Um schnellstens einen neuen Lebensgefährten zu finden, wird er in ein Hotel untergebracht, in dem andere Gleichgesinnte das gleiche Ziel verfolgen. Viel Zeit bleibt ihm nicht: 45 Tage, danach wird er in ein Tier seiner Wahl verwandelt und wieder entlassen.
Einzige Option, länger zu bleiben: Erfolgreich Loner (=Singles) zu jagen und zu betäuben. Für jeden Loner gibt's 1 Tag extra.
Viel mehr zur Geschichte möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht ausführen. So verschroben und eigensinnig sich die Story anhört, so verschroben und eigensinnig ist die Story auch. Ebenso die Charaktere, wunderbar grotesk geschrieben und bis in die kleinste Nebenrolle (ein lispelnder John C. Reilly, ein hinkender Ben Wishaw, Rachel Weisz, Léa Seydoux) ausgezeichnet besetzt. Allein Colin Farrells weinerliche Stimme und fabelhaftes Timing sind Grund genug, sich diese herrlich skurrile Satire anzuschauen.
Hinter all den originellen Gags, die nicht nur das Zwerchfell strapazieren, sondern bei all ihrem tiefschwarzen Humor auch schon mal im Hals stecken bleiben können, ist die sozialkritische Note klar als solche zu erkennen. Brillante Situationskomik und pointierte Seitenhiebe vereinen sich unter der Federführung von Yorgos Lanthimos zu einem bissigen Entwurf einer Dystopie, in der die moderne Beziehungskultur angeprangert wird und Singles von diesem System ausgegrenzt und verfolgt werden.
Keine Dystopie, sondern traurige Realität hingegen ist der Umstand, wie der Film hierzulande behandelt wird. Nicht nur, dass dem Festival-Liebling eine reguläre Kinoauswertung untersagt bleibt; Rechteinhaber Sony Pictures hat sich, wie es die deutsche Tradition verlangt, auch noch dazu entschieden, dem Film einen genialen Titelzusatz zu geben: "Hummer sind auch nur Menschen" steht dann auf dem Cover der Heimkinoveröffentlichung, welche ab dem 28. April im Handel erhältlich ist.
Bleibt zu hoffen, dass in diesem Fall die bewährte und immer noch effektivste Form des Marketings zum Tragen kommt: die gute, alte Mundpropaganda!