problem liegt hierbei auf der Hand. Man investiert in Serien deutlich mehr Zeit als in Filme. Mitunter wartet man sogar Jahre auf eine neue Staffel seiner Lieblingsserie, jedoch ist es schwer bei einem so zeitintensiven Format, die Distanz zu wahren. Es ist einfach nicht möglich, bei einer guten Serie unvoreingenommen zu bleiben. Man macht sich zwangsläufig Gedanken zum weiteren Verlauf der Geschichte und entwickelt eine gewisse Vorstellung davon, was einen noch erwartet.

Jeder kennt es!

Ein gutes Beispiel dafür, dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin, sind die emotionsgeladenen Diskussionen nach dem Serienfinale von How I Met Your Mother. Auch das Finale der Serie Dexter sorgte für hitzige Gemüter und angeregte Diskussionen. Ich will nicht sagen, dass Serien zwangsläufig auf eine gewaltige Enttäuschung hinauslaufen, aber sie haben das Potenzial dazu. Nach 50+ Stunden mit einer Serie trifft einen ein schwaches Finale deutlich stärker als bei einem Kinofilm von 120 Minuten. Die finale Episode kann mitunter zum „Serienkiller“ werden. Ich hoffe, dass Perlen wie Sherlock, Boardwalk Empire oder House of Cards ein so großartiges Finale spendiert wird wie The Killing oder Breaking Bad. Sie hätten es wirklich verdient!

Wie geht es euch mit diesem Problem?

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